Caselius, Martin: Christliche Leich-Predigt über die thewre werthe Wort S. Pauli/ die Er uns in seiner ersten Epistel an Timotheum Cap. 1/ 12. seqq. hinterlassen hat. Altenburg, 1649.Christliche Leich-Predigt. Dinge unter allen Menschen/ so iemals gelebt haben/ oder auch unter den Feinden und Verfolgern des HErrn Christi und seiner Gläubigen Gliedmassen/ der allergröste gewesen were: Sondern daß Er fast der fürnehmste Verfolger seiner Zeit/ und also einer unter den fürnehmsten sey. Das hat nun auch unser selig Verstorbener vor seinem Ende erkant und bekant. Denn ob Er gleich in vorigen Zeiten/ aus mangel des Verstandes/ bißweilen nicht gestehen wollen/ daß Er ein armer Sünder sey/ so hat Er doch in seiner Kranckheit/ solches alles willig und gerne bekant/ hertzliche Rewe und Leid spüren lassen/ sich für der fürnehmsten Sünder einen auch gehalten/ und den Grundgütigen Gott umb aller- gnädigste vergebung der Sünden bittlich und demütig er- suchet. Wir aber haben uns darbey zuerinnern/ daß ein ieder mehrlauff seine/ als anderer Leute Sünde sehen/ und zu förderst darnach trachten solle/ wie Er derselben loß werden/ und sein Hertz und Gewissen darvon reinigen/ und hinfüro frey behalten möge; immassen uns dessen der HErr Chri- stus selbst erinnert/ wenn Er spricht: Was sihestu denMatth. 7. v. 3. 4. 5. Werden wir das mit S. Paulo ingesambt thun/ wird viel böses unterbleiben und verhütet werden/ damit wir bißher wider Gott und unsern Nechsten schwerlich uns verschuldet haben. Endlich und zu VI. so ists auch eine grosse Gnade/ daß Saulus aus des Heiligen Geistes Antrieb und Erleuchtung/ Gottes Gnade C
Chriſtliche Leich-Predigt. Dinge unter allen Menſchen/ ſo iemals gelebt haben/ oder auch unter den Feinden und Verfolgern des HErrn Chriſti und ſeiner Glaͤubigen Gliedmaſſen/ der allergroͤſte geweſen were: Sondern daß Er faſt der fuͤrnehmſte Verfolger ſeiner Zeit/ und alſo einer unter den fuͤrnehmſten ſey. Das hat nun auch unſer ſelig Verſtorbener vor ſeinem Ende erkant und bekant. Denn ob Er gleich in vorigen Zeiten/ aus mangel des Verſtandes/ bißweilen nicht geſtehen wollen/ daß Er ein armer Suͤnder ſey/ ſo hat Er doch in ſeiner Kranckheit/ ſolches alles willig und gerne bekant/ hertzliche Rewe und Leid ſpuͤren laſſen/ ſich fuͤr der fuͤrnehmſten Suͤnder einen auch gehalten/ und den Grundguͤtigen Gott umb aller- gnaͤdigſte vergebung der Suͤnden bittlich und demuͤtig er- ſuchet. Wir aber haben uns darbey zuerinnern/ daß ein ieder mehrlauff ſeine/ als anderer Leute Suͤnde ſehen/ und zu foͤrderſt darnach trachten ſolle/ wie Er derſelben loß werden/ und ſein Hertz und Gewiſſen darvon reinigen/ und hinfuͤro frey behalten moͤge; immaſſen uns deſſen der HErr Chri- ſtus ſelbſt erinnert/ wenn Er ſpricht: Was ſiheſtu denMatth. 7. v. 3. 4. 5. Werden wir das mit S. Paulo ingeſambt thun/ wird viel boͤſes unterbleiben und verhuͤtet werden/ damit wir bißher wider Gott und unſern Nechſten ſchwerlich uns verſchuldet haben. Endlich und zu VI. ſo iſts auch eine groſſe Gnade/ daß Saulus aus des Heiligen Geiſtes Antrieb und Erleuchtung/ Gottes Gnade C
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Chriſtliche Leich-Predigt.
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Dinge unter allen Menſchen/ ſo iemals gelebt haben/ oder
auch unter den Feinden und Verfolgern des HErrn Chriſti
und ſeiner Glaͤubigen Gliedmaſſen/ der allergroͤſte geweſen
were: Sondern daß Er faſt der fuͤrnehmſte Verfolger ſeiner
Zeit/ und alſo einer unter den fuͤrnehmſten ſey. Das hat nun
auch unſer ſelig Verſtorbener vor ſeinem Ende erkant und
bekant. Denn ob Er gleich in vorigen Zeiten/ aus mangel
des Verſtandes/ bißweilen nicht geſtehen wollen/ daß Er
ein armer Suͤnder ſey/ ſo hat Er doch in ſeiner Kranckheit/
ſolches alles willig und gerne bekant/ hertzliche Rewe und
Leid ſpuͤren laſſen/ ſich fuͤr der fuͤrnehmſten Suͤnder einen
auch gehalten/ und den Grundguͤtigen Gott umb aller-
gnaͤdigſte vergebung der Suͤnden bittlich und demuͤtig er-
ſuchet. Wir aber haben uns darbey zuerinnern/ daß ein
ieder mehrlauff ſeine/ als anderer Leute Suͤnde ſehen/ und zu
foͤrderſt darnach trachten ſolle/ wie Er derſelben loß werden/
und ſein Hertz und Gewiſſen darvon reinigen/ und hinfuͤro
frey behalten moͤge; immaſſen uns deſſen der HErr Chri-
ſtus ſelbſt erinnert/ wenn Er ſpricht: Was ſiheſtu den
Splitter in deines Bruders Auge/ und wirſt nicht gewar
des Balcken in deinem Auge? Oder wie darffſtu ſagen zu
deinem Bruder: Halt/ ich wil dir den Splitter aus deinem
Auge zihen/ und ſihe/ wie du den Splitter aus deines Bruders
Auge ziheſt. Matth. 7. v. 3. 4. 5. Werden wir das mit S.
Paulo ingeſambt thun/ wird viel boͤſes unterbleiben und
verhuͤtet werden/ damit wir bißher wider Gott und unſern
Nechſten ſchwerlich uns verſchuldet haben. Endlich und
zu VI. ſo iſts auch eine groſſe Gnade/ daß Saulus
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