Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Periode der Morphologie. zwischen Säugethiere und Vögel eine Ordnung der "Greife" ein für dieMonotremen und fossilen Reptilien. In den Jahren 1831 und 1832 sicherte Joh. Müller die Stellung der Coecilien durch Nachweis der Kiemenlöcher und wies die Verschiedenheit der beiden Classen durch ein- gehende anatomische Untersuchungen nach. Latreille unterschied nun wohl auch die Knorpelfische als Classe von den übrigen Fischen, ebenso die Monotremen von den übrigen Säugethieren. Doch fand dies keine Nachahmung, so wenig die erwähnte Theilung der Wirbelthiere in acht Classen von Agassiz Anklang finden dürfte. Wissenschaftlich sicher begründet sind wenigstens bis jetzt nur die fünf Classen, welche C. E. von Baer bereits bezeichnet hatte und welche H. Milne Edwards in die erwähnten beiden Gruppen scheidet, die Allantoidica und Anal- lantoidica, Gruppen, welche C. Vogt höhere und niedere Wirbelthiere nennt. -- Durch die morphologische Richtung, welche die anatomische Behandlung der Wirbelthiere besonders durch die Arbeiten Rathke's, J. Müller's und R. Owen's erhalten hatte, gewann die Kennt- niß des Baues derselben eine in keinem andern Typus erreichte wissen- schaftliche Form. Zahlreiche Untersuchungen über einzelne Formen und Theile schafften daneben ein freilich nicht immer sofort zu verwerthendes Material. Von den vielen, verschiedene Wirbelthierclassen anatomisch erforschenden Männern seien hier nur G. L. Duvernoy, Ant. Ales- sandrini, Ed. d'Alton, H. Leop. Barkow, A. F. J. C. Mayer, G. R. Treviranus, Will. Vrolik zu den oben genannten verglei- chenden Anatomen hinzugefügt. Sehr lebhafte Erörterungen rief die von Oken angeregte Frage nach der Zusammensetzung des Schädels aus Wirbeln hervor, an deren Klärung Bojanus, Spix, Aug. Leop. Ulrich, Ed. Hallmann sich versuchten. Wesentlich wirkte auf dieselbe der Nachweis eines dem knöchernen Schädel in der Ent- wickelung vorausgehenden, sogenannten Primordialcraniums, welchen anschließend an Rathke's Untersuchungen L. Jacobson lieferte; es wurde dadurch der schon von Reichert betonte genetische Gesichtspunkt in den Vordergrund gerückt und auch in den neueren Versuchen, den Schädel zu deuten, wie den von Huxley und Kölliker, festgehalten. Eingehend wurde auch das vom Schädel umschlossene Gehirn der Ver- Periode der Morphologie. zwiſchen Säugethiere und Vögel eine Ordnung der „Greife“ ein für dieMonotremen und foſſilen Reptilien. In den Jahren 1831 und 1832 ſicherte Joh. Müller die Stellung der Coecilien durch Nachweis der Kiemenlöcher und wies die Verſchiedenheit der beiden Claſſen durch ein- gehende anatomiſche Unterſuchungen nach. Latreille unterſchied nun wohl auch die Knorpelfiſche als Claſſe von den übrigen Fiſchen, ebenſo die Monotremen von den übrigen Säugethieren. Doch fand dies keine Nachahmung, ſo wenig die erwähnte Theilung der Wirbelthiere in acht Claſſen von Agaſſiz Anklang finden dürfte. Wiſſenſchaftlich ſicher begründet ſind wenigſtens bis jetzt nur die fünf Claſſen, welche C. E. von Baer bereits bezeichnet hatte und welche H. Milne Edwards in die erwähnten beiden Gruppen ſcheidet, die Allantoidica und Anal- lantoidica, Gruppen, welche C. Vogt höhere und niedere Wirbelthiere nennt. — Durch die morphologiſche Richtung, welche die anatomiſche Behandlung der Wirbelthiere beſonders durch die Arbeiten Rathke's, J. Müller's und R. Owen's erhalten hatte, gewann die Kennt- niß des Baues derſelben eine in keinem andern Typus erreichte wiſſen- ſchaftliche Form. Zahlreiche Unterſuchungen über einzelne Formen und Theile ſchafften daneben ein freilich nicht immer ſofort zu verwerthendes Material. Von den vielen, verſchiedene Wirbelthierclaſſen anatomiſch erforſchenden Männern ſeien hier nur G. L. Duvernoy, Ant. Aleſ- ſandrini, Ed. d'Alton, H. Leop. Barkow, A. F. J. C. Mayer, G. R. Treviranus, Will. Vrolik zu den oben genannten verglei- chenden Anatomen hinzugefügt. Sehr lebhafte Erörterungen rief die von Oken angeregte Frage nach der Zuſammenſetzung des Schädels aus Wirbeln hervor, an deren Klärung Bojanus, Spix, Aug. Leop. Ulrich, Ed. Hallmann ſich verſuchten. Weſentlich wirkte auf dieſelbe der Nachweis eines dem knöchernen Schädel in der Ent- wickelung vorausgehenden, ſogenannten Primordialcraniums, welchen anſchließend an Rathke's Unterſuchungen L. Jacobſon lieferte; es wurde dadurch der ſchon von Reichert betonte genetiſche Geſichtspunkt in den Vordergrund gerückt und auch in den neueren Verſuchen, den Schädel zu deuten, wie den von Huxley und Kölliker, feſtgehalten. 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Periode der Morphologie.
zwiſchen Säugethiere und Vögel eine Ordnung der „Greife“ ein für die
Monotremen und foſſilen Reptilien. In den Jahren 1831 und 1832
ſicherte Joh. Müller die Stellung der Coecilien durch Nachweis der
Kiemenlöcher und wies die Verſchiedenheit der beiden Claſſen durch ein-
gehende anatomiſche Unterſuchungen nach. Latreille unterſchied nun
wohl auch die Knorpelfiſche als Claſſe von den übrigen Fiſchen, ebenſo
die Monotremen von den übrigen Säugethieren. Doch fand dies keine
Nachahmung, ſo wenig die erwähnte Theilung der Wirbelthiere in acht
Claſſen von Agaſſiz Anklang finden dürfte. Wiſſenſchaftlich ſicher
begründet ſind wenigſtens bis jetzt nur die fünf Claſſen, welche C. E.
von Baer bereits bezeichnet hatte und welche H. Milne Edwards
in die erwähnten beiden Gruppen ſcheidet, die Allantoidica und Anal-
lantoidica, Gruppen, welche C. Vogt höhere und niedere Wirbelthiere
nennt. — Durch die morphologiſche Richtung, welche die anatomiſche
Behandlung der Wirbelthiere beſonders durch die Arbeiten Rathke's,
J. Müller's und R. Owen's erhalten hatte, gewann die Kennt-
niß des Baues derſelben eine in keinem andern Typus erreichte wiſſen-
ſchaftliche Form. Zahlreiche Unterſuchungen über einzelne Formen und
Theile ſchafften daneben ein freilich nicht immer ſofort zu verwerthendes
Material. Von den vielen, verſchiedene Wirbelthierclaſſen anatomiſch
erforſchenden Männern ſeien hier nur G. L. Duvernoy, Ant. Aleſ-
ſandrini, Ed. d'Alton, H. Leop. Barkow, A. F. J. C. Mayer,
G. R. Treviranus, Will. Vrolik zu den oben genannten verglei-
chenden Anatomen hinzugefügt. Sehr lebhafte Erörterungen rief die
von Oken angeregte Frage nach der Zuſammenſetzung des Schädels
aus Wirbeln hervor, an deren Klärung Bojanus, Spix, Aug.
Leop. Ulrich, Ed. Hallmann ſich verſuchten. Weſentlich wirkte
auf dieſelbe der Nachweis eines dem knöchernen Schädel in der Ent-
wickelung vorausgehenden, ſogenannten Primordialcraniums, welchen
anſchließend an Rathke's Unterſuchungen L. Jacobſon lieferte; es wurde
dadurch der ſchon von Reichert betonte genetiſche Geſichtspunkt in
den Vordergrund gerückt und auch in den neueren Verſuchen, den
Schädel zu deuten, wie den von Huxley und Kölliker, feſtgehalten.
Eingehend wurde auch das vom Schädel umſchloſſene Gehirn der Ver-
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