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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.

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Periode der Systematik.
nach Beginn der Ephemeriden noch eine Zeit lang von einzelnen Män-
nern fortgefahren wurde. War auch die Akademie schon 1652 in aller
Form gebildet, so dauerte es doch beinahe zehn Jahre, ehe die Wissen-
schaft sich einer ihrer Leistungen erfreuen konnte. Die Reihe der
Vorläufer eröffnete der genannte Sachs in seiner curiösen Beschrei-
bung des Weinstocks (Ampelographia curiosa, 1661). Ihr folgten
bis 1670, von wo an das Sammelwerk anfänglich unter dem Titel der
Miscellaneen, dann der Ephemeriden, zu erscheinen begann, noch neun
Abhandlungen, von denen drei sich auf zoologische Gegenstände be-
ziehen: die Gammarologie desselben Sachs, 1665, die Schilderung
des fossilen Einhorns von Bausch, 1666, und die Elaphographie von
Graba, 1667. Neben den Ephemeriden erschienen dann noch sieben-
undzwanzig Schriften von Akademikern einzeln, von denen zwölf der
Erörterung zoologischer Fragen gewidmet sind16). Von den Epheme-
riden erschienen von 1670 bis 1722 drei Decurien und fünf Centurien,
zusammen 29 Bände. Auf die letzteren folgen von 1727-1754 die
Acta physico-medica in zehn Bänden, an welche sich dann von 1756
an die noch jetzt erscheinenden Nova Acta anschließen. Was den wis-
senschaftlichen Gehalt der in den Ephemeriden enthaltenen und der be-
sonders herausgegebenen Arbeiten betrifft, so ist allerdings davon
nichts zu bemerken, daß sich der Einfluß der neueren Richtung, wie eine
solche theils durch Einführung des Mikroskops und anderer Beobach-
tungsmittel, theils durch das Aufkommen einer gesunden Skepsis vor-
bereitet wurde, schnell geltend gemacht hätte. Es leiden zwar die mei-
sten Arbeiten aus der damaligen Zeit an den gleichen Fehlern; doch
hängt den deutschen Abhandlungen wohl mehr als den andern die ur-
theilslose gleichmäßige Ausführlichkeit sowohl in Betreff der wichtigeren
als der unwichtigeren Punkte an, was aber wiederum vorzüglich

16) Diese zoologischen, oder wenigstens auf Thiere sich beziehenden Arbeiten
sind: Schroeck, Moschologia, 1682; Wurffbain, Salamandrologia,
1683; Paullini, Cynographia, 1685, Bufo, 1686, Coenarum Helena s.
Anguilla, 1689, Talpa, 1689, Lagographia, 1691, Lycographia, 1694, de Asino,
1695; Garmann, Oologia, 1691; Fraundoerffer, de Millepedibus,
1700; Petri ab Hartenfelsz, Elephantographia,
1723 und 1733.

Periode der Syſtematik.
nach Beginn der Ephemeriden noch eine Zeit lang von einzelnen Män-
nern fortgefahren wurde. War auch die Akademie ſchon 1652 in aller
Form gebildet, ſo dauerte es doch beinahe zehn Jahre, ehe die Wiſſen-
ſchaft ſich einer ihrer Leiſtungen erfreuen konnte. Die Reihe der
Vorläufer eröffnete der genannte Sachs in ſeiner curiöſen Beſchrei-
bung des Weinſtocks (Ampelographia curiosa, 1661). Ihr folgten
bis 1670, von wo an das Sammelwerk anfänglich unter dem Titel der
Miscellaneen, dann der Ephemeriden, zu erſcheinen begann, noch neun
Abhandlungen, von denen drei ſich auf zoologiſche Gegenſtände be-
ziehen: die Gammarologie deſſelben Sachs, 1665, die Schilderung
des foſſilen Einhorns von Bauſch, 1666, und die Elaphographie von
Graba, 1667. Neben den Ephemeriden erſchienen dann noch ſieben-
undzwanzig Schriften von Akademikern einzeln, von denen zwölf der
Erörterung zoologiſcher Fragen gewidmet ſind16). Von den Epheme-
riden erſchienen von 1670 bis 1722 drei Decurien und fünf Centurien,
zuſammen 29 Bände. Auf die letzteren folgen von 1727-1754 die
Acta physico-medica in zehn Bänden, an welche ſich dann von 1756
an die noch jetzt erſcheinenden Nova Acta anſchließen. Was den wiſ-
ſenſchaftlichen Gehalt der in den Ephemeriden enthaltenen und der be-
ſonders herausgegebenen Arbeiten betrifft, ſo iſt allerdings davon
nichts zu bemerken, daß ſich der Einfluß der neueren Richtung, wie eine
ſolche theils durch Einführung des Mikroſkops und anderer Beobach-
tungsmittel, theils durch das Aufkommen einer geſunden Skepſis vor-
bereitet wurde, ſchnell geltend gemacht hätte. Es leiden zwar die mei-
ſten Arbeiten aus der damaligen Zeit an den gleichen Fehlern; doch
hängt den deutſchen Abhandlungen wohl mehr als den andern die ur-
theilsloſe gleichmäßige Ausführlichkeit ſowohl in Betreff der wichtigeren
als der unwichtigeren Punkte an, was aber wiederum vorzüglich

16) Dieſe zoologiſchen, oder wenigſtens auf Thiere ſich beziehenden Arbeiten
ſind: Schroeck, Moschologia, 1682; Wurffbain, Salamandrologia,
1683; Paullini, Cynographia, 1685, Bufo, 1686, Coenarum Helena s.
Anguilla, 1689, Talpa, 1689, Lagographia, 1691, Lycographia, 1694, de Asino,
1695; Garmann, Oologia, 1691; Fraundoerffer, de Millepedibus,
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1723 und 1733.
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[412/0423] Periode der Syſtematik. nach Beginn der Ephemeriden noch eine Zeit lang von einzelnen Män- nern fortgefahren wurde. War auch die Akademie ſchon 1652 in aller Form gebildet, ſo dauerte es doch beinahe zehn Jahre, ehe die Wiſſen- ſchaft ſich einer ihrer Leiſtungen erfreuen konnte. Die Reihe der Vorläufer eröffnete der genannte Sachs in ſeiner curiöſen Beſchrei- bung des Weinſtocks (Ampelographia curiosa, 1661). Ihr folgten bis 1670, von wo an das Sammelwerk anfänglich unter dem Titel der Miscellaneen, dann der Ephemeriden, zu erſcheinen begann, noch neun Abhandlungen, von denen drei ſich auf zoologiſche Gegenſtände be- ziehen: die Gammarologie deſſelben Sachs, 1665, die Schilderung des foſſilen Einhorns von Bauſch, 1666, und die Elaphographie von Graba, 1667. Neben den Ephemeriden erſchienen dann noch ſieben- undzwanzig Schriften von Akademikern einzeln, von denen zwölf der Erörterung zoologiſcher Fragen gewidmet ſind 16). Von den Epheme- riden erſchienen von 1670 bis 1722 drei Decurien und fünf Centurien, zuſammen 29 Bände. Auf die letzteren folgen von 1727-1754 die Acta physico-medica in zehn Bänden, an welche ſich dann von 1756 an die noch jetzt erſcheinenden Nova Acta anſchließen. Was den wiſ- ſenſchaftlichen Gehalt der in den Ephemeriden enthaltenen und der be- ſonders herausgegebenen Arbeiten betrifft, ſo iſt allerdings davon nichts zu bemerken, daß ſich der Einfluß der neueren Richtung, wie eine ſolche theils durch Einführung des Mikroſkops und anderer Beobach- tungsmittel, theils durch das Aufkommen einer geſunden Skepſis vor- bereitet wurde, ſchnell geltend gemacht hätte. Es leiden zwar die mei- ſten Arbeiten aus der damaligen Zeit an den gleichen Fehlern; doch hängt den deutſchen Abhandlungen wohl mehr als den andern die ur- theilsloſe gleichmäßige Ausführlichkeit ſowohl in Betreff der wichtigeren als der unwichtigeren Punkte an, was aber wiederum vorzüglich 16) Dieſe zoologiſchen, oder wenigſtens auf Thiere ſich beziehenden Arbeiten ſind: Schroeck, Moschologia, 1682; Wurffbain, Salamandrologia, 1683; Paullini, Cynographia, 1685, Bufo, 1686, Coenarum Helena s. Anguilla, 1689, Talpa, 1689, Lagographia, 1691, Lycographia, 1694, de Asino, 1695; Garmann, Oologia, 1691; Fraundoerffer, de Millepedibus, 1700; Petri ab Hartenfelsz, Elephantographia, 1723 und 1733.

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Zitationshilfe: Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/423>, abgerufen am 22.11.2024.