der Meleagris der Alten, für identisch und daher asiatischen Ursprungs. Die auch bei C. Gesner auftretende Bezeichnung "indischer Hahn" beruht auf der bekannten Verwechselung West-Indiens mit dem alten Indien. Bei allen durch die Zeit bedingten Mängeln bildet doch Be- lon's Werk die Grundlage für die spätern. In einer damals öfter wie- derkehrenden Weise wurden auch die Abbildungen Belon's (außer den Vögeln auch einige Säugethiere, Völkerschaften u. s. w.) zusammen wieder abgedruckt und mit kurzen Versen begleitet. Außer den Figuren bietet die Sammlung nichts Werthvolles87).
Von Localverzeichnissen sei hier der Liste der an und auf der Elbe lebenden Vögel gedacht, welche Joh. Kentmann, ein auch mit Gesner in Correspondenz stehender sächsischer Arzt dem Meißner Rector Geo. Fabricius mitgetheilt hat88). Sie enthält funfzig deutsche Vogelnamen mit den lateinischen Bezeichnungen zum Theil nach Ges- ner, zum Theil nach Theodor Gaza, ohne Beschreibung.
Nicht so eingehend wie bei den Säugethieren wurde einzelnen Formen der Vögel Aufmerksamkeit geschenkt. Sei es, daß die in ihrem ganzen Bau wenig Beugungen darbietende Classe kaum Anhaltepunkte zeigte, die Vergleichung der verschiedenen Gestalten zu nutzbaren Ver- allgemeinerungen zu führen, oder war es der Umstand, daß die Vögel nur in wenig Arten mit dem Menschen in eine innige, gewissermaßen häusliche Beziehung traten: sicher ist, daß die Kenntniß der Einzelfor- men ungleich weniger Fortschritte machte, als die der Säugethiere. Das Jagen mit Falken wurde zwar noch immer geübt, fieng aber doch wenigstens in Europa schon sehr abzunehmen an. Die Litteratur über die Falknerei weist allerdings auch aus dem vorliegenden Zeitraum noch einige Werke auf, aber keins, welches sich in Bezug auf seinen naturhistorischen wie anatomischen Gehalt mit dem des Kaisers Fried-
87)Pourtraicts d'oyseaux, animaux, serpens, herbes, arbres, hommes et femmes d'Arabie et d'Egypte, Paris, 1557. Eine später erschienene Natur- geschichte der Vögel von Franc. Marcuello, Primera parte de la historia natural de las Aves. Zaragoza, 1617. kenne ich nicht, ebenso die öfter gedruckte, auch ins Französische übersetzte Uccelleria des Giov. Pietro Oliva (Roma, 1622), zu welcher Tempesta die Abbildungen gezeichnet hat.
88)G. Fabricii, Rerum misnicarum libri VII. Lips. 1569. p.222.
Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen.
der Meleagris der Alten, für identiſch und daher aſiatiſchen Urſprungs. Die auch bei C. Gesner auftretende Bezeichnung „indiſcher Hahn“ beruht auf der bekannten Verwechſelung Weſt-Indiens mit dem alten Indien. Bei allen durch die Zeit bedingten Mängeln bildet doch Be- lon's Werk die Grundlage für die ſpätern. In einer damals öfter wie- derkehrenden Weiſe wurden auch die Abbildungen Belon's (außer den Vögeln auch einige Säugethiere, Völkerſchaften u. ſ. w.) zuſammen wieder abgedruckt und mit kurzen Verſen begleitet. Außer den Figuren bietet die Sammlung nichts Werthvolles87).
Von Localverzeichniſſen ſei hier der Liſte der an und auf der Elbe lebenden Vögel gedacht, welche Joh. Kentmann, ein auch mit Gesner in Correſpondenz ſtehender ſächſiſcher Arzt dem Meißner Rector Geo. Fabricius mitgetheilt hat88). Sie enthält funfzig deutſche Vogelnamen mit den lateiniſchen Bezeichnungen zum Theil nach Ges- ner, zum Theil nach Theodor Gaza, ohne Beſchreibung.
Nicht ſo eingehend wie bei den Säugethieren wurde einzelnen Formen der Vögel Aufmerkſamkeit geſchenkt. Sei es, daß die in ihrem ganzen Bau wenig Beugungen darbietende Claſſe kaum Anhaltepunkte zeigte, die Vergleichung der verſchiedenen Geſtalten zu nutzbaren Ver- allgemeinerungen zu führen, oder war es der Umſtand, daß die Vögel nur in wenig Arten mit dem Menſchen in eine innige, gewiſſermaßen häusliche Beziehung traten: ſicher iſt, daß die Kenntniß der Einzelfor- men ungleich weniger Fortſchritte machte, als die der Säugethiere. Das Jagen mit Falken wurde zwar noch immer geübt, fieng aber doch wenigſtens in Europa ſchon ſehr abzunehmen an. Die Litteratur über die Falknerei weiſt allerdings auch aus dem vorliegenden Zeitraum noch einige Werke auf, aber keins, welches ſich in Bezug auf ſeinen naturhiſtoriſchen wie anatomiſchen Gehalt mit dem des Kaiſers Fried-
87)Pourtraicts d'oyseaux, animaux, serpens, herbes, arbres, hommes et femmes d'Arabie et d'Egypte, Paris, 1557. Eine ſpäter erſchienene Natur- geſchichte der Vögel von Franc. Marcuello, Primera parte de la historia natural de las Aves. Zaragoza, 1617. kenne ich nicht, ebenſo die öfter gedruckte, auch ins Franzöſiſche überſetzte Uccelleria des Giov. Pietro Oliva (Roma, 1622), zu welcher Tempeſta die Abbildungen gezeichnet hat.
88)G. Fabricii, Rerum misnicarum libri VII. Lips. 1569. p.222.
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Periode der encyklopädiſchen Darſtellungen.
der Meleagris der Alten, für identiſch und daher aſiatiſchen Urſprungs.
Die auch bei C. Gesner auftretende Bezeichnung „indiſcher Hahn“
beruht auf der bekannten Verwechſelung Weſt-Indiens mit dem alten
Indien. Bei allen durch die Zeit bedingten Mängeln bildet doch Be-
lon's Werk die Grundlage für die ſpätern. In einer damals öfter wie-
derkehrenden Weiſe wurden auch die Abbildungen Belon's (außer den
Vögeln auch einige Säugethiere, Völkerſchaften u. ſ. w.) zuſammen
wieder abgedruckt und mit kurzen Verſen begleitet. Außer den Figuren
bietet die Sammlung nichts Werthvolles 87).
Von Localverzeichniſſen ſei hier der Liſte der an und auf der Elbe
lebenden Vögel gedacht, welche Joh. Kentmann, ein auch mit
Gesner in Correſpondenz ſtehender ſächſiſcher Arzt dem Meißner Rector
Geo. Fabricius mitgetheilt hat 88). Sie
enthält funfzig deutſche
Vogelnamen mit den lateiniſchen Bezeichnungen zum Theil nach Ges-
ner, zum Theil nach Theodor Gaza, ohne Beſchreibung.
Nicht ſo eingehend wie bei den Säugethieren wurde einzelnen
Formen der Vögel Aufmerkſamkeit geſchenkt. Sei es, daß die in ihrem
ganzen Bau wenig Beugungen darbietende Claſſe kaum Anhaltepunkte
zeigte, die Vergleichung der verſchiedenen Geſtalten zu nutzbaren Ver-
allgemeinerungen zu führen, oder war es der Umſtand, daß die Vögel
nur in wenig Arten mit dem Menſchen in eine innige, gewiſſermaßen
häusliche Beziehung traten: ſicher iſt, daß die Kenntniß der Einzelfor-
men ungleich weniger Fortſchritte machte, als die der Säugethiere.
Das Jagen mit Falken wurde zwar noch immer geübt, fieng aber doch
wenigſtens in Europa ſchon ſehr abzunehmen an. Die Litteratur über
die Falknerei weiſt allerdings auch aus dem vorliegenden Zeitraum
noch einige Werke auf, aber keins, welches ſich in Bezug auf ſeinen
naturhiſtoriſchen wie anatomiſchen Gehalt mit dem des Kaiſers Fried-
87) Pourtraicts
d'oyseaux, animaux, serpens, herbes, arbres, hommes
et femmes d'Arabie et d'Egypte, Paris, 1557. Eine ſpäter erſchienene Natur-
geſchichte der Vögel von Franc. Marcuello, Primera parte de la
historia
natural de las Aves. Zaragoza, 1617. kenne ich nicht, ebenſo die öfter
gedruckte,
auch ins Franzöſiſche überſetzte Uccelleria des Giov. Pietro
Oliva (Roma, 1622),
zu welcher Tempeſta die Abbildungen gezeichnet hat.
88) G.
Fabricii, Rerum misnicarum libri VII. Lips. 1569. p.222.
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Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/363>, abgerufen am 22.06.2024.
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