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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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lichkeit. Die Zähne waren am empfindlichsten, besenders die Schneidezähne; nächst diesen
der vordere und untere Winkel des Vorderhauptbeins. Auch das Stirnbein, das Hinter-
hauptbein und die Schläfe ließen die Schläge gut vernehmen, die Nasenbeine, die untern
Kinnbacken und die Lippen waren weniger empfindlich. Am hintern Theile des Halses bis
zum vierten und fünften Wirbel waren die Schläge stark zu hören, weiter hinunter und an den
Seitentheilen des Halses aber weniger. Der Gaumen schien empfindlich zu seyn, die Spitze
der Zunge und der Untertheil derselben aber nicht.

Auch finden sich Beobachtungen hierüber von Köllner in Reils Archiv für die
Physiologie 4. B. 1. Heft, wo unter andern auch bemerkt wird, daß wenn man die Ohren
mit den Fingern verstopft, und eine Uhr in der einen Hand hält, die Schläge derselben nur
hörbar sind, wenn sie an die Knochengelenke des Fingers, oder überhaupt an harte Theile der
Hand angedrückt, nicht aber, wenn sie blos zwischen weichen mit vielem Fleische versehenen
Theilen der Hand gehalten wird. (Nur ist dieses nicht zu billigen, daß bey dieser Gelegenheit
immer von Schallstralen geredet wird, welches zu der falschen Vorstellungsart, als ob die
Luft zur Fortleitung eines jeden Schalles schlechterdings nothwendig sey, Anlaß geben kann,
da doch vielmehr die Erschütterungen hier ganz ohne Einwürkung der Luft blos durch eine
Strecke von knochichen und knorpelichen Theilen bis zu den innersten Gehörwerkzeugen gelangen,
so daß auch eine künstlichere Erklärungsart, etwa durch eine Anastomose des Antlitznerven mit
dem Gehörnerven, nicht nöthig ist).

Auch kann ein hinlänglich starker Schall schon vermittelst der Luft, wiewohl etwas
schwächer, durch die äußern Theile des Kopfes zu den innern Gehörwerkzeugen gelangen.
Bey ganz festverstopften Ohren vernehme ich jeden etwas starken Schall, z. B. das Anschlagen
einer Uhrglocke, oder ein sehr lautes Sprechen u. s. w. zwar weit schwächer als bey offenen
Ohren, jedoch ziemlich deutlich; wahrscheinlich werden es Andere auch so finden.

241.

Jeder Druck, welcher auf das Wasser des Labyrinthes entweder durch die Grundfläche
des Steigbügels oder durch die Würkung der in der Trommelhöle enthaltenen Luft auf die
Membrane des runden Fensters geschieht, würkt allemahl auf die ganze im Labyrinthe befind-
liche Wassermasse, und erschüttert durch diese alle damit umgebenen Nervenverbreitungen,
indem überhaupt ein jeder Druck auf einen Theil einer Flüssigkeit sich durch die ganze flüssige

lichkeit. Die Zaͤhne waren am empfindlichſten, beſenders die Schneidezaͤhne; naͤchſt dieſen
der vordere und untere Winkel des Vorderhauptbeins. Auch das Stirnbein, das Hinter-
hauptbein und die Schlaͤfe ließen die Schlaͤge gut vernehmen, die Naſenbeine, die untern
Kinnbacken und die Lippen waren weniger empfindlich. Am hintern Theile des Halſes bis
zum vierten und fuͤnften Wirbel waren die Schlaͤge ſtark zu hoͤren, weiter hinunter und an den
Seitentheilen des Halſes aber weniger. Der Gaumen ſchien empfindlich zu ſeyn, die Spitze
der Zunge und der Untertheil derſelben aber nicht.

Auch finden ſich Beobachtungen hieruͤber von Koͤllner in Reils Archiv fuͤr die
Phyſiologie 4. B. 1. Heft, wo unter andern auch bemerkt wird, daß wenn man die Ohren
mit den Fingern verſtopft, und eine Uhr in der einen Hand haͤlt, die Schlaͤge derſelben nur
hoͤrbar ſind, wenn ſie an die Knochengelenke des Fingers, oder uͤberhaupt an harte Theile der
Hand angedruͤckt, nicht aber, wenn ſie blos zwiſchen weichen mit vielem Fleiſche verſehenen
Theilen der Hand gehalten wird. (Nur iſt dieſes nicht zu billigen, daß bey dieſer Gelegenheit
immer von Schallſtralen geredet wird, welches zu der falſchen Vorſtellungsart, als ob die
Luft zur Fortleitung eines jeden Schalles ſchlechterdings nothwendig ſey, Anlaß geben kann,
da doch vielmehr die Erſchuͤtterungen hier ganz ohne Einwuͤrkung der Luft blos durch eine
Strecke von knochichen und knorpelichen Theilen bis zu den innerſten Gehoͤrwerkzeugen gelangen,
ſo daß auch eine kuͤnſtlichere Erklaͤrungsart, etwa durch eine Anaſtomoſe des Antlitznerven mit
dem Gehoͤrnerven, nicht noͤthig iſt).

Auch kann ein hinlaͤnglich ſtarker Schall ſchon vermittelſt der Luft, wiewohl etwas
ſchwaͤcher, durch die aͤußern Theile des Kopfes zu den innern Gehoͤrwerkzeugen gelangen.
Bey ganz feſtverſtopften Ohren vernehme ich jeden etwas ſtarken Schall, z. B. das Anſchlagen
einer Uhrglocke, oder ein ſehr lautes Sprechen u. ſ. w. zwar weit ſchwaͤcher als bey offenen
Ohren, jedoch ziemlich deutlich; wahrſcheinlich werden es Andere auch ſo finden.

241.

Jeder Druck, welcher auf das Waſſer des Labyrinthes entweder durch die Grundflaͤche
des Steigbuͤgels oder durch die Wuͤrkung der in der Trommelhoͤle enthaltenen Luft auf die
Membrane des runden Fenſters geſchieht, wuͤrkt allemahl auf die ganze im Labyrinthe befind-
liche Waſſermaſſe, und erſchuͤttert durch dieſe alle damit umgebenen Nervenverbreitungen,
indem uͤberhaupt ein jeder Druck auf einen Theil einer Fluͤſſigkeit ſich durch die ganze fluͤſſige

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[287/0321] lichkeit. Die Zaͤhne waren am empfindlichſten, beſenders die Schneidezaͤhne; naͤchſt dieſen der vordere und untere Winkel des Vorderhauptbeins. Auch das Stirnbein, das Hinter- hauptbein und die Schlaͤfe ließen die Schlaͤge gut vernehmen, die Naſenbeine, die untern Kinnbacken und die Lippen waren weniger empfindlich. Am hintern Theile des Halſes bis zum vierten und fuͤnften Wirbel waren die Schlaͤge ſtark zu hoͤren, weiter hinunter und an den Seitentheilen des Halſes aber weniger. Der Gaumen ſchien empfindlich zu ſeyn, die Spitze der Zunge und der Untertheil derſelben aber nicht. Auch finden ſich Beobachtungen hieruͤber von Koͤllner in Reils Archiv fuͤr die Phyſiologie 4. B. 1. Heft, wo unter andern auch bemerkt wird, daß wenn man die Ohren mit den Fingern verſtopft, und eine Uhr in der einen Hand haͤlt, die Schlaͤge derſelben nur hoͤrbar ſind, wenn ſie an die Knochengelenke des Fingers, oder uͤberhaupt an harte Theile der Hand angedruͤckt, nicht aber, wenn ſie blos zwiſchen weichen mit vielem Fleiſche verſehenen Theilen der Hand gehalten wird. (Nur iſt dieſes nicht zu billigen, daß bey dieſer Gelegenheit immer von Schallſtralen geredet wird, welches zu der falſchen Vorſtellungsart, als ob die Luft zur Fortleitung eines jeden Schalles ſchlechterdings nothwendig ſey, Anlaß geben kann, da doch vielmehr die Erſchuͤtterungen hier ganz ohne Einwuͤrkung der Luft blos durch eine Strecke von knochichen und knorpelichen Theilen bis zu den innerſten Gehoͤrwerkzeugen gelangen, ſo daß auch eine kuͤnſtlichere Erklaͤrungsart, etwa durch eine Anaſtomoſe des Antlitznerven mit dem Gehoͤrnerven, nicht noͤthig iſt). Auch kann ein hinlaͤnglich ſtarker Schall ſchon vermittelſt der Luft, wiewohl etwas ſchwaͤcher, durch die aͤußern Theile des Kopfes zu den innern Gehoͤrwerkzeugen gelangen. Bey ganz feſtverſtopften Ohren vernehme ich jeden etwas ſtarken Schall, z. B. das Anſchlagen einer Uhrglocke, oder ein ſehr lautes Sprechen u. ſ. w. zwar weit ſchwaͤcher als bey offenen Ohren, jedoch ziemlich deutlich; wahrſcheinlich werden es Andere auch ſo finden. 241. Jeder Druck, welcher auf das Waſſer des Labyrinthes entweder durch die Grundflaͤche des Steigbuͤgels oder durch die Wuͤrkung der in der Trommelhoͤle enthaltenen Luft auf die Membrane des runden Fenſters geſchieht, wuͤrkt allemahl auf die ganze im Labyrinthe befind- liche Waſſermaſſe, und erſchuͤttert durch dieſe alle damit umgebenen Nervenverbreitungen, indem uͤberhaupt ein jeder Druck auf einen Theil einer Fluͤſſigkeit ſich durch die ganze fluͤſſige

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/321>, abgerufen am 24.11.2024.