Namens nicht zu erinnern, wirft nun auf die junge, engelschöne Frau ihres angebeteten Lieblings einen tödtlichen, unmenschlichen Haß, sie wird gegen sich selbst zur Furie und gelobt sich, an der Unschuldigen Rache zu nehmen, indem sie sich einbildet, des Freiherrn junge Gemahlin habe sie durch alle schändlichen Künste der Koquetterie in seinen Augen herabgesetzt und verkleinert. Das liebenswürdige Weib wußte hiervon kaum ein Wort, wenn gleich ihrer Nebenbuhlerin un¬ kluges Benehmen allgemein bekannt war, und lebte in der Liebe zu ihrem Gatten die schönsten Stunden, da rief der unerbittliche, ernste Todes¬ engel den Heißgeliebten von ihrer Seite ab. Ihre Ehe hatte kaum sechs Jahre gedauert.
Wie oft irrt das menschliche Herz, dem die Zukunft dicht verschleiert ist! Sie wandte allen Fleiß auf die Erziehung ihres einzigen Kindes, Adeline, und nahm die ihr bezeigte Aufmerksam¬ keit des erwähnten Commercienraths, eines hab¬ süchtigen Heuchlers, für reine Freundschaft, und reicht ihm, in der Hoffnung, als Witwe in ihm einen kräftigen Schutz zu haben, nach einigen Jahren die Hand. Der Schändliche wollte nichts, als ihr Vermögen erringen, er zeigte sich bald in seiner wahren Gestalt, und machte die Arme
Namens nicht zu erinnern, wirft nun auf die junge, engelſchoͤne Frau ihres angebeteten Lieblings einen toͤdtlichen, unmenſchlichen Haß, ſie wird gegen ſich ſelbſt zur Furie und gelobt ſich, an der Unſchuldigen Rache zu nehmen, indem ſie ſich einbildet, des Freiherrn junge Gemahlin habe ſie durch alle ſchaͤndlichen Kuͤnſte der Koquetterie in ſeinen Augen herabgeſetzt und verkleinert. Das liebenswuͤrdige Weib wußte hiervon kaum ein Wort, wenn gleich ihrer Nebenbuhlerin un¬ kluges Benehmen allgemein bekannt war, und lebte in der Liebe zu ihrem Gatten die ſchoͤnſten Stunden, da rief der unerbittliche, ernſte Todes¬ engel den Heißgeliebten von ihrer Seite ab. Ihre Ehe hatte kaum ſechs Jahre gedauert.
Wie oft irrt das menſchliche Herz, dem die Zukunft dicht verſchleiert iſt! Sie wandte allen Fleiß auf die Erziehung ihres einzigen Kindes, Adeline, und nahm die ihr bezeigte Aufmerkſam¬ keit des erwaͤhnten Commercienraths, eines hab¬ ſuͤchtigen Heuchlers, fuͤr reine Freundſchaft, und reicht ihm, in der Hoffnung, als Witwe in ihm einen kraͤftigen Schutz zu haben, nach einigen Jahren die Hand. Der Schaͤndliche wollte nichts, als ihr Vermoͤgen erringen, er zeigte ſich bald in ſeiner wahren Geſtalt, und machte die Arme
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Namens nicht zu erinnern, wirft nun auf die
junge, engelſchoͤne Frau ihres angebeteten Lieblings
einen toͤdtlichen, unmenſchlichen Haß, ſie wird
gegen ſich ſelbſt zur Furie und gelobt ſich, an
der Unſchuldigen Rache zu nehmen, indem ſie ſich
einbildet, des Freiherrn junge Gemahlin habe ſie
durch alle ſchaͤndlichen Kuͤnſte der Koquetterie
in ſeinen Augen herabgeſetzt und verkleinert.
Das liebenswuͤrdige Weib wußte hiervon kaum
ein Wort, wenn gleich ihrer Nebenbuhlerin un¬
kluges Benehmen allgemein bekannt war, und
lebte in der Liebe zu ihrem Gatten die ſchoͤnſten
Stunden, da rief der unerbittliche, ernſte Todes¬
engel den Heißgeliebten von ihrer Seite ab. Ihre
Ehe hatte kaum ſechs Jahre gedauert.
Wie oft irrt das menſchliche Herz, dem die
Zukunft dicht verſchleiert iſt! Sie wandte allen
Fleiß auf die Erziehung ihres einzigen Kindes,
Adeline, und nahm die ihr bezeigte Aufmerkſam¬
keit des erwaͤhnten Commercienraths, eines hab¬
ſuͤchtigen Heuchlers, fuͤr reine Freundſchaft, und
reicht ihm, in der Hoffnung, als Witwe in ihm
einen kraͤftigen Schutz zu haben, nach einigen
Jahren die Hand. Der Schaͤndliche wollte nichts,
als ihr Vermoͤgen erringen, er zeigte ſich bald
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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/221>, abgerufen am 18.05.2024.
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