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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814.

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des Einen willen; denn meines Lebens innerlich¬
stes Herz war meine Liebe.

O mein guter Chamisso, ich will hoffen,
du habest noch nicht vergessen, was Liebe sei!
Ich lasse Dir hier Vieles zu ergänzen. Mina
war wirklich ein liebewerthes, gutes, frommes
Kind. Ich hatte ihre ganze Phantasie an mich
gefesselt, sie wußte in ihrer Demuth nicht, wo¬
mit sie werth gewesen, daß ich nur nach ihr ge¬
blickt; und sie vergalt Liebe um Liebe mit der
vollen jugendlichen Kraft eines unschuldigen Her¬
zens. Sie liebte wie ein Weib, ganz hin sich
opfernd; selbst vergessen, hingegeben den nur mei¬
nend, der ihr Leben war; unbekümmert, solle sie
selbst zu Grunde gehen, das heißt, sie liebte wirk¬
lich. --

Ich aber -- o welche schreckliche Stunden -- --
schrecklich! und würdig dennoch, daß ich sie zurück¬
wünsche, hab' ich oft an Bendel's Brust ver¬
weint, als nach dem ersten bewußtlosen Rausch ich
mich besonnen, mich selbst scharf angeschaut, der
ich ohne Schatten mit tückischer Selbstsucht, die¬
sen Engel verderbend, die reine Seele an mich

des Einen willen; denn meines Lebens innerlich¬
ſtes Herz war meine Liebe.

O mein guter Chamiſſo, ich will hoffen,
du habeſt noch nicht vergeſſen, was Liebe ſei!
Ich laſſe Dir hier Vieles zu ergaͤnzen. Mina
war wirklich ein liebewerthes, gutes, frommes
Kind. Ich hatte ihre ganze Phantaſie an mich
gefeſſelt, ſie wußte in ihrer Demuth nicht, wo¬
mit ſie werth geweſen, daß ich nur nach ihr ge¬
blickt; und ſie vergalt Liebe um Liebe mit der
vollen jugendlichen Kraft eines unſchuldigen Her¬
zens. Sie liebte wie ein Weib, ganz hin ſich
opfernd; ſelbſt vergeſſen, hingegeben den nur mei¬
nend, der ihr Leben war; unbekuͤmmert, ſolle ſie
ſelbſt zu Grunde gehen, das heißt, ſie liebte wirk¬
lich. —

Ich aber — o welche ſchreckliche Stunden — —
ſchrecklich! und wuͤrdig dennoch, daß ich ſie zuruͤck¬
wuͤnſche, hab’ ich oft an Bendel's Bruſt ver¬
weint, als nach dem erſten bewußtloſen Rauſch ich
mich beſonnen, mich ſelbſt ſcharf angeſchaut, der
ich ohne Schatten mit tuͤckiſcher Selbſtſucht, die¬
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[47/0067] des Einen willen; denn meines Lebens innerlich¬ ſtes Herz war meine Liebe. O mein guter Chamiſſo, ich will hoffen, du habeſt noch nicht vergeſſen, was Liebe ſei! Ich laſſe Dir hier Vieles zu ergaͤnzen. Mina war wirklich ein liebewerthes, gutes, frommes Kind. Ich hatte ihre ganze Phantaſie an mich gefeſſelt, ſie wußte in ihrer Demuth nicht, wo¬ mit ſie werth geweſen, daß ich nur nach ihr ge¬ blickt; und ſie vergalt Liebe um Liebe mit der vollen jugendlichen Kraft eines unſchuldigen Her¬ zens. Sie liebte wie ein Weib, ganz hin ſich opfernd; ſelbſt vergeſſen, hingegeben den nur mei¬ nend, der ihr Leben war; unbekuͤmmert, ſolle ſie ſelbſt zu Grunde gehen, das heißt, ſie liebte wirk¬ lich. — Ich aber — o welche ſchreckliche Stunden — — ſchrecklich! und wuͤrdig dennoch, daß ich ſie zuruͤck¬ wuͤnſche, hab’ ich oft an Bendel's Bruſt ver¬ weint, als nach dem erſten bewußtloſen Rauſch ich mich beſonnen, mich ſelbſt ſcharf angeſchaut, der ich ohne Schatten mit tuͤckiſcher Selbſtſucht, die¬ ſen Engel verderbend, die reine Seele an mich

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/67>, abgerufen am 22.11.2024.