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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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Osmanische Geschichte
Angesicht mit großen Ochsenaugen, und einen schwarzen länglichten Bart mit
untermischten grauen Haren. Dabey war er schwer von Begriffe, und ließ sich
durch das Einblasen seiner Kämmerlinge und Koltuk Weßirleri 28 leicht einneh-
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28 Koltuk Weßirleri] Also werden
die obersten Hofbedienten des Sultans (die
die Anwartschaft haben, bey nächster Verle-
digung zu der Stelle eines Weßirs oder Pa-
schas erhoben zu werden) benennet; weil sie
allein die Freyheit haben, den Sultan anzu-
fassen, wann er entweder gehet oder zu Pferde
steiget, oder ihn unter dem Arme zu unter-
stützen. Denn Koltuk heißet bey den Türken
die Armhöhle. In diese Ordnung gehören
die sechs obersten Hofbedienten. Erstlich
der Silahtar Aga oder Schwertträger, der
dem Sultane bey öffentlichen Feierlichkeiten
das Schwert vorträget, und bey der Tafel
demselben vorschneidet. Er hat die Aufsicht
über den ganzen Hof des Sultans, und ste-
het in so großem Ansehen nicht allein bey
Hofe, sondern auch in dem ganzen osmani-
schen Reiche, daß so gar die höchsten Perso-
nen niemals anders, als in tiefster Ehrer-
bietigkeit, mit ihm sprechen, und in ihren
Briefen ihm den Titel Musahib oder gehei-
mer Rath geben, ungeachtet ihm derselbe in
öffentlichen Urkunden nicht beygeleget wird.
Manchmal geschiehet es, wenn der Silahtar
ein Mann von Verstande ist, daß derselbe eine
solche Gewalt über den Sultan bekommt, daß
dieser ohne sein Mitwissen oder Beyrathen
nicht das geringste thut noch vornimmt: und
alsdann nehmen die Weßire und andere hohe
Bedienten des Silahtars Briefe (wenn sie
auch nur bittweise lauten) nicht anders, als
wie des Sultans Befehle an, und können
demselben schwerlich eine Sache abschlagen,
die ihm von ihnen zu begehren beliebet. Der
nächste nach diesem ist der Tschokadar*, der
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des Sultans Mantel bewahret, und ihm in
dem Seraj die Stiefel ausziehet. Ungeachtet
derselbe eine Stufe geringer ist, als der Si-
lahtar: so ist er diesem doch manchmal an
Macht überlegen, und regieret den Sultan
nach eigenem Gefallen. Der dritte oberste
Hofbediente ist der Rikjabdar Aga, der dem
Sultane den Steigbiegel hält, wann er zu
Pferde steiget. Der vierte ist der oberste Dül-
bend Aga (er hat nämlich noch drey dieses Am-
tes unter sich), der dem Sultane den Bund
aufsetzet. Der fünfte ist Ibrikdar Aga2*, des-
sen Geschäffte dieses ist, daß er dem Sultane
Wasser bringet, wann derselbe, nach der Ge-
wohnheit der Muhämmedischen, vor dem ge-
wöhnlichen Nemaß die Hände und das Ange-
sicht waschen will. Der sechste und letzte
ist der Berber Baschi oder der Oberbarbier
des Sultans, von dem ich bereits oben3*
einige Nachricht gegeben habe. Außer diesen
sechs obersten Hofbedienten wird auch der Aga
der Jeng-itscheri unter Koltuk Weßirleri ge-
rechnet; weil er am Freytage, wann der Sul-
tan in den Dschami gehet, denselben vom
Pferde herunter und wieder hinauf hilft:
imgleichen Bostandschi Baschi, als der die
Ehre hat, den Sultan unter dem Arme zu lei-
ten, wann es demselben beliebet, in seiner
Galee zu fahren: ferner Büjükj Emirochor4*
und Kjutschükj Emirochor, der Oberstallmei-
ster und Unterstallmeister, die die Gnade ha-
ben, dem Sultan auf das Pferd zu helfen,
wann er das Belieben hat auszureiten: wei-
ter, der Kapudschilar Kjihaja oder Befehlha-
ber über die Kapudschi Baschi. Wann diese
von dem Hofe scheiden, und nicht das Un-

men.
* der Oberkleiderbewahrer.
2* der Gießfaßhalter.
3* 179 S. 14 Anm.
4* eigentlich Emiri Ochor.

Osmaniſche Geſchichte
Angeſicht mit großen Ochſenaugen, und einen ſchwarzen laͤnglichten Bart mit
untermiſchten grauen Haren. Dabey war er ſchwer von Begriffe, und ließ ſich
durch das Einblaſen ſeiner Kaͤmmerlinge und Koltuk Weßirleri 28 leicht einneh-
[Spaltenumbruch]
28 Koltuk Weßirleri] Alſo werden
die oberſten Hofbedienten des Sultans (die
die Anwartſchaft haben, bey naͤchſter Verle-
digung zu der Stelle eines Weßirs oder Pa-
ſchas erhoben zu werden) benennet; weil ſie
allein die Freyheit haben, den Sultan anzu-
faſſen, wann er entweder gehet oder zu Pferde
ſteiget, oder ihn unter dem Arme zu unter-
ſtuͤtzen. Denn Koltuk heißet bey den Tuͤrken
die Armhoͤhle. In dieſe Ordnung gehoͤren
die ſechs oberſten Hofbedienten. Erſtlich
der Silahtar Aga oder Schwerttraͤger, der
dem Sultane bey oͤffentlichen Feierlichkeiten
das Schwert vortraͤget, und bey der Tafel
demſelben vorſchneidet. Er hat die Aufſicht
uͤber den ganzen Hof des Sultans, und ſte-
het in ſo großem Anſehen nicht allein bey
Hofe, ſondern auch in dem ganzen osmani-
ſchen Reiche, daß ſo gar die hoͤchſten Perſo-
nen niemals anders, als in tiefſter Ehrer-
bietigkeit, mit ihm ſprechen, und in ihren
Briefen ihm den Titel Muſahib oder gehei-
mer Rath geben, ungeachtet ihm derſelbe in
oͤffentlichen Urkunden nicht beygeleget wird.
Manchmal geſchiehet es, wenn der Silahtar
ein Mann von Verſtande iſt, daß derſelbe eine
ſolche Gewalt uͤber den Sultan bekommt, daß
dieſer ohne ſein Mitwiſſen oder Beyrathen
nicht das geringſte thut noch vornimmt: und
alsdann nehmen die Weßire und andere hohe
Bedienten des Silahtars Briefe (wenn ſie
auch nur bittweiſe lauten) nicht anders, als
wie des Sultans Befehle an, und koͤnnen
demſelben ſchwerlich eine Sache abſchlagen,
die ihm von ihnen zu begehren beliebet. Der
naͤchſte nach dieſem iſt der Tſchokadar*, der
[Spaltenumbruch]
des Sultans Mantel bewahret, und ihm in
dem Seraj die Stiefel ausziehet. Ungeachtet
derſelbe eine Stufe geringer iſt, als der Si-
lahtar: ſo iſt er dieſem doch manchmal an
Macht uͤberlegen, und regieret den Sultan
nach eigenem Gefallen. Der dritte oberſte
Hofbediente iſt der Rikjabdar Aga, der dem
Sultane den Steigbiegel haͤlt, wann er zu
Pferde ſteiget. Der vierte iſt der oberſte Duͤl-
bend Aga (er hat naͤmlich noch drey dieſes Am-
tes unter ſich), der dem Sultane den Bund
aufſetzet. Der fuͤnfte iſt Ibrikdar Aga2*, deſ-
ſen Geſchaͤffte dieſes iſt, daß er dem Sultane
Waſſer bringet, wann derſelbe, nach der Ge-
wohnheit der Muhaͤmmediſchen, vor dem ge-
woͤhnlichen Nemaß die Haͤnde und das Ange-
ſicht waſchen will. Der ſechste und letzte
iſt der Berber Baſchi oder der Oberbarbier
des Sultans, von dem ich bereits oben3*
einige Nachricht gegeben habe. Außer dieſen
ſechs oberſten Hofbedienten wird auch der Aga
der Jeng-itſcheri unter Koltuk Weßirleri ge-
rechnet; weil er am Freytage, wann der Sul-
tan in den Dſchami gehet, denſelben vom
Pferde herunter und wieder hinauf hilft:
imgleichen Boſtandſchi Baſchi, als der die
Ehre hat, den Sultan unter dem Arme zu lei-
ten, wann es demſelben beliebet, in ſeiner
Galee zu fahren: ferner Buͤjuͤkj Emirochor4*
und Kjutſchuͤkj Emirochor, der Oberſtallmei-
ſter und Unterſtallmeiſter, die die Gnade ha-
ben, dem Sultan auf das Pferd zu helfen,
wann er das Belieben hat auszureiten: wei-
ter, der Kapudſchilar Kjihaja oder Befehlha-
ber uͤber die Kapudſchi Baſchi. Wann dieſe
von dem Hofe ſcheiden, und nicht das Un-

men.
* der Oberkleiderbewahrer.
2* der Gießfaßhalter.
3* 179 S. 14 Anm.
4* eigentlich Emiri Ochor.
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[614/0724] Osmaniſche Geſchichte Angeſicht mit großen Ochſenaugen, und einen ſchwarzen laͤnglichten Bart mit untermiſchten grauen Haren. Dabey war er ſchwer von Begriffe, und ließ ſich durch das Einblaſen ſeiner Kaͤmmerlinge und Koltuk Weßirleri ²⁸ leicht einneh- men. ²⁸ Koltuk Weßirleri] Alſo werden die oberſten Hofbedienten des Sultans (die die Anwartſchaft haben, bey naͤchſter Verle- digung zu der Stelle eines Weßirs oder Pa- ſchas erhoben zu werden) benennet; weil ſie allein die Freyheit haben, den Sultan anzu- faſſen, wann er entweder gehet oder zu Pferde ſteiget, oder ihn unter dem Arme zu unter- ſtuͤtzen. Denn Koltuk heißet bey den Tuͤrken die Armhoͤhle. In dieſe Ordnung gehoͤren die ſechs oberſten Hofbedienten. Erſtlich der Silahtar Aga oder Schwerttraͤger, der dem Sultane bey oͤffentlichen Feierlichkeiten das Schwert vortraͤget, und bey der Tafel demſelben vorſchneidet. Er hat die Aufſicht uͤber den ganzen Hof des Sultans, und ſte- het in ſo großem Anſehen nicht allein bey Hofe, ſondern auch in dem ganzen osmani- ſchen Reiche, daß ſo gar die hoͤchſten Perſo- nen niemals anders, als in tiefſter Ehrer- bietigkeit, mit ihm ſprechen, und in ihren Briefen ihm den Titel Muſahib oder gehei- mer Rath geben, ungeachtet ihm derſelbe in oͤffentlichen Urkunden nicht beygeleget wird. Manchmal geſchiehet es, wenn der Silahtar ein Mann von Verſtande iſt, daß derſelbe eine ſolche Gewalt uͤber den Sultan bekommt, daß dieſer ohne ſein Mitwiſſen oder Beyrathen nicht das geringſte thut noch vornimmt: und alsdann nehmen die Weßire und andere hohe Bedienten des Silahtars Briefe (wenn ſie auch nur bittweiſe lauten) nicht anders, als wie des Sultans Befehle an, und koͤnnen demſelben ſchwerlich eine Sache abſchlagen, die ihm von ihnen zu begehren beliebet. Der naͤchſte nach dieſem iſt der Tſchokadar *, der des Sultans Mantel bewahret, und ihm in dem Seraj die Stiefel ausziehet. Ungeachtet derſelbe eine Stufe geringer iſt, als der Si- lahtar: ſo iſt er dieſem doch manchmal an Macht uͤberlegen, und regieret den Sultan nach eigenem Gefallen. Der dritte oberſte Hofbediente iſt der Rikjabdar Aga, der dem Sultane den Steigbiegel haͤlt, wann er zu Pferde ſteiget. Der vierte iſt der oberſte Duͤl- bend Aga (er hat naͤmlich noch drey dieſes Am- tes unter ſich), der dem Sultane den Bund aufſetzet. Der fuͤnfte iſt Ibrikdar Aga 2*, deſ- ſen Geſchaͤffte dieſes iſt, daß er dem Sultane Waſſer bringet, wann derſelbe, nach der Ge- wohnheit der Muhaͤmmediſchen, vor dem ge- woͤhnlichen Nemaß die Haͤnde und das Ange- ſicht waſchen will. Der ſechste und letzte iſt der Berber Baſchi oder der Oberbarbier des Sultans, von dem ich bereits oben 3* einige Nachricht gegeben habe. Außer dieſen ſechs oberſten Hofbedienten wird auch der Aga der Jeng-itſcheri unter Koltuk Weßirleri ge- rechnet; weil er am Freytage, wann der Sul- tan in den Dſchami gehet, denſelben vom Pferde herunter und wieder hinauf hilft: imgleichen Boſtandſchi Baſchi, als der die Ehre hat, den Sultan unter dem Arme zu lei- ten, wann es demſelben beliebet, in ſeiner Galee zu fahren: ferner Buͤjuͤkj Emirochor 4* und Kjutſchuͤkj Emirochor, der Oberſtallmei- ſter und Unterſtallmeiſter, die die Gnade ha- ben, dem Sultan auf das Pferd zu helfen, wann er das Belieben hat auszureiten: wei- ter, der Kapudſchilar Kjihaja oder Befehlha- ber uͤber die Kapudſchi Baſchi. Wann dieſe von dem Hofe ſcheiden, und nicht das Un- gluͤck * der Oberkleiderbewahrer. 2* der Gießfaßhalter. 3* 179 S. 14 Anm. 4* eigentlich Emiri Ochor.

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 614. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/724>, abgerufen am 13.06.2024.