thierischer Magnetismus, psychische Einwirkung; und wir be- merken hierbey, daß uns kein wahrer Grund vorhanden zu seyn scheint, welcher die Meynung einiger Gelehrten recht- fertigen könnte, daß die meisten dieser, oder alle diese Er- scheinungen im Innern gleichartig und nur verschiedene For- men einer derselben, namentlich der Elektricität oder des Galvanismus wären; bloße Aehnlichkeit einzelner Aeußerun- gen dieser Thätigkeit kann hierfür nicht beweisend seyn, und das qualitativ Verschiedene derselben leuchtet deutlich genug hervor, zwar sind sie insgesammt Aeußerungen des allgemei- nen Naturlebens, allein so wenig wir berechtigt sind, im in- dividuellen Organismus Gefäßthätigkeit, Muskelkraft, chemische Vorgänge als bloße Modifikationen etwa der Nerventhätigkeit oder deß etwas zu betrachten, sondern alles dieses als eigen- thümliche Zweige des einen Lebens erkennen müssen, so auch ist dieß bey jenen Thätigkeiten der Fall. -- Wir werden nun diese einzelnen Behandlungsweisen, in wiefern sie allerdings in den eben betrachteten Krankheiten, sobald dieselben wirklich idiopathische Nervenleiden sind, von vorzüglicher Wirkung seyn, ja die eigentlichen und wesentlichen Heilmittel derselben darstellen müssen, näher erörtern, und zwar mit Hinsicht auf die abgehandelten besondern Krankheitszustände, wodurch denn das für einzelne Fälle passende Verfahren aus dem Zusam- menhalten der Natur der Krankheit und der Lehre von der Wirkung dieser Mittel sich leicht von selbst ergeben wird.
§. 262.
Zunächst aber die Behandlung der Nervenleiden durch Einwirkung auf die niedern Systeme betref- fend, so könnte man dieselbe auch die antagonistische Methode nennen und mehrere Arten derselben unterscheiden. Wir rech- nen dahin: 1) die ausleerende Methode, welche bestehen kann in der Anwendung von Brech- und Abführmitteln, oder in Vermehrung anderweitiger Sekretionen, oder in Blutentzie- hungen. -- Was die Brech- und Abführmittel anbelangt, so bemerkt man dieselben von besonderer Wirksamkeit in allen überspannten Zuständen mit kräftigem Wirkungsvermögen und zwar insbesondre wenn die Krankheit nicht blos in ungewöhn-
thieriſcher Magnetismus, pſychiſche Einwirkung; und wir be- merken hierbey, daß uns kein wahrer Grund vorhanden zu ſeyn ſcheint, welcher die Meynung einiger Gelehrten recht- fertigen koͤnnte, daß die meiſten dieſer, oder alle dieſe Er- ſcheinungen im Innern gleichartig und nur verſchiedene For- men einer derſelben, namentlich der Elektricitaͤt oder des Galvanismus waͤren; bloße Aehnlichkeit einzelner Aeußerun- gen dieſer Thaͤtigkeit kann hierfuͤr nicht beweiſend ſeyn, und das qualitativ Verſchiedene derſelben leuchtet deutlich genug hervor, zwar ſind ſie insgeſammt Aeußerungen des allgemei- nen Naturlebens, allein ſo wenig wir berechtigt ſind, im in- dividuellen Organismus Gefaͤßthaͤtigkeit, Muskelkraft, chemiſche Vorgaͤnge als bloße Modifikationen etwa der Nerventhaͤtigkeit oder deß etwas zu betrachten, ſondern alles dieſes als eigen- thuͤmliche Zweige des einen Lebens erkennen muͤſſen, ſo auch iſt dieß bey jenen Thaͤtigkeiten der Fall. — Wir werden nun dieſe einzelnen Behandlungsweiſen, in wiefern ſie allerdings in den eben betrachteten Krankheiten, ſobald dieſelben wirklich idiopathiſche Nervenleiden ſind, von vorzuͤglicher Wirkung ſeyn, ja die eigentlichen und weſentlichen Heilmittel derſelben darſtellen muͤſſen, naͤher eroͤrtern, und zwar mit Hinſicht auf die abgehandelten beſondern Krankheitszuſtaͤnde, wodurch denn das fuͤr einzelne Faͤlle paſſende Verfahren aus dem Zuſam- menhalten der Natur der Krankheit und der Lehre von der Wirkung dieſer Mittel ſich leicht von ſelbſt ergeben wird.
§. 262.
Zunaͤchſt aber die Behandlung der Nervenleiden durch Einwirkung auf die niedern Syſteme betref- fend, ſo koͤnnte man dieſelbe auch die antagoniſtiſche Methode nennen und mehrere Arten derſelben unterſcheiden. Wir rech- nen dahin: 1) die ausleerende Methode, welche beſtehen kann in der Anwendung von Brech- und Abfuͤhrmitteln, oder in Vermehrung anderweitiger Sekretionen, oder in Blutentzie- hungen. — Was die Brech- und Abfuͤhrmittel anbelangt, ſo bemerkt man dieſelben von beſonderer Wirkſamkeit in allen uͤberſpannten Zuſtaͤnden mit kraͤftigem Wirkungsvermoͤgen und zwar insbeſondre wenn die Krankheit nicht blos in ungewoͤhn-
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[201/0221]
thieriſcher Magnetismus, pſychiſche Einwirkung; und wir be-
merken hierbey, daß uns kein wahrer Grund vorhanden zu
ſeyn ſcheint, welcher die Meynung einiger Gelehrten recht-
fertigen koͤnnte, daß die meiſten dieſer, oder alle dieſe Er-
ſcheinungen im Innern gleichartig und nur verſchiedene For-
men einer derſelben, namentlich der Elektricitaͤt oder des
Galvanismus waͤren; bloße Aehnlichkeit einzelner Aeußerun-
gen dieſer Thaͤtigkeit kann hierfuͤr nicht beweiſend ſeyn, und
das qualitativ Verſchiedene derſelben leuchtet deutlich genug
hervor, zwar ſind ſie insgeſammt Aeußerungen des allgemei-
nen Naturlebens, allein ſo wenig wir berechtigt ſind, im in-
dividuellen Organismus Gefaͤßthaͤtigkeit, Muskelkraft, chemiſche
Vorgaͤnge als bloße Modifikationen etwa der Nerventhaͤtigkeit
oder deß etwas zu betrachten, ſondern alles dieſes als eigen-
thuͤmliche Zweige des einen Lebens erkennen muͤſſen, ſo auch
iſt dieß bey jenen Thaͤtigkeiten der Fall. — Wir werden nun
dieſe einzelnen Behandlungsweiſen, in wiefern ſie allerdings
in den eben betrachteten Krankheiten, ſobald dieſelben wirklich
idiopathiſche Nervenleiden ſind, von vorzuͤglicher Wirkung
ſeyn, ja die eigentlichen und weſentlichen Heilmittel derſelben
darſtellen muͤſſen, naͤher eroͤrtern, und zwar mit Hinſicht auf
die abgehandelten beſondern Krankheitszuſtaͤnde, wodurch denn
das fuͤr einzelne Faͤlle paſſende Verfahren aus dem Zuſam-
menhalten der Natur der Krankheit und der Lehre von der
Wirkung dieſer Mittel ſich leicht von ſelbſt ergeben wird.
§. 262.
Zunaͤchſt aber die Behandlung der Nervenleiden
durch Einwirkung auf die niedern Syſteme betref-
fend, ſo koͤnnte man dieſelbe auch die antagoniſtiſche Methode
nennen und mehrere Arten derſelben unterſcheiden. Wir rech-
nen dahin: 1) die ausleerende Methode, welche beſtehen kann
in der Anwendung von Brech- und Abfuͤhrmitteln, oder in
Vermehrung anderweitiger Sekretionen, oder in Blutentzie-
hungen. — Was die Brech- und Abfuͤhrmittel anbelangt,
ſo bemerkt man dieſelben von beſonderer Wirkſamkeit in allen
uͤberſpannten Zuſtaͤnden mit kraͤftigem Wirkungsvermoͤgen und
zwar insbeſondre wenn die Krankheit nicht blos in ungewoͤhn-
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/221>, abgerufen am 23.11.2024.
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