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Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802.

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Anm. Wenn man ungefähr 1040 Fuß als die Weite annimmt, durch welche der Schall in einer
Secunde geht, kann man die Entfernung der Orte, wo Licht und Schall zugleich entsteht, eini-
germaßen schätzen, wenn die Zeit, welche zwischen der Lichterscheinung (die man, weil das Licht
ungefähr durch 40000 Deutsche Meilen in einer Secunde fortgeht, augenblicklich sieht) und dem
Schalle vergeht, nach Secunden, oder noch besser, nach einer Tertien-Uhr abgezählt wird;
z. B. bey dem Donner, bey dem Abbrennen eines Geschützes, bey dem Getöse nach dem Zer-
springen einer Feuerkugel u. s. w. Wie man aus der Zeit, welche zwischen dem Augenblicke,
da man einen Stein in einen Brunnen wirft, und dem, da man den Schall hört, die Tiefe des
Brunnens bestimmen könne, lehrt Newton (Arithmet. universal. Probl. 50.) und Kästner
in seinen mathematischen Abhandlungen, IV. (Erfurth 1794).
202.

Auf die Geschwindigkeit des Schalles hat, wie schon bemerkt worden,
die Stärke und Schwäche desselben, wie auch die Höhe oder Tiefe des Tones
keinen Einfluß. Auf Bergen oder überhaupt in einer größern Höhe geht der Schall weder
schneller noch langsamer fort, als unten, weil bey einer größern oder geringern Höhe die
absolute Elasticität und die Dichtigkeit der Luft (vorausgesetzt, daß die Mischung und die
Wärme ebendieselbe ist) in gleichem Grade ab- und zunehmen, und also die specifische Elasti-
cität sich nicht verändert. Auch die Richtung, nach welcher der Schall hervorgebracht wird,
hat keinen Einfluß auf dessen Geschwindigkeit, man hörte z. B. den Knall einer Kanone nach
ebenderselben Zeit, die Mündung mochte hinwärts oder herwärts gekehrt seyn. Der Wind
ist nur höchstens um soviel, als seine eigene Geschwindigkeit beträgt, im Stande, die Ge-
schwindigkeit des Schalles zu vermehren oder zu vermindern. Die Art der Witterung und
die Tageszeit verändern, soweit es sich beobachten ließ, die Geschwindigkeit des Schalles
gar nicht; bey dem stärksien Nebel und Regen hörte man ihn in derselben Zeit, wie bey hei-
terer Witterung, und bey Tage in ebenderselben Zeit, wie bey Nacht. Nur solche Umstände,
durch welche die specifische Elasticität, oder das Verhältniß der absoluten Elasticität zur Dichte
verändert wird, verändern auch die Geschwindigkeit des Schalles. Hieher gehört hauptsächlich
die Ausdehnung der Luft durch Wärme, wodurch die specifische Elasticität vermehrt wird,
weshalb auch nach den Beebachtungen von Bianconi (in Comment. Bonon. Vol. II. p. 365.)
der Schall im Sommer schneller, als im Winter fortgeht. Wenn die Mischung der Luft
sich vecändert, daß sie mehr oder weniger von einer oder der andern Gas-Art enthält, so muß
dieses auch zur Veränderung der Geschwindigkeit des Schalles beytragen.

Anm. Wenn man ungefaͤhr 1040 Fuß als die Weite annimmt, durch welche der Schall in einer
Secunde geht, kann man die Entfernung der Orte, wo Licht und Schall zugleich entſteht, eini-
germaßen ſchaͤtzen, wenn die Zeit, welche zwiſchen der Lichterſcheinung (die man, weil das Licht
ungefaͤhr durch 40000 Deutſche Meilen in einer Secunde fortgeht, augenblicklich ſieht) und dem
Schalle vergeht, nach Secunden, oder noch beſſer, nach einer Tertien-Uhr abgezaͤhlt wird;
z. B. bey dem Donner, bey dem Abbrennen eines Geſchuͤtzes, bey dem Getoͤſe nach dem Zer-
ſpringen einer Feuerkugel u. ſ. w. Wie man aus der Zeit, welche zwiſchen dem Augenblicke,
da man einen Stein in einen Brunnen wirft, und dem, da man den Schall hoͤrt, die Tiefe des
Brunnens beſtimmen koͤnne, lehrt Newton (Arithmet. universal. Probl. 50.) und Kaͤſtner
in ſeinen mathematiſchen Abhandlungen, IV. (Erfurth 1794).
202.

Auf die Geſchwindigkeit des Schalles hat, wie ſchon bemerkt worden,
die Staͤrke und Schwaͤche deſſelben, wie auch die Hoͤhe oder Tiefe des Tones
keinen Einfluß. Auf Bergen oder uͤberhaupt in einer groͤßern Hoͤhe geht der Schall weder
ſchneller noch langſamer fort, als unten, weil bey einer groͤßern oder geringern Hoͤhe die
abſolute Elaſticitaͤt und die Dichtigkeit der Luft (vorausgeſetzt, daß die Miſchung und die
Waͤrme ebendieſelbe iſt) in gleichem Grade ab- und zunehmen, und alſo die ſpecifiſche Elaſti-
citaͤt ſich nicht veraͤndert. Auch die Richtung, nach welcher der Schall hervorgebracht wird,
hat keinen Einfluß auf deſſen Geſchwindigkeit, man hoͤrte z. B. den Knall einer Kanone nach
ebenderſelben Zeit, die Muͤndung mochte hinwaͤrts oder herwaͤrts gekehrt ſeyn. Der Wind
iſt nur hoͤchſtens um ſoviel, als ſeine eigene Geſchwindigkeit betraͤgt, im Stande, die Ge-
ſchwindigkeit des Schalles zu vermehren oder zu vermindern. Die Art der Witterung und
die Tageszeit veraͤndern, ſoweit es ſich beobachten ließ, die Geſchwindigkeit des Schalles
gar nicht; bey dem ſtaͤrkſien Nebel und Regen hoͤrte man ihn in derſelben Zeit, wie bey hei-
terer Witterung, und bey Tage in ebenderſelben Zeit, wie bey Nacht. Nur ſolche Umſtaͤnde,
durch welche die ſpecifiſche Elaſticitaͤt, oder das Verhaͤltniß der abſoluten Elaſticitaͤt zur Dichte
veraͤndert wird, veraͤndern auch die Geſchwindigkeit des Schalles. Hieher gehoͤrt hauptſaͤchlich
die Ausdehnung der Luft durch Waͤrme, wodurch die ſpecifiſche Elaſticitaͤt vermehrt wird,
weshalb auch nach den Beebachtungen von Bianconi (in Comment. Bonon. Vol. II. p. 365.)
der Schall im Sommer ſchneller, als im Winter fortgeht. Wenn die Miſchung der Luft
ſich vecaͤndert, daß ſie mehr oder weniger von einer oder der andern Gas-Art enthaͤlt, ſo muß
dieſes auch zur Veraͤnderung der Geſchwindigkeit des Schalles beytragen.

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[223/0257] Anm. Wenn man ungefaͤhr 1040 Fuß als die Weite annimmt, durch welche der Schall in einer Secunde geht, kann man die Entfernung der Orte, wo Licht und Schall zugleich entſteht, eini- germaßen ſchaͤtzen, wenn die Zeit, welche zwiſchen der Lichterſcheinung (die man, weil das Licht ungefaͤhr durch 40000 Deutſche Meilen in einer Secunde fortgeht, augenblicklich ſieht) und dem Schalle vergeht, nach Secunden, oder noch beſſer, nach einer Tertien-Uhr abgezaͤhlt wird; z. B. bey dem Donner, bey dem Abbrennen eines Geſchuͤtzes, bey dem Getoͤſe nach dem Zer- ſpringen einer Feuerkugel u. ſ. w. Wie man aus der Zeit, welche zwiſchen dem Augenblicke, da man einen Stein in einen Brunnen wirft, und dem, da man den Schall hoͤrt, die Tiefe des Brunnens beſtimmen koͤnne, lehrt Newton (Arithmet. universal. Probl. 50.) und Kaͤſtner in ſeinen mathematiſchen Abhandlungen, IV. (Erfurth 1794). 202. Auf die Geſchwindigkeit des Schalles hat, wie ſchon bemerkt worden, die Staͤrke und Schwaͤche deſſelben, wie auch die Hoͤhe oder Tiefe des Tones keinen Einfluß. Auf Bergen oder uͤberhaupt in einer groͤßern Hoͤhe geht der Schall weder ſchneller noch langſamer fort, als unten, weil bey einer groͤßern oder geringern Hoͤhe die abſolute Elaſticitaͤt und die Dichtigkeit der Luft (vorausgeſetzt, daß die Miſchung und die Waͤrme ebendieſelbe iſt) in gleichem Grade ab- und zunehmen, und alſo die ſpecifiſche Elaſti- citaͤt ſich nicht veraͤndert. Auch die Richtung, nach welcher der Schall hervorgebracht wird, hat keinen Einfluß auf deſſen Geſchwindigkeit, man hoͤrte z. B. den Knall einer Kanone nach ebenderſelben Zeit, die Muͤndung mochte hinwaͤrts oder herwaͤrts gekehrt ſeyn. Der Wind iſt nur hoͤchſtens um ſoviel, als ſeine eigene Geſchwindigkeit betraͤgt, im Stande, die Ge- ſchwindigkeit des Schalles zu vermehren oder zu vermindern. Die Art der Witterung und die Tageszeit veraͤndern, ſoweit es ſich beobachten ließ, die Geſchwindigkeit des Schalles gar nicht; bey dem ſtaͤrkſien Nebel und Regen hoͤrte man ihn in derſelben Zeit, wie bey hei- terer Witterung, und bey Tage in ebenderſelben Zeit, wie bey Nacht. Nur ſolche Umſtaͤnde, durch welche die ſpecifiſche Elaſticitaͤt, oder das Verhaͤltniß der abſoluten Elaſticitaͤt zur Dichte veraͤndert wird, veraͤndern auch die Geſchwindigkeit des Schalles. Hieher gehoͤrt hauptſaͤchlich die Ausdehnung der Luft durch Waͤrme, wodurch die ſpecifiſche Elaſticitaͤt vermehrt wird, weshalb auch nach den Beebachtungen von Bianconi (in Comment. Bonon. Vol. II. p. 365.) der Schall im Sommer ſchneller, als im Winter fortgeht. Wenn die Miſchung der Luft ſich vecaͤndert, daß ſie mehr oder weniger von einer oder der andern Gas-Art enthaͤlt, ſo muß dieſes auch zur Veraͤnderung der Geſchwindigkeit des Schalles beytragen.

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Zitationshilfe: Chladni, Ernst Florens Friedrich: Die Akustik. Leipzig, 1802, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_akustik_1802/257>, abgerufen am 27.11.2024.