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Caselius, Martin: Christliche Leich-Predigt über die thewre werthe Wort S. Pauli/ die Er uns in seiner ersten Epistel an Timotheum Cap. 1/ 12. seqq. hinterlassen hat. Altenburg, 1649.

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Christliche Leich-Predigt.

sen/ welches nicht der geringsten/ sondern der grösten Sün-
de eine ist. Sintemal sie ja Gott ihren Schöpffer dadurch
mutwillig verunehren/ daß man sie wol aus den Schirfften
Mosis anreden möchte: Danckestu also dem HErrn
deinem Gott/ du toll und thörichter Mensch? Jst
Er nicht dein Vater und der HErr? Jsts nicht Er
allein/ der dich
zu einem vernünfftigen Menschen ge-
macht und bereitet
/ und mit Verstand begabet hat?
5. B. Mos. 32/ 6. Dannenhero auch der Allerhöchste/ als
ein Gerechter Richter/ mit solchen mutwilligen Narren
auffs wunderlichste/ und viel anders umbzugehen pflegt/ als
mit denselben/ welche etwa von Natur blöde sind/ oder durch
einen unverhofften Zufall umb ihren Verstand kommen/
immassen wir solches auch allhier erfahren haben. Denn
Er ja sich unsers verstorbenen Michael Neubers in Gna-
den erbarmet/ und ihn also erleuchtet hat/ daß er bey ziem-
lichen Verstande und beharrlicher Andacht in Christo se-
"lig verschieden: Da hingegen nicht unbekandt/ daß der Ge-
"rechte Gott über andere/ so umb fressens und sauffens wil-
"len sich bey Fürst- und Adelichen Höfen offt eingeschlichen/
"die Adelichen Hochzeiten/ Kindteüffen/ und andere Zu-
"sammenkunfften unerfodert besuchet/ und sich für Stock-
"narren gutwillig gebrauchen lassen/ ein schrecklich Gericht
"ergehen/ und geschehen lassen/ daß einer voller weise zu to-
"de gefallen/ ein ander aber ersoffen/ und im Wasser jäm-
"merlich umbkommen ist. Darumb alle andere Stocknar-
"ren sich an denselben billich spiegeln/ und Gott dem
HErrn besser für ihren verliehenen Verstand dancken/
auch denselben recht anwenden und gebrauchen sollen. Wer
Ohren hat zu hören/ der höre/ was der Geist der Gemei-
nen sagt!

Weil

Chriſtliche Leich-Predigt.

ſen/ welches nicht der geringſten/ ſondern der groͤſten Suͤn-
de eine iſt. Sintemal ſie ja Gott ihren Schoͤpffer dadurch
mutwillig verunehren/ daß man ſie wol aus den Schirfften
Moſis anreden moͤchte: Danckeſtu alſo dem HErrn
deinem Gott/ du toll und thoͤrichter Menſch? Jſt
Er nicht dein Vater und der HErr? Jſts nicht Er
allein/ der dich
zu einem vernuͤnfftigen Menſchen ge-
macht und bereitet
/ und mit Verſtand begabet hat?
5. B. Moſ. 32/ 6. Dannenhero auch der Allerhoͤchſte/ als
ein Gerechter Richter/ mit ſolchen mutwilligen Narren
auffs wunderlichſte/ und viel anders umbzugehen pflegt/ als
mit denſelben/ welche etwa von Natur bloͤde ſind/ oder durch
einen unverhofften Zufall umb ihren Verſtand kommen/
immaſſen wir ſolches auch allhier erfahren haben. Denn
Er ja ſich unſers verſtorbenen Michael Neubers in Gna-
den erbarmet/ und ihn alſo erleuchtet hat/ daß er bey ziem-
lichen Verſtande und beharrlicher Andacht in Chriſto ſe-
„lig verſchieden: Da hingegen nicht unbekandt/ daß der Ge-
„rechte Gott uͤber andere/ ſo umb freſſens und ſauffens wil-
„len ſich bey Fuͤrſt- und Adelichen Hoͤfen offt eingeſchlichen/
„die Adelichen Hochzeiten/ Kindteuͤffen/ und andere Zu-
„ſammenkunfften unerfodert beſuchet/ und ſich fuͤr Stock-
„narren gutwillig gebrauchen laſſen/ ein ſchrecklich Gericht
„ergehen/ und geſchehen laſſen/ daß einer voller weiſe zu to-
„de gefallen/ ein ander aber erſoffen/ und im Waſſer jaͤm-
„merlich umbkommen iſt. Darumb alle andere Stocknar-
„ren ſich an denſelben billich ſpiegeln/ und Gott dem
HErrn beſſer fuͤr ihren verliehenen Verſtand dancken/
auch denſelben recht anwenden und gebrauchen ſollen. Wer
Ohren hat zu hoͤren/ der hoͤre/ was der Geiſt der Gemei-
nen ſagt!

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[32/0034] Chriſtliche Leich-Predigt. ſen/ welches nicht der geringſten/ ſondern der groͤſten Suͤn- de eine iſt. Sintemal ſie ja Gott ihren Schoͤpffer dadurch mutwillig verunehren/ daß man ſie wol aus den Schirfften Moſis anreden moͤchte: Danckeſtu alſo dem HErrn deinem Gott/ du toll und thoͤrichter Menſch? Jſt Er nicht dein Vater und der HErr? Jſts nicht Er allein/ der dich zu einem vernuͤnfftigen Menſchen ge- macht und bereitet/ und mit Verſtand begabet hat? 5. B. Moſ. 32/ 6. Dannenhero auch der Allerhoͤchſte/ als ein Gerechter Richter/ mit ſolchen mutwilligen Narren auffs wunderlichſte/ und viel anders umbzugehen pflegt/ als mit denſelben/ welche etwa von Natur bloͤde ſind/ oder durch einen unverhofften Zufall umb ihren Verſtand kommen/ immaſſen wir ſolches auch allhier erfahren haben. Denn Er ja ſich unſers verſtorbenen Michael Neubers in Gna- den erbarmet/ und ihn alſo erleuchtet hat/ daß er bey ziem- lichen Verſtande und beharrlicher Andacht in Chriſto ſe- „lig verſchieden: Da hingegen nicht unbekandt/ daß der Ge- „rechte Gott uͤber andere/ ſo umb freſſens und ſauffens wil- „len ſich bey Fuͤrſt- und Adelichen Hoͤfen offt eingeſchlichen/ „die Adelichen Hochzeiten/ Kindteuͤffen/ und andere Zu- „ſammenkunfften unerfodert beſuchet/ und ſich fuͤr Stock- „narren gutwillig gebrauchen laſſen/ ein ſchrecklich Gericht „ergehen/ und geſchehen laſſen/ daß einer voller weiſe zu to- „de gefallen/ ein ander aber erſoffen/ und im Waſſer jaͤm- „merlich umbkommen iſt. Darumb alle andere Stocknar- „ren ſich an denſelben billich ſpiegeln/ und Gott dem HErrn beſſer fuͤr ihren verliehenen Verſtand dancken/ auch denſelben recht anwenden und gebrauchen ſollen. Wer Ohren hat zu hoͤren/ der hoͤre/ was der Geiſt der Gemei- nen ſagt! Weil

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Zitationshilfe: Caselius, Martin: Christliche Leich-Predigt über die thewre werthe Wort S. Pauli/ die Er uns in seiner ersten Epistel an Timotheum Cap. 1/ 12. seqq. hinterlassen hat. Altenburg, 1649, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/caselius_leichpredigt_1649/34>, abgerufen am 27.04.2024.