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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814.

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wie reich und schön sich Alles in den wenigen
Stunden anordnete. Die Pracht und der Über¬
fluß, die da sich erzeugten; auch die sinnreiche Er¬
leuchtung war so weise vertheilt, daß ich mich ganz
sicher fühlte. Es blieb mir nichts zu erinnern, ich
mußte meine Diener loben.

Es dunkelte der Abend. Die Gäste erschie¬
nen, und wurden mir vorgestellt. Es ward die
Majestät nicht mehr berührt; aber ich hieß in tie¬
fer Ehrfurcht und Demuth: Herr Graf. Was
sollt' ich thun? Ich ließ mir den Grafen gefal¬
len, und blieb von Stund' an der Graf Peter.
Mitten im festlichen Gewühle begehrte meine
Seele nur nach der Einen. Spät erschien sie; sie,
die die Krone war und trug. Sie folgte sittsam
ihren Eltern, und schien nicht zu wissen, daß sie
die Schönste sei. Es wurden mir der Herr Forst¬
meister, seine Frau und seine Tochter vorgestellt.
Ich wußte den Alten viel Angenehmes und Ver¬
bindliches zu sagen; vor der Tochter stand ich wie
ein ausgescholtener Knabe da, und vermochte kein
Wort hervor zu lallen. Ich bat sie endlich stam¬
melnd, dies Fest zu würdigen, das Amt, deren

wie reich und ſchoͤn ſich Alles in den wenigen
Stunden anordnete. Die Pracht und der Über¬
fluß, die da ſich erzeugten; auch die ſinnreiche Er¬
leuchtung war ſo weiſe vertheilt, daß ich mich ganz
ſicher fuͤhlte. Es blieb mir nichts zu erinnern, ich
mußte meine Diener loben.

Es dunkelte der Abend. Die Gaͤſte erſchie¬
nen, und wurden mir vorgeſtellt. Es ward die
Majeſtaͤt nicht mehr beruͤhrt; aber ich hieß in tie¬
fer Ehrfurcht und Demuth: Herr Graf. Was
ſollt' ich thun? Ich ließ mir den Grafen gefal¬
len, und blieb von Stund' an der Graf Peter.
Mitten im feſtlichen Gewuͤhle begehrte meine
Seele nur nach der Einen. Spaͤt erſchien ſie; ſie,
die die Krone war und trug. Sie folgte ſittſam
ihren Eltern, und ſchien nicht zu wiſſen, daß ſie
die Schoͤnſte ſei. Es wurden mir der Herr Forſt¬
meiſter, ſeine Frau und ſeine Tochter vorgeſtellt.
Ich wußte den Alten viel Angenehmes und Ver¬
bindliches zu ſagen; vor der Tochter ſtand ich wie
ein ausgeſcholtener Knabe da, und vermochte kein
Wort hervor zu lallen. Ich bat ſie endlich ſtam¬
melnd, dies Feſt zu wuͤrdigen, das Amt, deren

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[42/0062] wie reich und ſchoͤn ſich Alles in den wenigen Stunden anordnete. Die Pracht und der Über¬ fluß, die da ſich erzeugten; auch die ſinnreiche Er¬ leuchtung war ſo weiſe vertheilt, daß ich mich ganz ſicher fuͤhlte. Es blieb mir nichts zu erinnern, ich mußte meine Diener loben. Es dunkelte der Abend. Die Gaͤſte erſchie¬ nen, und wurden mir vorgeſtellt. Es ward die Majeſtaͤt nicht mehr beruͤhrt; aber ich hieß in tie¬ fer Ehrfurcht und Demuth: Herr Graf. Was ſollt' ich thun? Ich ließ mir den Grafen gefal¬ len, und blieb von Stund' an der Graf Peter. Mitten im feſtlichen Gewuͤhle begehrte meine Seele nur nach der Einen. Spaͤt erſchien ſie; ſie, die die Krone war und trug. Sie folgte ſittſam ihren Eltern, und ſchien nicht zu wiſſen, daß ſie die Schoͤnſte ſei. Es wurden mir der Herr Forſt¬ meiſter, ſeine Frau und ſeine Tochter vorgeſtellt. Ich wußte den Alten viel Angenehmes und Ver¬ bindliches zu ſagen; vor der Tochter ſtand ich wie ein ausgeſcholtener Knabe da, und vermochte kein Wort hervor zu lallen. Ich bat ſie endlich ſtam¬ melnd, dies Feſt zu wuͤrdigen, das Amt, deren

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chamisso_schlemihl_1814/62>, abgerufen am 18.05.2024.