Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.Bewegung mit Leichtigkeit zuläßt, und er an die obern Zähne oder an andere feste Theile des Uebrigens wird der Schall durch eine jede Materie etwas anders modificirt. Anm. Ueber das Hören vermittelst eines an die Zähne gehaltenen Stabes sind viele Bemerkungen enthalten in Jo. Jorissen diss. in qua explicatur nova methodus, surdos reddendi audien- tes, Halae 1757, welche auch deutsch unter dem Titel: Büchner's (unter dessen Vorsitz sie von Jorissen ist vertheidigt worden) Abhandlung von einer besondern und leichten Art, Taube hörend zu machen, Halle, 1759. 8., wie auch in einem Programme Winkler's de ratione audiendi per dentes, Lips. 1759. Da eine genauere Kenntniß dieses Gegenstandes vielleicht manchem Bewegung mit Leichtigkeit zulaͤßt, und er an die obern Zaͤhne oder an andere feſte Theile des Uebrigens wird der Schall durch eine jede Materie etwas anders modificirt. Anm. Ueber das Hoͤren vermittelſt eines an die Zaͤhne gehaltenen Stabes ſind viele Bemerkungen enthalten in Jo. Jorissen diss. in qua explicatur nova methodus, surdos reddendi audien- tes, Halae 1757, welche auch deutſch unter dem Titel: Buͤchner’s (unter deſſen Vorſitz ſie von Joriſſen iſt vertheidigt worden) Abhandlung von einer beſondern und leichten Art, Taube hoͤrend zu machen, Halle, 1759. 8., wie auch in einem Programme Winkler’s de ratione audiendi per dentes, Lips. 1759. Da eine genauere Kenntniß dieſes Gegenſtandes vielleicht manchem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0296" n="262"/> Bewegung mit Leichtigkeit zulaͤßt, und er an die obern Zaͤhne oder an andere feſte Theile des<lb/> Kopfes angeſtemmt wird, durch welche die Erſchuͤtterung leicht bis zum Gehoͤrnerven gelangen<lb/> kann. Ein bloßer <hi rendition="#g">Faden,</hi> er beſtehe aus welcher Materie man wolle, iſt ſchon hinlaͤnglich<lb/> einen Schall fortzuleiten; wenn z. B. zwey Perſonen einen ſtarken Faden an den Enden zwi-<lb/> ſchen den Zaͤhnen etwas geſpannt halten, ſo werden ſie ſich bey verſtopften Ohren in einer ziem-<lb/> lichen Entfernung unterhalten koͤnnen; ſo auch, wenn man das Ende des Fadens zwiſchen den<lb/> Zaͤhnen haͤlt, und an deſſen andern Ende einen etwas großen ſilbernen Loͤffel aufhaͤngt, und<lb/> ihn anſchlaͤgt, wird man den ſonſt ſehr ſchwachen Klang des Loͤfſels bey verſtopften Ohren wie<lb/> einen ſtarken Klang einer Glocke hoͤren. Durch einen <hi rendition="#g">Stab</hi> von jeder beliebigen Laͤnge,<lb/> Breite, oder Dicke, er beſtehe auch, aus welcher harten Materie man wolle, wie auch durch<lb/> eine Verbindung von mehreren unter beliebigen Winkeln zuſammengefuͤgten Staͤben hoͤrt man,<lb/> wenn das eine Ende an die Zaͤhne (vorzuͤglich an die obern) und das andere an einen ſchallenden<lb/> Koͤrper angeſtemmt wird, den Schall eben ſo ſtark, oder wohl noch ſtaͤrker, als durch die<lb/> Luft, beſonders wenn der Stab aus einer hierzu vorzuͤglich tauglichen Materie z. B. Glas oder<lb/> Tannenholz beſteht. Will man ſich mit jemanden bey verſtopften Ohren unterhalten, ſo wird<lb/> es faſt einerley ſeyn, ob der Redende den Stab an die Zaͤhne, oder an die Kehle, oder an den<lb/> Bruſtknochen, oder allenfalls an einen obern feſt an die Bruſt gedruͤckten Knopf des Kleides<lb/> ſtemmt. Noch ſtaͤrker hoͤrt man auf dieſe Art die Worte eines andern, wenn man das andere<lb/> Ende des Stabes an einen Keſſel, oder an einen porcelanenen Spuͤhlnapf haͤlt, und der andere<lb/> in dieſes Gefaͤß hineinſpricht; faſt noch beſſer iſt es aber, wenn man das Gefaͤß ſelbſt an den<lb/> Ohrknorpel oder an die Zaͤhne oder dazwiſchen haͤlt. Man hoͤrt auch alle Toͤne eines muſika-<lb/> liſchen Jnſtrumentes, wenn man den Stab an deſſen Reſonanzboden, oder allenfalls nur an<lb/> deſſen Seitenwaͤnde anſtemmt. Es laͤßt ſich hiervon mancherley Gebrauch machen, um<lb/> einem Tauben, oder ſchwer hoͤrenden, bey welchem der Fehler nur in den aͤußern Gehoͤrwerk-<lb/> zeugen liegt, der Gehoͤrnerve aber gut iſt, Worte oder Muſik hoͤren zu laſſen.</p><lb/> <p>Uebrigens wird der Schall durch eine jede Materie etwas anders modificirt.</p><lb/> <list> <item><hi rendition="#g">Anm.</hi> Ueber das Hoͤren vermittelſt eines an die Zaͤhne gehaltenen Stabes ſind viele Bemerkungen<lb/> enthalten in <hi rendition="#aq">Jo. <hi rendition="#g">Jorissen</hi> diss. in qua explicatur nova methodus, surdos reddendi audien-<lb/> tes, Halae</hi> 1757, welche auch deutſch unter dem Titel: <hi rendition="#g">Buͤchner’s</hi> (unter deſſen Vorſitz ſie von<lb/> Joriſſen iſt vertheidigt worden) Abhandlung von einer beſondern und leichten Art, Taube hoͤrend<lb/> zu machen, Halle, 1759. 8., wie auch in einem Programme <hi rendition="#g">Winkler’s</hi> <hi rendition="#aq">de ratione audiendi<lb/> per dentes, Lips.</hi> 1759. Da eine genauere Kenntniß dieſes Gegenſtandes vielleicht manchem<lb/></item> </list> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [262/0296]
Bewegung mit Leichtigkeit zulaͤßt, und er an die obern Zaͤhne oder an andere feſte Theile des
Kopfes angeſtemmt wird, durch welche die Erſchuͤtterung leicht bis zum Gehoͤrnerven gelangen
kann. Ein bloßer Faden, er beſtehe aus welcher Materie man wolle, iſt ſchon hinlaͤnglich
einen Schall fortzuleiten; wenn z. B. zwey Perſonen einen ſtarken Faden an den Enden zwi-
ſchen den Zaͤhnen etwas geſpannt halten, ſo werden ſie ſich bey verſtopften Ohren in einer ziem-
lichen Entfernung unterhalten koͤnnen; ſo auch, wenn man das Ende des Fadens zwiſchen den
Zaͤhnen haͤlt, und an deſſen andern Ende einen etwas großen ſilbernen Loͤffel aufhaͤngt, und
ihn anſchlaͤgt, wird man den ſonſt ſehr ſchwachen Klang des Loͤfſels bey verſtopften Ohren wie
einen ſtarken Klang einer Glocke hoͤren. Durch einen Stab von jeder beliebigen Laͤnge,
Breite, oder Dicke, er beſtehe auch, aus welcher harten Materie man wolle, wie auch durch
eine Verbindung von mehreren unter beliebigen Winkeln zuſammengefuͤgten Staͤben hoͤrt man,
wenn das eine Ende an die Zaͤhne (vorzuͤglich an die obern) und das andere an einen ſchallenden
Koͤrper angeſtemmt wird, den Schall eben ſo ſtark, oder wohl noch ſtaͤrker, als durch die
Luft, beſonders wenn der Stab aus einer hierzu vorzuͤglich tauglichen Materie z. B. Glas oder
Tannenholz beſteht. Will man ſich mit jemanden bey verſtopften Ohren unterhalten, ſo wird
es faſt einerley ſeyn, ob der Redende den Stab an die Zaͤhne, oder an die Kehle, oder an den
Bruſtknochen, oder allenfalls an einen obern feſt an die Bruſt gedruͤckten Knopf des Kleides
ſtemmt. Noch ſtaͤrker hoͤrt man auf dieſe Art die Worte eines andern, wenn man das andere
Ende des Stabes an einen Keſſel, oder an einen porcelanenen Spuͤhlnapf haͤlt, und der andere
in dieſes Gefaͤß hineinſpricht; faſt noch beſſer iſt es aber, wenn man das Gefaͤß ſelbſt an den
Ohrknorpel oder an die Zaͤhne oder dazwiſchen haͤlt. Man hoͤrt auch alle Toͤne eines muſika-
liſchen Jnſtrumentes, wenn man den Stab an deſſen Reſonanzboden, oder allenfalls nur an
deſſen Seitenwaͤnde anſtemmt. Es laͤßt ſich hiervon mancherley Gebrauch machen, um
einem Tauben, oder ſchwer hoͤrenden, bey welchem der Fehler nur in den aͤußern Gehoͤrwerk-
zeugen liegt, der Gehoͤrnerve aber gut iſt, Worte oder Muſik hoͤren zu laſſen.
Uebrigens wird der Schall durch eine jede Materie etwas anders modificirt.
Anm. Ueber das Hoͤren vermittelſt eines an die Zaͤhne gehaltenen Stabes ſind viele Bemerkungen
enthalten in Jo. Jorissen diss. in qua explicatur nova methodus, surdos reddendi audien-
tes, Halae 1757, welche auch deutſch unter dem Titel: Buͤchner’s (unter deſſen Vorſitz ſie von
Joriſſen iſt vertheidigt worden) Abhandlung von einer beſondern und leichten Art, Taube hoͤrend
zu machen, Halle, 1759. 8., wie auch in einem Programme Winkler’s de ratione audiendi
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