Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827.schändliche Vater hatte durch die Äbtissin von Wer konnte die wunderhübsche Erzählerin ſchaͤndliche Vater hatte durch die Äbtiſſin von Wer konnte die wunderhuͤbſche Erzaͤhlerin <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0223" n="217"/> ſchaͤndliche Vater hatte durch die Äbtiſſin von<lb/> deren fruͤhern Verhaͤltniſſen zu dem Freiherrn v.<lb/> Roſen gehoͤrt; ſie freut ſich, Rache an dem un¬<lb/> ſchuldigen Maͤdchen nehmen zu koͤnnen, und ver¬<lb/> abredet, nachdem ſie den elenden Commercienrath<lb/> auf alle Weiſe zugeſetzt, mit dieſem Adelinens<lb/> Einſperrung in's Kloſter, da ſie ſich in ſeine<lb/> Wuͤnſche nicht fuͤgen will. Die rohe Bosheit<lb/> verraͤth ſich leicht, und ſo durchſchaute die arme<lb/> Adeline ſehr bald den Zuſammenhang. Nicht die<lb/> traurige Ausſicht, auf ewig der Welt zu entſagen,<lb/> die ihr ſchon ſeit Jahren truͤbe und freudenleer<lb/> vorkam, ſondern nur die ſchaͤndliche, niedertraͤchtige<lb/> Behandlung der Äbtiſſin trieb ſie aus den Mauren<lb/> fort, die durch die Elende laͤngſt entwuͤrdigt waren.</p><lb/> <p>Wer konnte die wunderhuͤbſche Erzaͤhlerin<lb/> anſchaun, ohne im Innerſten ergriffen zu werden!<lb/> Wir hingen mit wahrer Gier an jedem Worte<lb/> was der kleine Roſenmund unter hundert herab¬<lb/> fallenden Thraͤnen ſprach, und wenn ich ſo recht<lb/> ordentlich daran dachte, daß ich mich vielleicht<lb/> ſchon am andern Morgen von Adelinen trennen,<lb/> ſie auf dieſer Welt wohl nie, nie wiederſehn<lb/> ſollte, da war mir's, als wuͤrde mir das arme,<lb/> bedraͤngte Herz mit gluͤhenden Zangen mitten<lb/> aus der Bruſt herausgeriſſen. Der Gedanke<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [217/0223]
ſchaͤndliche Vater hatte durch die Äbtiſſin von
deren fruͤhern Verhaͤltniſſen zu dem Freiherrn v.
Roſen gehoͤrt; ſie freut ſich, Rache an dem un¬
ſchuldigen Maͤdchen nehmen zu koͤnnen, und ver¬
abredet, nachdem ſie den elenden Commercienrath
auf alle Weiſe zugeſetzt, mit dieſem Adelinens
Einſperrung in's Kloſter, da ſie ſich in ſeine
Wuͤnſche nicht fuͤgen will. Die rohe Bosheit
verraͤth ſich leicht, und ſo durchſchaute die arme
Adeline ſehr bald den Zuſammenhang. Nicht die
traurige Ausſicht, auf ewig der Welt zu entſagen,
die ihr ſchon ſeit Jahren truͤbe und freudenleer
vorkam, ſondern nur die ſchaͤndliche, niedertraͤchtige
Behandlung der Äbtiſſin trieb ſie aus den Mauren
fort, die durch die Elende laͤngſt entwuͤrdigt waren.
Wer konnte die wunderhuͤbſche Erzaͤhlerin
anſchaun, ohne im Innerſten ergriffen zu werden!
Wir hingen mit wahrer Gier an jedem Worte
was der kleine Roſenmund unter hundert herab¬
fallenden Thraͤnen ſprach, und wenn ich ſo recht
ordentlich daran dachte, daß ich mich vielleicht
ſchon am andern Morgen von Adelinen trennen,
ſie auf dieſer Welt wohl nie, nie wiederſehn
ſollte, da war mir's, als wuͤrde mir das arme,
bedraͤngte Herz mit gluͤhenden Zangen mitten
aus der Bruſt herausgeriſſen. Der Gedanke
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