Mitteln half ein alter Freund meines Vaters ab. Kurz vor seinem Tode und meinen Eintritt in mein Regiment hatte mich der edle Mann an dem P. schen Gesandten auf das Beste empfohlen, der mir durch sein Wohlwollen manche schöne Stunde bereitete. In den hinterlassenen Papieren meines Vaters fand ich eine Menge Schriften und Acten, welche auf einen langwierigen Prozeß hindeuteten, der wegen des dazwischentretenden Kriegs aber in langes Stocken gerieth. Er betraf zum Theil eine verwickelte Erbstreitigkeit, und nach meiner Überzeugung hatte ich ein näheres Recht, als ein entfernter Vetter, der die weit¬ läufigen, schönen Güter, das Object unseres Pro¬ zesses, bereits im Besitz hatte.
Mein geringes Vermögen war beinnhe ganz geschmolzen, der kleine Gehalt reichte kaum zu den dringendsten Bedürfnissen hin, und zuletzt traf mich gar das Unglück, daß unser Regiment aufgelös't, und ich demnach ganz außer Brod gesetzt wurde. Wie ein Donnerschlag rührte mich diese Nachricht, ich hatte durchaus keine Aussicht auf Anstellung, auf irgend einen Ersatz für meinen Verlust, aber es war einmal so, und ich mußte mich fügen. Wie bitter klagte ich das harte Schicksal an, wie innerlich empört mußte
Mitteln half ein alter Freund meines Vaters ab. Kurz vor ſeinem Tode und meinen Eintritt in mein Regiment hatte mich der edle Mann an dem P. ſchen Geſandten auf das Beſte empfohlen, der mir durch ſein Wohlwollen manche ſchoͤne Stunde bereitete. In den hinterlaſſenen Papieren meines Vaters fand ich eine Menge Schriften und Acten, welche auf einen langwierigen Prozeß hindeuteten, der wegen des dazwiſchentretenden Kriegs aber in langes Stocken gerieth. Er betraf zum Theil eine verwickelte Erbſtreitigkeit, und nach meiner Überzeugung hatte ich ein naͤheres Recht, als ein entfernter Vetter, der die weit¬ laͤufigen, ſchoͤnen Guͤter, das Object unſeres Pro¬ zeſſes, bereits im Beſitz hatte.
Mein geringes Vermoͤgen war beinnhe ganz geſchmolzen, der kleine Gehalt reichte kaum zu den dringendſten Beduͤrfniſſen hin, und zuletzt traf mich gar das Ungluͤck, daß unſer Regiment aufgeloͤſ't, und ich demnach ganz außer Brod geſetzt wurde. Wie ein Donnerſchlag ruͤhrte mich dieſe Nachricht, ich hatte durchaus keine Ausſicht auf Anſtellung, auf irgend einen Erſatz fuͤr meinen Verluſt, aber es war einmal ſo, und ich mußte mich fuͤgen. Wie bitter klagte ich das harte Schickſal an, wie innerlich empoͤrt mußte
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Mitteln half ein alter Freund meines Vaters ab.
Kurz vor ſeinem Tode und meinen Eintritt in
mein Regiment hatte mich der edle Mann an
dem P. ſchen Geſandten auf das Beſte empfohlen,
der mir durch ſein Wohlwollen manche ſchoͤne
Stunde bereitete. In den hinterlaſſenen Papieren
meines Vaters fand ich eine Menge Schriften
und Acten, welche auf einen langwierigen Prozeß
hindeuteten, der wegen des dazwiſchentretenden
Kriegs aber in langes Stocken gerieth. Er betraf
zum Theil eine verwickelte Erbſtreitigkeit, und
nach meiner Überzeugung hatte ich ein naͤheres
Recht, als ein entfernter Vetter, der die weit¬
laͤufigen, ſchoͤnen Guͤter, das Object unſeres Pro¬
zeſſes, bereits im Beſitz hatte.
Mein geringes Vermoͤgen war beinnhe ganz
geſchmolzen, der kleine Gehalt reichte kaum zu
den dringendſten Beduͤrfniſſen hin, und zuletzt
traf mich gar das Ungluͤck, daß unſer Regiment
aufgeloͤſ't, und ich demnach ganz außer Brod
geſetzt wurde. Wie ein Donnerſchlag ruͤhrte mich
dieſe Nachricht, ich hatte durchaus keine Ausſicht
auf Anſtellung, auf irgend einen Erſatz fuͤr meinen
Verluſt, aber es war einmal ſo, und ich
mußte mich fuͤgen. Wie bitter klagte ich das
harte Schickſal an, wie innerlich empoͤrt mußte
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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/120>, abgerufen am 27.07.2024.
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