Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Kenntniß der Wirbelthiere. gleichung unterworfen, so außer von C. G. Carus, in der früher er-wähnten Schrift, von Et. Ren. Aug. Serres (1824), Laurencet (1825), Franc. Leuret (1839), Nat. Guillot (1844), während G. R. Treviranus u. A. einzelne Theile in verschiedenen Classen verglichen. Den Bau der Sinnesorgane, besonders des Ohrs, hat Gilb. Breschet durch die einzelnen Abtheilungen vergleichend unter- sucht. Wenn auch zunächst sich auf einzelne Classen beziehend, haben doch die angiologischen Untersuchungen von Rathke, Frdr. Bauer und Barkow eine weitere Bedeutung. Der allgemeinen Tragweite wegen müssen auch die embryologischen Arbeiten schon hier erwähnt werden. P. Coste verfolgte die Entwickelungsvorgänge in mehreren Wirbelthierclassen und gibt an, auch den Furchungsproceß bei den Vö- geln schon gesehn zu haben. C. E. von Baer, Fil. de Filippi und C. Vogt förderten die Kenntniß der Embryologie der Fische. Die Entwickelung der Amphibien untersuchten C. B. Reichert, dessen Arbeit über die Visceralbogen die Entwickelungsgeschichte der Wirbel- thiere im Allgemeinen weiterführte, C. Vogt, Mauro Rusconi und mit besonderer Berücksichtigung der allmählichen Umwandlungen des Knochen- und Muskelsystems Ant. Duges; die der Reptilien bear- beiteten A. W. Volkmann und H. Rathke. Von großer Bedeutung waren seit Pander's Zeit die Untersuchungen über die Entwickelung des Hühnchens, da sich in ihnen der jeweilige Stand der allgemeinen An- schauungen über Wirbelthierentwickelung am klarsten spiegelte. Hier ist die classische Arbeit von Rob. Remak (gest. 1865) zu nennen. Für die Entwickelung der Säugethiere sind die Arbeiten von Th. Ludw. Wilh. Bischoff grundlegend geworden; sie betreffen Säugethiere ver- schiedener Ordnung (Kaninchen, Hund, Meerschweinchen, Reh, Mensch) und sind für die Entwickelung der Körperform wie für die der Eihäute Ausgangspunkt neuerer Arbeiten. Eine der wichtigsten Entdeckungen in diesem Gebiete war die Owen's von der implacentalen Entwicke- lung der Beutelthiere. -- Gegenüber der Eintheilung der Fische von Cuvier in Knorpel- und Knochenfische, welcher von Lacepede und Du- meril an Blainville, Latreille, Wiegmann und die meisten Neueren folgten, war die Classification, welche L. Agassiz vorzüglich unter V. Carus, Gesch. d. Zool. 45
Kenntniß der Wirbelthiere. gleichung unterworfen, ſo außer von C. G. Carus, in der früher er-wähnten Schrift, von Ét. Ren. Aug. Serres (1824), Laurencet (1825), Franc. Leuret (1839), Nat. Guillot (1844), während G. R. Treviranus u. A. einzelne Theile in verſchiedenen Claſſen verglichen. Den Bau der Sinnesorgane, beſonders des Ohrs, hat Gilb. Breſchet durch die einzelnen Abtheilungen vergleichend unter- ſucht. Wenn auch zunächſt ſich auf einzelne Claſſen beziehend, haben doch die angiologiſchen Unterſuchungen von Rathke, Frdr. Bauer und Barkow eine weitere Bedeutung. Der allgemeinen Tragweite wegen müſſen auch die embryologiſchen Arbeiten ſchon hier erwähnt werden. P. Coſte verfolgte die Entwickelungsvorgänge in mehreren Wirbelthierclaſſen und gibt an, auch den Furchungsproceß bei den Vö- geln ſchon geſehn zu haben. C. E. von Baer, Fil. de Filippi und C. Vogt förderten die Kenntniß der Embryologie der Fiſche. Die Entwickelung der Amphibien unterſuchten C. B. Reichert, deſſen Arbeit über die Visceralbogen die Entwickelungsgeſchichte der Wirbel- thiere im Allgemeinen weiterführte, C. Vogt, Mauro Rusconi und mit beſonderer Berückſichtigung der allmählichen Umwandlungen des Knochen- und Muskelſyſtems Ant. Dugès; die der Reptilien bear- beiteten A. W. Volkmann und H. Rathke. Von großer Bedeutung waren ſeit Pander's Zeit die Unterſuchungen über die Entwickelung des Hühnchens, da ſich in ihnen der jeweilige Stand der allgemeinen An- ſchauungen über Wirbelthierentwickelung am klarſten ſpiegelte. Hier iſt die claſſiſche Arbeit von Rob. Remak (geſt. 1865) zu nennen. Für die Entwickelung der Säugethiere ſind die Arbeiten von Th. Ludw. Wilh. Biſchoff grundlegend geworden; ſie betreffen Säugethiere ver- ſchiedener Ordnung (Kaninchen, Hund, Meerſchweinchen, Reh, Menſch) und ſind für die Entwickelung der Körperform wie für die der Eihäute Ausgangspunkt neuerer Arbeiten. Eine der wichtigſten Entdeckungen in dieſem Gebiete war die Owen's von der implacentalen Entwicke- lung der Beutelthiere. — Gegenüber der Eintheilung der Fiſche von Cuvier in Knorpel- und Knochenfiſche, welcher von Lacépède und Du- méril an Blainville, Latreille, Wiegmann und die meiſten Neueren folgten, war die Claſſification, welche L. Agaſſiz vorzüglich unter V. Carus, Geſch. d. Zool. 45
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gleichung unterworfen, ſo außer von C. G. Carus, in der früher er-
wähnten Schrift, von Ét. Ren. Aug. Serres (1824), Laurencet
(1825), Franc. Leuret (1839), Nat. Guillot (1844), während
G. R. Treviranus u. A. einzelne Theile in verſchiedenen Claſſen
verglichen. Den Bau der Sinnesorgane, beſonders des Ohrs, hat
Gilb. Breſchet durch die einzelnen Abtheilungen vergleichend unter-
ſucht. Wenn auch zunächſt ſich auf einzelne Claſſen beziehend, haben
doch die angiologiſchen Unterſuchungen von Rathke, Frdr. Bauer
und Barkow eine weitere Bedeutung. Der allgemeinen Tragweite
wegen müſſen auch die embryologiſchen Arbeiten ſchon hier erwähnt
werden. P. Coſte verfolgte die Entwickelungsvorgänge in mehreren
Wirbelthierclaſſen und gibt an, auch den Furchungsproceß bei den Vö-
geln ſchon geſehn zu haben. C. E. von Baer, Fil. de Filippi und
C. Vogt förderten die Kenntniß der Embryologie der Fiſche. Die
Entwickelung der Amphibien unterſuchten C. B. Reichert, deſſen
Arbeit über die Visceralbogen die Entwickelungsgeſchichte der Wirbel-
thiere im Allgemeinen weiterführte, C. Vogt, Mauro Rusconi und
mit beſonderer Berückſichtigung der allmählichen Umwandlungen des
Knochen- und Muskelſyſtems Ant. Dugès; die der Reptilien
bear-
beiteten A. W. Volkmann und H. Rathke. Von großer Bedeutung
waren ſeit Pander's Zeit die Unterſuchungen über die Entwickelung des
Hühnchens, da ſich in ihnen der jeweilige Stand der allgemeinen An-
ſchauungen über Wirbelthierentwickelung am klarſten ſpiegelte. Hier iſt
die claſſiſche Arbeit von Rob. Remak (geſt. 1865) zu nennen. Für
die Entwickelung der Säugethiere ſind die Arbeiten von Th. Ludw.
Wilh. Biſchoff grundlegend geworden; ſie betreffen Säugethiere ver-
ſchiedener Ordnung (Kaninchen, Hund, Meerſchweinchen, Reh, Menſch)
und ſind für die Entwickelung der Körperform wie für die der Eihäute
Ausgangspunkt neuerer Arbeiten. Eine der wichtigſten Entdeckungen
in dieſem Gebiete war die Owen's von der implacentalen Entwicke-
lung der Beutelthiere. — Gegenüber der Eintheilung der Fiſche von
Cuvier in Knorpel- und Knochenfiſche, welcher von Lacépède und
Du-
méril an Blainville, Latreille, Wiegmann und die meiſten Neueren
folgten, war die Claſſification, welche L. Agaſſiz vorzüglich unter
V. Carus, Geſch. d. Zool. 45
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