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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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offenes Ohr gesteckt ward. Er hörte durch die obern und untern Zähne gleich gut, (ich nur, wenn
beyde Reihen von Zahnen einander berühren, sonst durch die untern etwas schwacher), aber durch
die Z[ä]hne überhaupt besser, als vermittelst des Stabes durch das äußere Ohr, (welches ich auch
bestätigt fand). Der Schall ward auch durch mehrere unter mancherley Winkeln mit einander
verbundene Stäbe gut fortgeleitet, (welchey bey meinen Versuchen sich auch so zeigte). So können
auch, wenn eine Uhr auf einem hölzernen B[re]te oder Tische liegt, mehrere durch hölzerne oder
metallene Stäbe, die an die Zähne und an das Bret angestemmt werden, den Schall zugleich
hören.
Jn der musikalischen Zeitung 1801, n. 4. wie auch in Voigts Magazin für Naturkunde 2. B.
3. St. wird von Versuchen Nachricht gegeben, welche der Musiklehrer Vidron zu Paris in
Gegenwart einiger Commissarien des Nationalinstituts angestellt hat, um Tauben durch Ansetzung
eines Stabes an die Zahne Worte und Töne vernehmlich zu machen. Einige hörten deutlich, der
größere Theil gab aber zu erkennen, daß sie nur ein unbestimmtes Gesumse vernähmen. (Es mag
nähmlich hier wohl nur darauf ankommen, ob der Geh[ö]rnerve gut beschaffen ist, und der Fehler
blos in den äußern Gehör-Werkzeugen liegt, oder nicht). Articulirte Töne und Worte konnten sie
kaum vernehmen. Stahl ward besser gefunden, als Holz.
Auch finden sich noch weit mehrere Bemerkungen über die Fortleitung des Schalles durch feste
Körper in Kircheri Musurgia I. I. sect. 7. cap. 7; in Boerhavii praelection. in In-
stitut rei Medicae, Vol IV. de Anditu p.
414; in Peter Camper's kleinen Schriften 1. B.
2. Heft über das Gehör der schuppichen Fische, 2. Abth. §. 2., und besonders in einer Abhandlung
von Herhold (Divisionschirurgus bey der Marine, und meines Wissens jetzt Professor in
Kopyenhagen) über die Physiologie des Gehörs, in Reils Archive für die Physiologie 3. B.
2. Heft. Außer manchen Untersuchungen über die Ursache des Hörens vermittelst
des Mundes giebt er auch Nachricht von Versuchen über die Leitung des Schalles durch einen
Faden. Er und Assessor Rafn in Koppenhagen nahmen einen gewundenen flächsenen Faden,
befestigten das eine Ende in freyer Luft an einem hölzernen Pfahl, und knüpften daselbst einen
silbernen Eßlöffel an den Faden an. Sie entfernten sich ungefähr 300 Ellen weit von dem
Pfahle, wickelten das freye Ende des Fadens um einen Finger, und drückten diesen in den äußern
Gehörgang, oder bissen den Faden mit den Zähnen fest. Alsdenn spannten sie den Faden, soweit
möglich, an, und ließen einen Gehülfen mit einem elfenbeinenen Stecken den angebundenen Löffel
anschlagen. Waren beyde Ohren zugestopft, so spürten sie bey dem Anschlagen des Löffels nicht die
geringste Empfindung des Schalles durch die wellenförmige Bewegung der Luft, aber durch den
Faden empfanden sie einen sehr starken Eindruck eines dumpfen Schalles, als ob mit einer großen
Glocke geläutet würde. Ließen sie das eine Ohr offen, so war der Klang des Löffels durch diesen
freyen Gehörgang noch merklich, sie hörten aber den Schall durch den Faden stärker und früher.
Der Eindruck war übrigens schwächer, als wenn der Faden zwischen den Zähnen gehalten ward.
Nahmen sie anstatt des flächsenen Fadens einen Messingdrath, so war die Würkung des Schalles
noch stärker.
Außer diesen hat besonders Perolle viele merkwürdige Versuche über die Fortleitung des
Schalles durch feste Körper angeltellt, wovon nachher ein mehreres wird gesagt werden.
offenes Ohr geſteckt ward. Er hoͤrte durch die obern und untern Zaͤhne gleich gut, (ich nur, wenn
beyde Reihen von Zahnen einander beruͤhren, ſonſt durch die untern etwas ſchwacher), aber durch
die Z[aͤ]hne uͤberhaupt beſſer, als vermittelſt des Stabes durch das aͤußere Ohr, (welches ich auch
beſtaͤtigt fand). Der Schall ward auch durch mehrere unter mancherley Winkeln mit einander
verbundene Staͤbe gut fortgeleitet, (welchey bey meinen Verſuchen ſich auch ſo zeigte). So koͤnnen
auch, wenn eine Uhr auf einem hoͤlzernen B[re]te oder Tiſche liegt, mehrere durch hoͤlzerne oder
metallene Staͤbe, die an die Zaͤhne und an das Bret angeſtemmt werden, den Schall zugleich
hoͤren.
Jn der muſikaliſchen Zeitung 1801, n. 4. wie auch in Voigts Magazin fuͤr Naturkunde 2. B.
3. St. wird von Verſuchen Nachricht gegeben, welche der Muſiklehrer Vidron zu Paris in
Gegenwart einiger Commiſſarien des Nationalinſtituts angeſtellt hat, um Tauben durch Anſetzung
eines Stabes an die Zahne Worte und Toͤne vernehmlich zu machen. Einige hoͤrten deutlich, der
groͤßere Theil gab aber zu erkennen, daß ſie nur ein unbeſtimmtes Geſumſe vernaͤhmen. (Es mag
naͤhmlich hier wohl nur darauf ankommen, ob der Geh[oͤ]rnerve gut beſchaffen iſt, und der Fehler
blos in den aͤußern Gehoͤr-Werkzeugen liegt, oder nicht). Articulirte Toͤne und Worte konnten ſie
kaum vernehmen. Stahl ward beſſer gefunden, als Holz.
Auch finden ſich noch weit mehrere Bemerkungen uͤber die Fortleitung des Schalles durch feſte
Koͤrper in Kircheri Musurgia I. I. sect. 7. cap. 7; in Boerhavii praelection. in In-
stitut rei Medicae, Vol IV. de Anditu p.
414; in Peter Camper’s kleinen Schriften 1. B.
2. Heft uͤber das Gehoͤr der ſchuppichen Fiſche, 2. Abth. §. 2., und beſonders in einer Abhandlung
von Herhold (Diviſionschirurgus bey der Marine, und meines Wiſſens jetzt Profeſſor in
Kopyenhagen) uͤber die Phyſiologie des Gehoͤrs, in Reils Archive fuͤr die Phyſiologie 3. B.
2. Heft. Außer manchen Unterſuchungen uͤber die Urſache des Hoͤrens vermittelſt
des Mundes giebt er auch Nachricht von Verſuchen uͤber die Leitung des Schalles durch einen
Faden. Er und Aſſeſſor Rafn in Koppenhagen nahmen einen gewundenen flaͤchſenen Faden,
befeſtigten das eine Ende in freyer Luft an einem hoͤlzernen Pfahl, und knuͤpften daſelbſt einen
ſilbernen Eßloͤffel an den Faden an. Sie entfernten ſich ungefaͤhr 300 Ellen weit von dem
Pfahle, wickelten das freye Ende des Fadens um einen Finger, und druͤckten dieſen in den aͤußern
Gehoͤrgang, oder biſſen den Faden mit den Zaͤhnen feſt. Alsdenn ſpannten ſie den Faden, ſoweit
moͤglich, an, und ließen einen Gehuͤlfen mit einem elfenbeinenen Stecken den angebundenen Loͤffel
anſchlagen. Waren beyde Ohren zugeſtopft, ſo ſpuͤrten ſie bey dem Anſchlagen des Loͤffels nicht die
geringſte Empfindung des Schalles durch die wellenfoͤrmige Bewegung der Luft, aber durch den
Faden empfanden ſie einen ſehr ſtarken Eindruck eines dumpfen Schalles, als ob mit einer großen
Glocke gelaͤutet wuͤrde. Ließen ſie das eine Ohr offen, ſo war der Klang des Loͤffels durch dieſen
freyen Gehoͤrgang noch merklich, ſie hoͤrten aber den Schall durch den Faden ſtaͤrker und fruͤher.
Der Eindruck war uͤbrigens ſchwaͤcher, als wenn der Faden zwiſchen den Zaͤhnen gehalten ward.
Nahmen ſie anſtatt des flaͤchſenen Fadens einen Meſſingdrath, ſo war die Wuͤrkung des Schalles
noch ſtaͤrker.
Außer dieſen hat beſonders Perolle viele merkwuͤrdige Verſuche uͤber die Fortleitung des
Schalles durch feſte Koͤrper angeltellt, wovon nachher ein mehreres wird geſagt werden.
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[264/0298] offenes Ohr geſteckt ward. Er hoͤrte durch die obern und untern Zaͤhne gleich gut, (ich nur, wenn beyde Reihen von Zahnen einander beruͤhren, ſonſt durch die untern etwas ſchwacher), aber durch die Zaͤhne uͤberhaupt beſſer, als vermittelſt des Stabes durch das aͤußere Ohr, (welches ich auch beſtaͤtigt fand). Der Schall ward auch durch mehrere unter mancherley Winkeln mit einander verbundene Staͤbe gut fortgeleitet, (welchey bey meinen Verſuchen ſich auch ſo zeigte). So koͤnnen auch, wenn eine Uhr auf einem hoͤlzernen Brete oder Tiſche liegt, mehrere durch hoͤlzerne oder metallene Staͤbe, die an die Zaͤhne und an das Bret angeſtemmt werden, den Schall zugleich hoͤren. Jn der muſikaliſchen Zeitung 1801, n. 4. wie auch in Voigts Magazin fuͤr Naturkunde 2. B. 3. St. wird von Verſuchen Nachricht gegeben, welche der Muſiklehrer Vidron zu Paris in Gegenwart einiger Commiſſarien des Nationalinſtituts angeſtellt hat, um Tauben durch Anſetzung eines Stabes an die Zahne Worte und Toͤne vernehmlich zu machen. Einige hoͤrten deutlich, der groͤßere Theil gab aber zu erkennen, daß ſie nur ein unbeſtimmtes Geſumſe vernaͤhmen. (Es mag naͤhmlich hier wohl nur darauf ankommen, ob der Gehoͤrnerve gut beſchaffen iſt, und der Fehler blos in den aͤußern Gehoͤr-Werkzeugen liegt, oder nicht). Articulirte Toͤne und Worte konnten ſie kaum vernehmen. Stahl ward beſſer gefunden, als Holz. Auch finden ſich noch weit mehrere Bemerkungen uͤber die Fortleitung des Schalles durch feſte Koͤrper in Kircheri Musurgia I. I. sect. 7. cap. 7; in Boerhavii praelection. in In- stitut rei Medicae, Vol IV. de Anditu p. 414; in Peter Camper’s kleinen Schriften 1. B. 2. Heft uͤber das Gehoͤr der ſchuppichen Fiſche, 2. Abth. §. 2., und beſonders in einer Abhandlung von Herhold (Diviſionschirurgus bey der Marine, und meines Wiſſens jetzt Profeſſor in Kopyenhagen) uͤber die Phyſiologie des Gehoͤrs, in Reils Archive fuͤr die Phyſiologie 3. B. 2. Heft. Außer manchen Unterſuchungen uͤber die Urſache des Hoͤrens vermittelſt des Mundes giebt er auch Nachricht von Verſuchen uͤber die Leitung des Schalles durch einen Faden. Er und Aſſeſſor Rafn in Koppenhagen nahmen einen gewundenen flaͤchſenen Faden, befeſtigten das eine Ende in freyer Luft an einem hoͤlzernen Pfahl, und knuͤpften daſelbſt einen ſilbernen Eßloͤffel an den Faden an. Sie entfernten ſich ungefaͤhr 300 Ellen weit von dem Pfahle, wickelten das freye Ende des Fadens um einen Finger, und druͤckten dieſen in den aͤußern Gehoͤrgang, oder biſſen den Faden mit den Zaͤhnen feſt. Alsdenn ſpannten ſie den Faden, ſoweit moͤglich, an, und ließen einen Gehuͤlfen mit einem elfenbeinenen Stecken den angebundenen Loͤffel anſchlagen. Waren beyde Ohren zugeſtopft, ſo ſpuͤrten ſie bey dem Anſchlagen des Loͤffels nicht die geringſte Empfindung des Schalles durch die wellenfoͤrmige Bewegung der Luft, aber durch den Faden empfanden ſie einen ſehr ſtarken Eindruck eines dumpfen Schalles, als ob mit einer großen Glocke gelaͤutet wuͤrde. Ließen ſie das eine Ohr offen, ſo war der Klang des Loͤffels durch dieſen freyen Gehoͤrgang noch merklich, ſie hoͤrten aber den Schall durch den Faden ſtaͤrker und fruͤher. Der Eindruck war uͤbrigens ſchwaͤcher, als wenn der Faden zwiſchen den Zaͤhnen gehalten ward. Nahmen ſie anſtatt des flaͤchſenen Fadens einen Meſſingdrath, ſo war die Wuͤrkung des Schalles noch ſtaͤrker. Außer dieſen hat beſonders Perolle viele merkwuͤrdige Verſuche uͤber die Fortleitung des Schalles durch feſte Koͤrper angeltellt, wovon nachher ein mehreres wird geſagt werden.

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/298>, abgerufen am 27.11.2024.