Noth zu verursachen; weil die Feldhauptleute, die sich auf Brankowans Ver- sprechen verließen, nicht mehr als für zwanzig Tage Lebensmittel mitgebracht, die Heuschrecken aber alles Gras in Moldan aufgefressen hatten.
36.
Aus dieser Ursache schicket der Zar den Feldhauptmann RönneDer Zar schicket einen Theil seines Heeres in die Walachey, nach Futter und Le- bensmitteln. und den Grafen Thomas Kantakuzen mit einem Theile des Heeres nach der Walachey, um sich dessen, was Brankowan nicht mit gutem Willen hergeben wollte, mit Gewalt zu bemeistern und damit die Soldaten zu erquicken. Diese Truppen gehen über das moldauische Gebirge, bestürmen zuerst Braila, und zwingen nach einer viertägigen Belagerung die türkische Besatzung, sich zu er- geben. Als sie weiter fortrücken wollen, um tiefer in die Walachey einzudrin- gen: so werden sie durch ein Schreiben des Zars zurück berufen, darinnen ihnen befohlen wird, Braila den Türken wieder einzuräumen und zurück zu kehren.
37.
Nämlich nach dem Abzuge derselben aus dem Lager war der ZarRücket weiter fort, um sich des Uebergan- ges über die Donau zu ver- sichern. mit seinem ganzen Heere nach Tschutschora gezogen, in der Absicht, sich noch vor Ankunft der Türken der Brücke über die Donau zu bemächtigen. Als er aber bey dem Hügel Rabie anlanget: so erhält derselbe Kundschaft, daß der Weßir mit seinem gesammten Kriegesheere, das der Sage nach zwey mal hun- dert und zwanzig tausend Mann stark seyn sollte, bereits über die Donau gegangen sey, und seinen Zug mit großer Behendigkeit gegen Faltschij fortsetze.
38.
Hierauf schicket derselbe den russischen Feldhauptmann JanusSchicket einen Theil seiner Truppen ab, um dem Weßire den Uebergang über den Prut streitig zu machen. mit sieben tausend seiner Truppen, fünf hundert Moldauern und etlichen hundert Kosaken gegen Faltschij, um die Türken zu verhindern, daß sie nicht über den Prut gingen.
39.
Ehe aber der Feldhauptmann nach Faltschij kommt, und da erDiese werden von dem Feinde umringet, und kommen in große Gefahr. bey dem Dorfe Barsenij an dem östlichen Gestade des Pruts anlanget: so er- blicket er das ganze Heer der Türken und Tatarn, und sendet davon durch [Spaltenumbruch]
Aga von Bostandschi Baschi verrätherischer Weise in das Kjawakj oder Schloß an dem constantinopelischen Kanale gelocket, und daselbst auf des Sultans Befehl enthauptet; [Spaltenumbruch] weil man glaubte, er sey von den Russen be- stochen worden, und bey dem Frieden, den der Weßir gemacht hatte, der vornehmste Rathgeber gewesen.
einen
23. Aehmed der III
Noth zu verurſachen; weil die Feldhauptleute, die ſich auf Brankowans Ver- ſprechen verließen, nicht mehr als fuͤr zwanzig Tage Lebensmittel mitgebracht, die Heuſchrecken aber alles Gras in Moldan aufgefreſſen hatten.
36.
Aus dieſer Urſache ſchicket der Zar den Feldhauptmann RoͤnneDer Zar ſchicket einen Theil ſeines Heeres in die Walachey, nach Futter und Le- bensmitteln. und den Grafen Thomas Kantakuzen mit einem Theile des Heeres nach der Walachey, um ſich deſſen, was Brankowan nicht mit gutem Willen hergeben wollte, mit Gewalt zu bemeiſtern und damit die Soldaten zu erquicken. Dieſe Truppen gehen uͤber das moldauiſche Gebirge, beſtuͤrmen zuerſt Braila, und zwingen nach einer viertaͤgigen Belagerung die tuͤrkiſche Beſatzung, ſich zu er- geben. Als ſie weiter fortruͤcken wollen, um tiefer in die Walachey einzudrin- gen: ſo werden ſie durch ein Schreiben des Zars zuruͤck berufen, darinnen ihnen befohlen wird, Braila den Tuͤrken wieder einzuraͤumen und zuruͤck zu kehren.
37.
Naͤmlich nach dem Abzuge derſelben aus dem Lager war der ZarRuͤcket weiter fort, um ſich des Uebergan- ges uͤber die Donau zu ver- ſichern. mit ſeinem ganzen Heere nach Tſchutſchora gezogen, in der Abſicht, ſich noch vor Ankunft der Tuͤrken der Bruͤcke uͤber die Donau zu bemaͤchtigen. Als er aber bey dem Huͤgel Rabie anlanget: ſo erhaͤlt derſelbe Kundſchaft, daß der Weßir mit ſeinem geſammten Kriegesheere, das der Sage nach zwey mal hun- dert und zwanzig tauſend Mann ſtark ſeyn ſollte, bereits uͤber die Donau gegangen ſey, und ſeinen Zug mit großer Behendigkeit gegen Faltſchij fortſetze.
38.
Hierauf ſchicket derſelbe den ruſſiſchen Feldhauptmann JanusSchicket einen Theil ſeiner Truppen ab, um dem Weßire den Uebergang uͤber den Prut ſtreitig zu machen. mit ſieben tauſend ſeiner Truppen, fuͤnf hundert Moldauern und etlichen hundert Koſaken gegen Faltſchij, um die Tuͤrken zu verhindern, daß ſie nicht uͤber den Prut gingen.
39.
Ehe aber der Feldhauptmann nach Faltſchij kommt, und da erDieſe werden von dem Feinde umringet, und kommen in große Gefahr. bey dem Dorfe Barſenij an dem oͤſtlichen Geſtade des Pruts anlanget: ſo er- blicket er das ganze Heer der Tuͤrken und Tatarn, und ſendet davon durch [Spaltenumbruch]
Aga von Boſtandſchi Baſchi verraͤtheriſcher Weiſe in das Kjawakj oder Schloß an dem conſtantinopeliſchen Kanale gelocket, und daſelbſt auf des Sultans Befehl enthauptet; [Spaltenumbruch] weil man glaubte, er ſey von den Ruſſen be- ſtochen worden, und bey dem Frieden, den der Weßir gemacht hatte, der vornehmſte Rathgeber geweſen.
einen
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[767/0881]
23. Aehmed der III
Noth zu verurſachen; weil die Feldhauptleute, die ſich auf Brankowans Ver-
ſprechen verließen, nicht mehr als fuͤr zwanzig Tage Lebensmittel mitgebracht,
die Heuſchrecken aber alles Gras in Moldan aufgefreſſen hatten.
36. Aus dieſer Urſache ſchicket der Zar den Feldhauptmann Roͤnne
und den Grafen Thomas Kantakuzen mit einem Theile des Heeres nach der
Walachey, um ſich deſſen, was Brankowan nicht mit gutem Willen hergeben
wollte, mit Gewalt zu bemeiſtern und damit die Soldaten zu erquicken. Dieſe
Truppen gehen uͤber das moldauiſche Gebirge, beſtuͤrmen zuerſt Braila, und
zwingen nach einer viertaͤgigen Belagerung die tuͤrkiſche Beſatzung, ſich zu er-
geben. Als ſie weiter fortruͤcken wollen, um tiefer in die Walachey einzudrin-
gen: ſo werden ſie durch ein Schreiben des Zars zuruͤck berufen, darinnen
ihnen befohlen wird, Braila den Tuͤrken wieder einzuraͤumen und zuruͤck
zu kehren.
Der Zar
ſchicket einen
Theil ſeines
Heeres in die
Walachey, nach
Futter und Le-
bensmitteln.
37. Naͤmlich nach dem Abzuge derſelben aus dem Lager war der Zar
mit ſeinem ganzen Heere nach Tſchutſchora gezogen, in der Abſicht, ſich noch
vor Ankunft der Tuͤrken der Bruͤcke uͤber die Donau zu bemaͤchtigen. Als er
aber bey dem Huͤgel Rabie anlanget: ſo erhaͤlt derſelbe Kundſchaft, daß der
Weßir mit ſeinem geſammten Kriegesheere, das der Sage nach zwey mal hun-
dert und zwanzig tauſend Mann ſtark ſeyn ſollte, bereits uͤber die Donau
gegangen ſey, und ſeinen Zug mit großer Behendigkeit gegen Faltſchij
fortſetze.
Ruͤcket weiter
fort, um ſich
des Uebergan-
ges uͤber die
Donau zu ver-
ſichern.
38. Hierauf ſchicket derſelbe den ruſſiſchen Feldhauptmann Janus
mit ſieben tauſend ſeiner Truppen, fuͤnf hundert Moldauern und etlichen
hundert Koſaken gegen Faltſchij, um die Tuͤrken zu verhindern, daß ſie nicht
uͤber den Prut gingen.
Schicket einen
Theil ſeiner
Truppen ab, um
dem Weßire den
Uebergang uͤber
den Prut ſtreitig
zu machen.
39. Ehe aber der Feldhauptmann nach Faltſchij kommt, und da er
bey dem Dorfe Barſenij an dem oͤſtlichen Geſtade des Pruts anlanget: ſo er-
blicket er das ganze Heer der Tuͤrken und Tatarn, und ſendet davon durch
einen
Aga von Boſtandſchi Baſchi verraͤtheriſcher
Weiſe in das Kjawakj oder Schloß an dem
conſtantinopeliſchen Kanale gelocket, und
daſelbſt auf des Sultans Befehl enthauptet;
weil man glaubte, er ſey von den Ruſſen be-
ſtochen worden, und bey dem Frieden, den
der Weßir gemacht hatte, der vornehmſte
Rathgeber geweſen.
Dieſe werden
von dem Feinde
umringet, und
kommen in
große Gefahr.
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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 767. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/881>, abgerufen am 22.11.2024.
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