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Caselius, Martin: Christliche Leich-Predigt über die thewre werthe Wort S. Pauli/ die Er uns in seiner ersten Epistel an Timotheum Cap. 1/ 12. seqq. hinterlassen hat. Altenburg, 1649.

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Christliche Leich-Predigt.

ben/ die unsern selig verstorbenen bey seinem Leben vexiret
und zum Zorn/ fluchen/ Gottslästern und andern Sünden
in diesem Leben verursacht haben/ wenn sie nicht in der Zeit
der Gnaden ware Busse thun/ und Gott auch diese ihre
Sünde demütig abbitten. Denn es wird der Gerechte (am
herbeynahenden Jüngsten Tage) mit grosser Freydigkeit
stehen wider die/ so Jhn geängstiget haben. Wenn diesel-
be denn solches sehen/ werden sie grausam erschrecken/ für
solcher Seligkeit/ der sie sich nicht versehen hätten/ und wer-
den untereinander reden mit rewe/ und für Angst des Gei-
stes seufftzen: Das ist der/ welchen wir etwa für ein
Spott hatten/ und für ein hönisch Beyspiel. Wir
Narren hielten sein Leben für Vnsinnig/ und sein
Ende für eine Schande/ wie ist Er nun gezehlet un-
ter die Kinder Gottes/ und sein Erbe ist unter den
Heiligen? Darümb so haben wir des rechten We-
ges gefehlet/ wir haben eitel unrechte und schädliche
Wege gegangen/ und haben gewandelt wüste Vn-
wege/ etc.
W[e]ißheit 5/ 1. seqq. Ach wolte Gott/ das alle die
jenigen/ so andere vexiren und zu Narren helffen machen/
solche erbärmliche Klage zu Ohren und zu Hertzen fassen/
von ihrem Gottlosen Wesen abstehen/ und rechtschaffene
Busse thun möchten! Am allerwenigsten aber werdens die
jeniger verantworten können/ so die edle Gabe des Ver-
standes von unserm HErren Gott aus Gnaden zwar em-
pfangen haben/ und sich derselben so wol Gott zu Ehren/
und dem Nechsten zu nutz/ als der gesunden Glieder ihres
Leibes könten gebrauchen: Aber umb einer Gelben Hoff-
Suppen und eines guten Truncks willen/ oder auch umb
Finantzen und Geschencke/ sich selbst zu Narren gleichsam
machen/ und wissentlich dafür halten und gebrauchen las-

sen/

Chriſtliche Leich-Predigt.

ben/ die unſern ſelig verſtorbenen bey ſeinem Leben vexiret
und zum Zorn/ fluchen/ Gottslaͤſtern und andern Suͤnden
in dieſem Leben verurſacht haben/ wenn ſie nicht in der Zeit
der Gnaden ware Buſſe thun/ und Gott auch dieſe ihre
Suͤnde demuͤtig abbitten. Denn es wird der Gerechte (am
herbeynahenden Juͤngſten Tage) mit groſſer Freydigkeit
ſtehen wider die/ ſo Jhn geaͤngſtiget haben. Wenn dieſel-
be denn ſolches ſehen/ werden ſie grausam erſchrecken/ fuͤr
ſolcher Seligkeit/ der ſie ſich nicht verſehen haͤtten/ und wer-
den untereinander reden mit rewe/ und fuͤr Angſt des Gei-
ſtes ſeufftzen: Das iſt der/ welchen wir etwa fuͤr ein
Spott hatten/ und fuͤr ein hoͤniſch Beyſpiel. Wir
Narren hielten ſein Leben fuͤr Vnſinnig/ und ſein
Ende fuͤr eine Schande/ wie iſt Er nun gezehlet un-
ter die Kinder Gottes/ und ſein Erbe iſt unter den
Heiligen? Daruͤmb ſo haben wir des rechten We-
ges gefehlet/ wir haben eitel unrechte und ſchaͤdliche
Wege gegangen/ und haben gewandelt wuͤſte Vn-
wege/ ꝛc.
W[e]ißheit 5/ 1. ſeqq. Ach wolte Gott/ das alle die
jenigen/ ſo andere vexiren und zu Narren helffen machen/
ſolche erbaͤrmliche Klage zu Ohren und zu Hertzen faſſen/
von ihrem Gottloſen Weſen abſtehen/ und rechtſchaffene
Buſſe thun moͤchten! Am allerwenigſten aber werdens die
jeniger verantworten koͤnnen/ ſo die edle Gabe des Ver-
ſtandes von unſerm HErren Gott aus Gnaden zwar em-
pfangen haben/ und ſich derſelben ſo wol Gott zu Ehren/
und dem Nechſten zu nutz/ als der geſunden Glieder ihres
Leibes koͤnten gebrauchen: Aber umb einer Gelben Hoff-
Suppen und eines guten Truncks willen/ oder auch umb
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[31/0033] Chriſtliche Leich-Predigt. ben/ die unſern ſelig verſtorbenen bey ſeinem Leben vexiret und zum Zorn/ fluchen/ Gottslaͤſtern und andern Suͤnden in dieſem Leben verurſacht haben/ wenn ſie nicht in der Zeit der Gnaden ware Buſſe thun/ und Gott auch dieſe ihre Suͤnde demuͤtig abbitten. Denn es wird der Gerechte (am herbeynahenden Juͤngſten Tage) mit groſſer Freydigkeit ſtehen wider die/ ſo Jhn geaͤngſtiget haben. Wenn dieſel- be denn ſolches ſehen/ werden ſie grausam erſchrecken/ fuͤr ſolcher Seligkeit/ der ſie ſich nicht verſehen haͤtten/ und wer- den untereinander reden mit rewe/ und fuͤr Angſt des Gei- ſtes ſeufftzen: Das iſt der/ welchen wir etwa fuͤr ein Spott hatten/ und fuͤr ein hoͤniſch Beyſpiel. Wir Narren hielten ſein Leben fuͤr Vnſinnig/ und ſein Ende fuͤr eine Schande/ wie iſt Er nun gezehlet un- ter die Kinder Gottes/ und ſein Erbe iſt unter den Heiligen? Daruͤmb ſo haben wir des rechten We- ges gefehlet/ wir haben eitel unrechte und ſchaͤdliche Wege gegangen/ und haben gewandelt wuͤſte Vn- wege/ ꝛc. Weißheit 5/ 1. ſeqq. Ach wolte Gott/ das alle die jenigen/ ſo andere vexiren und zu Narren helffen machen/ ſolche erbaͤrmliche Klage zu Ohren und zu Hertzen faſſen/ von ihrem Gottloſen Weſen abſtehen/ und rechtſchaffene Buſſe thun moͤchten! Am allerwenigſten aber werdens die jeniger verantworten koͤnnen/ ſo die edle Gabe des Ver- ſtandes von unſerm HErren Gott aus Gnaden zwar em- pfangen haben/ und ſich derſelben ſo wol Gott zu Ehren/ und dem Nechſten zu nutz/ als der geſunden Glieder ihres Leibes koͤnten gebrauchen: Aber umb einer Gelben Hoff- Suppen und eines guten Truncks willen/ oder auch umb Finantzen und Geſchencke/ ſich ſelbſt zu Narren gleichſam machen/ und wiſſentlich dafuͤr halten und gebrauchen laſ- ſen/

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Zitationshilfe: Caselius, Martin: Christliche Leich-Predigt über die thewre werthe Wort S. Pauli/ die Er uns in seiner ersten Epistel an Timotheum Cap. 1/ 12. seqq. hinterlassen hat. Altenburg, 1649, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/caselius_leichpredigt_1649/33>, abgerufen am 28.03.2024.