Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl's wundersame Geschichte. Nürnberg, 1814.ten, der alsbald seine Stelle auf des Pferdes Dieser ging unbekümmert neben her, und ten, der alsbald ſeine Stelle auf des Pferdes Dieſer ging unbekuͤmmert neben her, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0115" n="95"/> ten, der alsbald ſeine Stelle auf des Pferdes<lb/> Schatten einnahm, und luſtig neben mir hertrabte.<lb/> Mir war ſehr ſeltſam zu Muth. Ich ritt an ei¬<lb/> nem Trupp Landleute vorbei, die vor einem wohl¬<lb/> habenden Mann ehrerbietig mit entbloͤßtem Haup¬<lb/> te Platz machten. Ich ritt weiter, und blickte<lb/> gierigen Auges und klopfenden Herzens ſeitwaͤrts<lb/> vom Pferde herab auf dieſen ſonſt meinen Schat¬<lb/> ten, den ich jetzt von einem Fremden, ja von ei¬<lb/> nem Feinde, erborgt hatte.</p><lb/> <p>Dieſer ging unbekuͤmmert neben her, und<lb/> pfiff eben ein Liedchen. Er zu Fuß, ich zu Pferd',<lb/> ein Schwindel ergriff mich, die Verſuchung war<lb/> zu groß, ich wandte ploͤtzlich die Zuͤgel, druͤckte<lb/> beide Sporen an, und ſo in voller Karriere einen<lb/> Seitenweg eingeſchlagen, aber ich entfuͤhrte den<lb/> Schatten nicht, der bei der Wendung vom Pfer¬<lb/> de glitt und ſeinen geſetzmaͤßigen Eigenthuͤmer auf<lb/> der Landſtraſſe erwartete. Ich mußte beſchaͤmt<lb/> umlenken, der Mann im grauen Rocke, als er<lb/> ungeſtoͤrt ſein Liedchen zu Ende gebracht, lachte<lb/> mich aus, ſetzte mir den Schatten wieder zurecht,<lb/> und belehrte mich, er wuͤrde erſt an mir feſthangen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [95/0115]
ten, der alsbald ſeine Stelle auf des Pferdes
Schatten einnahm, und luſtig neben mir hertrabte.
Mir war ſehr ſeltſam zu Muth. Ich ritt an ei¬
nem Trupp Landleute vorbei, die vor einem wohl¬
habenden Mann ehrerbietig mit entbloͤßtem Haup¬
te Platz machten. Ich ritt weiter, und blickte
gierigen Auges und klopfenden Herzens ſeitwaͤrts
vom Pferde herab auf dieſen ſonſt meinen Schat¬
ten, den ich jetzt von einem Fremden, ja von ei¬
nem Feinde, erborgt hatte.
Dieſer ging unbekuͤmmert neben her, und
pfiff eben ein Liedchen. Er zu Fuß, ich zu Pferd',
ein Schwindel ergriff mich, die Verſuchung war
zu groß, ich wandte ploͤtzlich die Zuͤgel, druͤckte
beide Sporen an, und ſo in voller Karriere einen
Seitenweg eingeſchlagen, aber ich entfuͤhrte den
Schatten nicht, der bei der Wendung vom Pfer¬
de glitt und ſeinen geſetzmaͤßigen Eigenthuͤmer auf
der Landſtraſſe erwartete. Ich mußte beſchaͤmt
umlenken, der Mann im grauen Rocke, als er
ungeſtoͤrt ſein Liedchen zu Ende gebracht, lachte
mich aus, ſetzte mir den Schatten wieder zurecht,
und belehrte mich, er wuͤrde erſt an mir feſthangen
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