lichen Geistesrichtungen, sondern auch in Verstimmung des körperlichen Zustandes sich äußert, als z. B. im Schlafreden, Schlafwandeln, Alpdrücken und bey mehrern Arten von Kräm- pfen, sobald sie vollsaftige, kräftige Subjekte befallen. Noch mehr wird indeß diese Methode angezeigt seyn, wenn Nei- gung zu gastrischen Zuständen, Obstruktionen, Drüsenan- schwellungen u. s. w. vorhanden ist, existiren indeß diese oder ähnliche Krankheiten wirklich, so werden resolvirende und abführende Mittel schon nach den §. 258. erwähnten Regeln sich nothwendig machen. Die Wahl der einzelnen Mittel und ihre Dosen müssen sich nach der Individualität der vorkom- menden Fälle richten, jedoch werden leichtere Brechmittel (Ipecacuanha auch in refracta dosi zur Ekelkur), nament- lich bey den mehr durch gewaltsame Gemüthsaufregung sich äußernden Krankheiten, Fantasterey und Schwärmerey, krank- hafter Reitzbarkeit der Sinnesorgane u. s. w. nützlich wirken, dahingegen drastische Abführungen aus Jalappa, Mercur. dulc. Fol. Sennae u. s. w. von Zeit zu Zeit angewendet, mehr bey blödsinnigen Zuständen, bey phlegmatischen Sub- jekten, mit verschleimtem Darmkanal und Wurmbeschwerden, blande Abführungen (durch Mittelsalze, Elecluaria lenitiva, und was bey sehr sensibeln Körpern sich vorzüglich empfiehlt, durch Oleum Ricini) vorzüglich bey entzündlicher Diathesis, Congestionen u. s. w. nützlich werden.
§. 263.
Von den Erregungen anderweitiger Sekretionen erwäh- nen wir zuerst die künstlich bewerkstelligte und unterhaltene Eiterung durch Fontanelle, Haarseile oder offen erhaltene Ve- sicatoria; Mittel, welche namentlich wo die Krankheit nach plötzlich verschwundenen andern Krankheiten, z. B. Hautaus- schlägen u. s. w. entstand, oder auch nach Gemüthserschütte- rungen eine Verstimmung des Nervenlebens folgte, beson- dern Nutzen gewähren, und besonders bey abnorm aufgeregter Sensibilität, clonischen Krämpfen, Veitstanz u. s. w. ange- wendet zu werden verdienen. Weniger häufig finden sich da- gegen Fälle, wo von den die Hamaussonderung, die Speichel-
lichen Geiſtesrichtungen, ſondern auch in Verſtimmung des koͤrperlichen Zuſtandes ſich aͤußert, als z. B. im Schlafreden, Schlafwandeln, Alpdruͤcken und bey mehrern Arten von Kraͤm- pfen, ſobald ſie vollſaftige, kraͤftige Subjekte befallen. Noch mehr wird indeß dieſe Methode angezeigt ſeyn, wenn Nei- gung zu gaſtriſchen Zuſtaͤnden, Obſtruktionen, Druͤſenan- ſchwellungen u. ſ. w. vorhanden iſt, exiſtiren indeß dieſe oder aͤhnliche Krankheiten wirklich, ſo werden reſolvirende und abfuͤhrende Mittel ſchon nach den §. 258. erwaͤhnten Regeln ſich nothwendig machen. Die Wahl der einzelnen Mittel und ihre Doſen muͤſſen ſich nach der Individualitaͤt der vorkom- menden Faͤlle richten, jedoch werden leichtere Brechmittel (Ipecacuanha auch in refracta dosi zur Ekelkur), nament- lich bey den mehr durch gewaltſame Gemuͤthsaufregung ſich aͤußernden Krankheiten, Fantaſterey und Schwaͤrmerey, krank- hafter Reitzbarkeit der Sinnesorgane u. ſ. w. nuͤtzlich wirken, dahingegen draſtiſche Abfuͤhrungen aus Jalappa, Mercur. dulc. Fol. Sennae u. ſ. w. von Zeit zu Zeit angewendet, mehr bey bloͤdſinnigen Zuſtaͤnden, bey phlegmatiſchen Sub- jekten, mit verſchleimtem Darmkanal und Wurmbeſchwerden, blande Abfuͤhrungen (durch Mittelſalze, Elecluaria lenitiva, und was bey ſehr ſenſibeln Koͤrpern ſich vorzuͤglich empfiehlt, durch Oleum Ricini) vorzuͤglich bey entzuͤndlicher Diatheſis, Congeſtionen u. ſ. w. nuͤtzlich werden.
§. 263.
Von den Erregungen anderweitiger Sekretionen erwaͤh- nen wir zuerſt die kuͤnſtlich bewerkſtelligte und unterhaltene Eiterung durch Fontanelle, Haarſeile oder offen erhaltene Ve- sicatoria; Mittel, welche namentlich wo die Krankheit nach ploͤtzlich verſchwundenen andern Krankheiten, z. B. Hautaus- ſchlaͤgen u. ſ. w. entſtand, oder auch nach Gemuͤthserſchuͤtte- rungen eine Verſtimmung des Nervenlebens folgte, beſon- dern Nutzen gewaͤhren, und beſonders bey abnorm aufgeregter Senſibilitaͤt, cloniſchen Kraͤmpfen, Veitstanz u. ſ. w. ange- wendet zu werden verdienen. Weniger haͤufig finden ſich da- gegen Faͤlle, wo von den die Hamausſonderung, die Speichel-
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[202/0222]
lichen Geiſtesrichtungen, ſondern auch in Verſtimmung des
koͤrperlichen Zuſtandes ſich aͤußert, als z. B. im Schlafreden,
Schlafwandeln, Alpdruͤcken und bey mehrern Arten von Kraͤm-
pfen, ſobald ſie vollſaftige, kraͤftige Subjekte befallen. Noch
mehr wird indeß dieſe Methode angezeigt ſeyn, wenn Nei-
gung zu gaſtriſchen Zuſtaͤnden, Obſtruktionen, Druͤſenan-
ſchwellungen u. ſ. w. vorhanden iſt, exiſtiren indeß dieſe oder
aͤhnliche Krankheiten wirklich, ſo werden reſolvirende und
abfuͤhrende Mittel ſchon nach den §. 258. erwaͤhnten Regeln
ſich nothwendig machen. Die Wahl der einzelnen Mittel und
ihre Doſen muͤſſen ſich nach der Individualitaͤt der vorkom-
menden Faͤlle richten, jedoch werden leichtere Brechmittel
(Ipecacuanha auch in refracta dosi zur Ekelkur), nament-
lich bey den mehr durch gewaltſame Gemuͤthsaufregung ſich
aͤußernden Krankheiten, Fantaſterey und Schwaͤrmerey, krank-
hafter Reitzbarkeit der Sinnesorgane u. ſ. w. nuͤtzlich wirken,
dahingegen draſtiſche Abfuͤhrungen aus Jalappa, Mercur.
dulc. Fol. Sennae u. ſ. w. von Zeit zu Zeit angewendet,
mehr bey bloͤdſinnigen Zuſtaͤnden, bey phlegmatiſchen Sub-
jekten, mit verſchleimtem Darmkanal und Wurmbeſchwerden,
blande Abfuͤhrungen (durch Mittelſalze, Elecluaria lenitiva,
und was bey ſehr ſenſibeln Koͤrpern ſich vorzuͤglich empfiehlt,
durch Oleum Ricini) vorzuͤglich bey entzuͤndlicher Diatheſis,
Congeſtionen u. ſ. w. nuͤtzlich werden.
§. 263.
Von den Erregungen anderweitiger Sekretionen erwaͤh-
nen wir zuerſt die kuͤnſtlich bewerkſtelligte und unterhaltene
Eiterung durch Fontanelle, Haarſeile oder offen erhaltene Ve-
sicatoria; Mittel, welche namentlich wo die Krankheit nach
ploͤtzlich verſchwundenen andern Krankheiten, z. B. Hautaus-
ſchlaͤgen u. ſ. w. entſtand, oder auch nach Gemuͤthserſchuͤtte-
rungen eine Verſtimmung des Nervenlebens folgte, beſon-
dern Nutzen gewaͤhren, und beſonders bey abnorm aufgeregter
Senſibilitaͤt, cloniſchen Kraͤmpfen, Veitstanz u. ſ. w. ange-
wendet zu werden verdienen. Weniger haͤufig finden ſich da-
gegen Faͤlle, wo von den die Hamausſonderung, die Speichel-
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/222>, abgerufen am 03.12.2024.
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