Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

sprach meinem Seckel zu, und hatte sehr bald den
armen Teufel so weit, daß er, um sein Ansehen
zu retten, abermals Bankerot machen mußte und
über das Gebirg ziehen. So ward ich ihn loß. --
Ich habe in dieser Gegend viele Taugenichts und
Müßiggänger gemacht!

Bei der königlichen Pracht und Verschwen¬
dung, womit ich mir Alles unterwarf, lebt' ich
in meinem Hause sehr einfach und eingezogen.
Ich hatte mir die größte Vorsicht zur Regel ge¬
macht, es durfte, unter keinem Vorwand, kein
Anderer, als Bendel, die Zimmer, die ich be¬
wohnte, betreten. So lange die Sonne schien,
hielt' ich mich mit ihm darin verschlossen, und es
hieß: der Graf arbeite in seinem Kabinet. Mit
diesen Arbeiten standen die häufigen Kuriere in
Verbindung, die ich um jede Kleinigkeit abschickte
und erhielt. -- Ich nahm nur am Abend unter
meinen Bäumen, oder in meinem, nach Ben¬
del
's Angabe geschickt und reich erleuchteten Saale
Gesellschaft an. Wann ich ausging, wobei mich
stets Bendel mit Argusaugen bewachen mußte,
so war es nur nach dem Förstergarten, und um

ſprach meinem Seckel zu, und hatte ſehr bald den
armen Teufel ſo weit, daß er, um ſein Anſehen
zu retten, abermals Bankerot machen mußte und
uͤber das Gebirg ziehen. So ward ich ihn loß. —
Ich habe in dieſer Gegend viele Taugenichts und
Muͤßiggaͤnger gemacht!

Bei der koͤniglichen Pracht und Verſchwen¬
dung, womit ich mir Alles unterwarf, lebt' ich
in meinem Hauſe ſehr einfach und eingezogen.
Ich hatte mir die groͤßte Vorſicht zur Regel ge¬
macht, es durfte, unter keinem Vorwand, kein
Anderer, als Bendel, die Zimmer, die ich be¬
wohnte, betreten. So lange die Sonne ſchien,
hielt' ich mich mit ihm darin verſchloſſen, und es
hieß: der Graf arbeite in ſeinem Kabinet. Mit
dieſen Arbeiten ſtanden die haͤufigen Kuriere in
Verbindung, die ich um jede Kleinigkeit abſchickte
und erhielt. — Ich nahm nur am Abend unter
meinen Baͤumen, oder in meinem, nach Ben¬
del
's Angabe geſchickt und reich erleuchteten Saale
Geſellſchaft an. Wann ich ausging, wobei mich
ſtets Bendel mit Argusaugen bewachen mußte,
ſo war es nur nach dem Foͤrſtergarten, und um

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0066" n="46"/>
&#x017F;prach meinem Seckel zu, und hatte &#x017F;ehr bald den<lb/>
armen Teufel &#x017F;o weit, daß er, um &#x017F;ein An&#x017F;ehen<lb/>
zu retten, abermals Bankerot machen mußte und<lb/>
u&#x0364;ber das Gebirg ziehen. So ward ich ihn loß. &#x2014;<lb/>
Ich habe in die&#x017F;er Gegend viele Taugenichts und<lb/>
Mu&#x0364;ßigga&#x0364;nger gemacht!</p><lb/>
        <p>Bei der ko&#x0364;niglichen Pracht und Ver&#x017F;chwen¬<lb/>
dung, womit ich mir Alles unterwarf, lebt' ich<lb/>
in meinem Hau&#x017F;e &#x017F;ehr einfach und eingezogen.<lb/>
Ich hatte mir die gro&#x0364;ßte Vor&#x017F;icht zur Regel ge¬<lb/>
macht, es durfte, unter keinem Vorwand, kein<lb/>
Anderer, als <hi rendition="#g">Bendel</hi>, die Zimmer, die ich be¬<lb/>
wohnte, betreten. So lange die Sonne &#x017F;chien,<lb/>
hielt' ich mich mit ihm darin ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, und es<lb/>
hieß: der Graf arbeite in &#x017F;einem Kabinet. Mit<lb/>
die&#x017F;en Arbeiten &#x017F;tanden die ha&#x0364;ufigen Kuriere in<lb/>
Verbindung, die ich um jede Kleinigkeit ab&#x017F;chickte<lb/>
und erhielt. &#x2014; Ich nahm nur am Abend unter<lb/>
meinen Ba&#x0364;umen, oder in meinem, nach <hi rendition="#g">Ben¬<lb/>
del</hi>'s Angabe ge&#x017F;chickt und reich erleuchteten Saale<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft an. Wann ich ausging, wobei mich<lb/>
&#x017F;tets <hi rendition="#g">Bendel</hi> mit Argusaugen bewachen mußte,<lb/>
&#x017F;o war es nur nach dem Fo&#x0364;r&#x017F;tergarten, und um<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0066] ſprach meinem Seckel zu, und hatte ſehr bald den armen Teufel ſo weit, daß er, um ſein Anſehen zu retten, abermals Bankerot machen mußte und uͤber das Gebirg ziehen. So ward ich ihn loß. — Ich habe in dieſer Gegend viele Taugenichts und Muͤßiggaͤnger gemacht! Bei der koͤniglichen Pracht und Verſchwen¬ dung, womit ich mir Alles unterwarf, lebt' ich in meinem Hauſe ſehr einfach und eingezogen. Ich hatte mir die groͤßte Vorſicht zur Regel ge¬ macht, es durfte, unter keinem Vorwand, kein Anderer, als Bendel, die Zimmer, die ich be¬ wohnte, betreten. So lange die Sonne ſchien, hielt' ich mich mit ihm darin verſchloſſen, und es hieß: der Graf arbeite in ſeinem Kabinet. Mit dieſen Arbeiten ſtanden die haͤufigen Kuriere in Verbindung, die ich um jede Kleinigkeit abſchickte und erhielt. — Ich nahm nur am Abend unter meinen Baͤumen, oder in meinem, nach Ben¬ del's Angabe geſchickt und reich erleuchteten Saale Geſellſchaft an. Wann ich ausging, wobei mich ſtets Bendel mit Argusaugen bewachen mußte, ſo war es nur nach dem Foͤrſtergarten, und um

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Beigebunden im Anhang des für das DTA gewählten E… [mehr]

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/66
Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/66>, abgerufen am 22.11.2024.