der Scheide liegt, den Zeige- und Mittelfinger mit Oebl, bringt sie in die Vagina ein und drängt behutsam und der Führungslinie gemaß den Uterus mittelst angesetzten Finger- spitzen an der Vaginalportion in seine regelmäßige Lage zurück.
§. 481.
Liegt der Uterus völlig außerhalb der Geschlechtstheile, so bestreicht man denselben erst mit Oehl, setzt dann Dau- men, Zeige-, Mittel- und vierten Finger rings an die Va- ginalportion, und drängt nun vorsichtig, und indem man den Uterus dabey gelind drehend hin und her bewegt, den- selben in die Tiefe des Beckens und in seine regelmäßige Lage zurück, indem man zugleich darauf achtet, ob die Re- position etwa heftige Schmerzen, welche auf Druck wichtiger, dem Uterus vielleicht schon nachgesunkener Theile hinweisen, verursacht, in welchem Falle man lieber die Reposition nicht vollkommen macht, sondern gradweise vollbringt, so daß man zuvörderst den Uterus nur in der Vagina zu erhalten und erst nach einiger Zeit ihn weiter herauf zu führen sucht. Wird der Vorfall durch Druck ausgearteter Organe in der Beckenhöhle und erfolgte Verwachsungen unterhalten, so hüte man sich, nicht durch Gewalt die Reposition vollbringen zu wollen, sondern es muß, sobald man sich sicher hiervon überzeugt hat, der Vorfall als unheilbar betrachtet werden, als welches zwar selten, aber doch mitunter vorkommt.
§. 482.
Die Erfüllung der dritten Indication, welche die Er- haltung in der normalen Lage bezweckt, ist gleichfalls nach dem Grade des Uebels verschieden. Ist es ein nicht be- trächtlicher, neuentstandener Gebärmuttervorfall, so ist es zu erwarten, daß die radicale Heilung durch Wiederherstellung einer normalen Spannung der Uterinbänder gelingen werde, und dann muß zuvörderst für 2 bis 3 Wochen die horizon- tale Lage zur Pflicht gemacht, und durch den Apparat toni- scher Mittel die Contraktilität der Faser befördert werden.
der Scheide liegt, den Zeige- und Mittelfinger mit Oebl, bringt ſie in die Vagina ein und draͤngt behutſam und der Fuͤhrungslinie gemaß den Uterus mittelſt angeſetzten Finger- ſpitzen an der Vaginalportion in ſeine regelmaͤßige Lage zuruͤck.
§. 481.
Liegt der Uterus voͤllig außerhalb der Geſchlechtstheile, ſo beſtreicht man denſelben erſt mit Oehl, ſetzt dann Dau- men, Zeige-, Mittel- und vierten Finger rings an die Va- ginalportion, und draͤngt nun vorſichtig, und indem man den Uterus dabey gelind drehend hin und her bewegt, den- ſelben in die Tiefe des Beckens und in ſeine regelmaͤßige Lage zuruͤck, indem man zugleich darauf achtet, ob die Re- poſition etwa heftige Schmerzen, welche auf Druck wichtiger, dem Uterus vielleicht ſchon nachgeſunkener Theile hinweiſen, verurſacht, in welchem Falle man lieber die Repoſition nicht vollkommen macht, ſondern gradweiſe vollbringt, ſo daß man zuvoͤrderſt den Uterus nur in der Vagina zu erhalten und erſt nach einiger Zeit ihn weiter herauf zu fuͤhren ſucht. Wird der Vorfall durch Druck ausgearteter Organe in der Beckenhoͤhle und erfolgte Verwachſungen unterhalten, ſo huͤte man ſich, nicht durch Gewalt die Repoſition vollbringen zu wollen, ſondern es muß, ſobald man ſich ſicher hiervon uͤberzeugt hat, der Vorfall als unheilbar betrachtet werden, als welches zwar ſelten, aber doch mitunter vorkommt.
§. 482.
Die Erfuͤllung der dritten Indication, welche die Er- haltung in der normalen Lage bezweckt, iſt gleichfalls nach dem Grade des Uebels verſchieden. Iſt es ein nicht be- traͤchtlicher, neuentſtandener Gebaͤrmuttervorfall, ſo iſt es zu erwarten, daß die radicale Heilung durch Wiederherſtellung einer normalen Spannung der Uterinbaͤnder gelingen werde, und dann muß zuvoͤrderſt fuͤr 2 bis 3 Wochen die horizon- tale Lage zur Pflicht gemacht, und durch den Apparat toni- ſcher Mittel die Contraktilitaͤt der Faſer befoͤrdert werden.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><divn="10"><p><pbfacs="#f0390"n="370"/>
der Scheide liegt, den Zeige- und Mittelfinger mit Oebl,<lb/>
bringt ſie in die Vagina ein und draͤngt behutſam und der<lb/>
Fuͤhrungslinie gemaß den Uterus mittelſt angeſetzten Finger-<lb/>ſpitzen an der Vaginalportion in ſeine regelmaͤßige Lage<lb/>
zuruͤck.</p></div><lb/><divn="10"><head>§. 481.</head><lb/><p>Liegt der Uterus voͤllig außerhalb der Geſchlechtstheile,<lb/>ſo beſtreicht man denſelben erſt mit Oehl, ſetzt dann Dau-<lb/>
men, Zeige-, Mittel- und vierten Finger rings an die Va-<lb/>
ginalportion, und draͤngt nun vorſichtig, und indem man<lb/>
den Uterus dabey gelind drehend hin und her bewegt, den-<lb/>ſelben in die Tiefe des Beckens und in ſeine regelmaͤßige<lb/>
Lage zuruͤck, indem man zugleich darauf achtet, ob die Re-<lb/>
poſition etwa heftige Schmerzen, welche auf Druck wichtiger,<lb/>
dem Uterus vielleicht ſchon nachgeſunkener Theile hinweiſen,<lb/>
verurſacht, in welchem Falle man lieber die Repoſition nicht<lb/>
vollkommen macht, ſondern gradweiſe vollbringt, ſo daß man<lb/>
zuvoͤrderſt den Uterus nur in der Vagina zu erhalten und<lb/>
erſt nach einiger Zeit ihn weiter herauf zu fuͤhren ſucht.<lb/>
Wird der Vorfall durch Druck ausgearteter Organe in der<lb/>
Beckenhoͤhle und erfolgte Verwachſungen unterhalten, ſo huͤte<lb/>
man ſich, nicht durch Gewalt die Repoſition vollbringen zu<lb/>
wollen, ſondern es muß, ſobald man ſich ſicher hiervon<lb/>
uͤberzeugt hat, der Vorfall als unheilbar betrachtet werden,<lb/>
als welches zwar ſelten, aber doch mitunter vorkommt.</p></div><lb/><divn="10"><head>§. 482.</head><lb/><p>Die Erfuͤllung der dritten Indication, welche die Er-<lb/>
haltung in der normalen Lage bezweckt, iſt gleichfalls nach<lb/>
dem Grade des Uebels verſchieden. Iſt es ein nicht be-<lb/>
traͤchtlicher, neuentſtandener Gebaͤrmuttervorfall, ſo iſt es zu<lb/>
erwarten, daß die radicale Heilung durch Wiederherſtellung<lb/>
einer normalen Spannung der Uterinbaͤnder gelingen werde,<lb/>
und dann muß zuvoͤrderſt fuͤr 2 bis 3 Wochen die horizon-<lb/>
tale Lage zur Pflicht gemacht, und durch den Apparat toni-<lb/>ſcher Mittel die Contraktilitaͤt der Faſer befoͤrdert werden.<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[370/0390]
der Scheide liegt, den Zeige- und Mittelfinger mit Oebl,
bringt ſie in die Vagina ein und draͤngt behutſam und der
Fuͤhrungslinie gemaß den Uterus mittelſt angeſetzten Finger-
ſpitzen an der Vaginalportion in ſeine regelmaͤßige Lage
zuruͤck.
§. 481.
Liegt der Uterus voͤllig außerhalb der Geſchlechtstheile,
ſo beſtreicht man denſelben erſt mit Oehl, ſetzt dann Dau-
men, Zeige-, Mittel- und vierten Finger rings an die Va-
ginalportion, und draͤngt nun vorſichtig, und indem man
den Uterus dabey gelind drehend hin und her bewegt, den-
ſelben in die Tiefe des Beckens und in ſeine regelmaͤßige
Lage zuruͤck, indem man zugleich darauf achtet, ob die Re-
poſition etwa heftige Schmerzen, welche auf Druck wichtiger,
dem Uterus vielleicht ſchon nachgeſunkener Theile hinweiſen,
verurſacht, in welchem Falle man lieber die Repoſition nicht
vollkommen macht, ſondern gradweiſe vollbringt, ſo daß man
zuvoͤrderſt den Uterus nur in der Vagina zu erhalten und
erſt nach einiger Zeit ihn weiter herauf zu fuͤhren ſucht.
Wird der Vorfall durch Druck ausgearteter Organe in der
Beckenhoͤhle und erfolgte Verwachſungen unterhalten, ſo huͤte
man ſich, nicht durch Gewalt die Repoſition vollbringen zu
wollen, ſondern es muß, ſobald man ſich ſicher hiervon
uͤberzeugt hat, der Vorfall als unheilbar betrachtet werden,
als welches zwar ſelten, aber doch mitunter vorkommt.
§. 482.
Die Erfuͤllung der dritten Indication, welche die Er-
haltung in der normalen Lage bezweckt, iſt gleichfalls nach
dem Grade des Uebels verſchieden. Iſt es ein nicht be-
traͤchtlicher, neuentſtandener Gebaͤrmuttervorfall, ſo iſt es zu
erwarten, daß die radicale Heilung durch Wiederherſtellung
einer normalen Spannung der Uterinbaͤnder gelingen werde,
und dann muß zuvoͤrderſt fuͤr 2 bis 3 Wochen die horizon-
tale Lage zur Pflicht gemacht, und durch den Apparat toni-
ſcher Mittel die Contraktilitaͤt der Faſer befoͤrdert werden.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/390>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.