Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

Osmanische Geschichte
Prophet Muhämmed den sinaischen Mönchen gegeben hatte*), und sagte: diese
Befreyung von Muhämmed sey untergeschoben; oder, wenn sie auch echt sey:
so würden dadurch nur die sinaischen Mönche allein, und nicht alle Mönche über-
haupt, vom Tribute freygesprochen. Damit auch außerdem die Unterthanen
durch eine ungleiche Erhebung nicht beschweret werden möchten: so unterschiede
er das Chäradsch in drey Abtheilungen, und legte den Reichern auf, jährlich
zehen Löwenthaler zu bezahlen, denen von der mittlern Gattung sechs, und den
Armen nur drey Thaler. Alles Geld, das die Vorfahrer aus abergläubischer
Andacht der Nachkommenschaft hinterlassen und dem Schatze der verschiedenen
Dschami vermacht hatten, brachte derselbe in die öffentliche Schatzkammer, und
[Spaltenumbruch]
dieselbe auf drey gewisse Ordnungen festsetzte,
nämlich Aela, Ewsat und Edna*: mit dem
Befehle, daß die Reichen zehen Löwenthaler,
die von mittlerem Vermögen sechs, und die
Aermeren drey dergleichen Thaler2* bezahlen
sollten; bey welcher Einrichtung es auch bis
auf den heutigen Tag geblieben ist. Damit
aber die Kaiser bey ihrem abergläubischen
Volke nicht das Ansehen haben mögen, als
wenn sie in diesen grausamen Erpressungen
dem vorhingedachten Gesetze des Kurons zu-
wider handelten: so bedienen sich die ver-
schmitzten Müsülmanen eines zweyfachen Vor-
wandes, die Befehle des Hofes mit den Ge-
boten ihres Propheten zu vereinigen. Erstlich
haben sie das Volk überredet: der Preis aller
Lebensnothwendigkeiten sey damals weit ge-
ringer, und der Werth des Goldes und Sil-
bers viel höher gewesen, als heutiges Tages;
daher müsse das Gesetz ihres Propheten, da
dasselbe zum Nutzen des osmanischen Reiches
gegeben worden, also ausgeleget werden, daß
iede Person, die sich nicht zu der muhämme-
dischen Religion bekennet, jährlich so viel Geld
[Spaltenumbruch]
bezahlen solle, als zureiche, dasjenige dafür
zu kaufen, was man zur selbigen Zeit um
dreyzehen Drachmen lauteres Silber bekom-
men können. Ferner, damit sie den Leuten
alle Gelegenheit abschneiden möchten, sich da-
gegen zu sperren, haben dieselben erfunden,
einen Unterschied zu machen zwischen Scher-
ran und Uerfen3*: das ist, zwischen denen
Sachen, die der Kuron nach dem göttlichen
Willen, daß sie geschehen sollten, geboten und
den Richtern als eine Regel vorgeschrieben
habe; und solchen Sachen, welche der höchsten
Gewalt zur Anordnung überlassen worden,
darinnen zu beschließen und zu befehlen, was
das Beste des Stats erfordere: mit beyge-
fügter Lehre, daß man beyden gleichen Ge-
horsam schuldig sey, und beyderley Geboten
mit gleicher Bereitwilligkeit nachleben müsse.
Wenn daher ein Christ oder Jud den Müfti
durch ein Fetwa fraget; wie viel Tribut er
jährlich zu bezahlen schuldig sey: so wird er
zur Antwort bekommen; nach dem Gesetze
des Kurons dürfe er nicht mehr, als dreyze-
hen Drachmen lauteres Silber, bezahlen.

gab
* Man sehe oben, 250 S. 50 Anm.
* das ist, die oberste, mittlere und niedrigste Ordnung.
2* 10 Löwenthaler machen zu Con-
stantinopel 9 Reichsthaler, 5 Gr. 6 Pf. 6 Löwenthaler sind 5 Reichsthaler, 12 Gr. 11 Pf.
und 3 Löwenthaler 2 Reichsthaler, 18 Gr. 5 Pf. nach sächsischem Gelde.
3* Scherran
heißet eigentlich das Böse; Uerfen aber das Billige, Rathsame.

Osmaniſche Geſchichte
Prophet Muhaͤmmed den ſinaiſchen Moͤnchen gegeben hatte*), und ſagte: dieſe
Befreyung von Muhaͤmmed ſey untergeſchoben; oder, wenn ſie auch echt ſey:
ſo wuͤrden dadurch nur die ſinaiſchen Moͤnche allein, und nicht alle Moͤnche uͤber-
haupt, vom Tribute freygeſprochen. Damit auch außerdem die Unterthanen
durch eine ungleiche Erhebung nicht beſchweret werden moͤchten: ſo unterſchiede
er das Chaͤradſch in drey Abtheilungen, und legte den Reichern auf, jaͤhrlich
zehen Loͤwenthaler zu bezahlen, denen von der mittlern Gattung ſechs, und den
Armen nur drey Thaler. Alles Geld, das die Vorfahrer aus aberglaͤubiſcher
Andacht der Nachkommenſchaft hinterlaſſen und dem Schatze der verſchiedenen
Dſchami vermacht hatten, brachte derſelbe in die oͤffentliche Schatzkammer, und
[Spaltenumbruch]
dieſelbe auf drey gewiſſe Ordnungen feſtſetzte,
naͤmlich Aela, Ewſat und Edna*: mit dem
Befehle, daß die Reichen zehen Loͤwenthaler,
die von mittlerem Vermoͤgen ſechs, und die
Aermeren drey dergleichen Thaler2* bezahlen
ſollten; bey welcher Einrichtung es auch bis
auf den heutigen Tag geblieben iſt. Damit
aber die Kaiſer bey ihrem aberglaͤubiſchen
Volke nicht das Anſehen haben moͤgen, als
wenn ſie in dieſen grauſamen Erpreſſungen
dem vorhingedachten Geſetze des Kurons zu-
wider handelten: ſo bedienen ſich die ver-
ſchmitzten Muͤſuͤlmanen eines zweyfachen Vor-
wandes, die Befehle des Hofes mit den Ge-
boten ihres Propheten zu vereinigen. Erſtlich
haben ſie das Volk uͤberredet: der Preis aller
Lebensnothwendigkeiten ſey damals weit ge-
ringer, und der Werth des Goldes und Sil-
bers viel hoͤher geweſen, als heutiges Tages;
daher muͤſſe das Geſetz ihres Propheten, da
daſſelbe zum Nutzen des osmaniſchen Reiches
gegeben worden, alſo ausgeleget werden, daß
iede Perſon, die ſich nicht zu der muhaͤmme-
diſchen Religion bekennet, jaͤhrlich ſo viel Geld
[Spaltenumbruch]
bezahlen ſolle, als zureiche, dasjenige dafuͤr
zu kaufen, was man zur ſelbigen Zeit um
dreyzehen Drachmen lauteres Silber bekom-
men koͤnnen. Ferner, damit ſie den Leuten
alle Gelegenheit abſchneiden moͤchten, ſich da-
gegen zu ſperren, haben dieſelben erfunden,
einen Unterſchied zu machen zwiſchen Scher-
ran und Uerfen3*: das iſt, zwiſchen denen
Sachen, die der Kuron nach dem goͤttlichen
Willen, daß ſie geſchehen ſollten, geboten und
den Richtern als eine Regel vorgeſchrieben
habe; und ſolchen Sachen, welche der hoͤchſten
Gewalt zur Anordnung uͤberlaſſen worden,
darinnen zu beſchließen und zu befehlen, was
das Beſte des Stats erfordere: mit beyge-
fuͤgter Lehre, daß man beyden gleichen Ge-
horſam ſchuldig ſey, und beyderley Geboten
mit gleicher Bereitwilligkeit nachleben muͤſſe.
Wenn daher ein Chriſt oder Jud den Muͤfti
durch ein Fetwa fraget; wie viel Tribut er
jaͤhrlich zu bezahlen ſchuldig ſey: ſo wird er
zur Antwort bekommen; nach dem Geſetze
des Kurons duͤrfe er nicht mehr, als dreyze-
hen Drachmen lauteres Silber, bezahlen.

gab
* Man ſehe oben, 250 S. 50 Anm.
* das iſt, die oberſte, mittlere und niedrigſte Ordnung.
2* 10 Loͤwenthaler machen zu Con-
ſtantinopel 9 Reichsthaler, 5 Gr. 6 Pf. 6 Loͤwenthaler ſind 5 Reichsthaler, 12 Gr. 11 Pf.
und 3 Loͤwenthaler 2 Reichsthaler, 18 Gr. 5 Pf. nach ſaͤchſiſchem Gelde.
3* Scherran
heißet eigentlich das Boͤſe; Uerfen aber das Billige, Rathſame.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0706" n="596"/><fw place="top" type="header">Osmani&#x017F;che Ge&#x017F;chichte</fw><lb/>
Prophet Muha&#x0364;mmed den &#x017F;inai&#x017F;chen Mo&#x0364;nchen gegeben hatte<note place="foot" n="*">Man &#x017F;ehe oben, 250 S. 50 Anm.</note>), und &#x017F;agte: die&#x017F;e<lb/>
Befreyung von Muha&#x0364;mmed &#x017F;ey unterge&#x017F;choben; oder, wenn &#x017F;ie auch echt &#x017F;ey:<lb/>
&#x017F;o wu&#x0364;rden dadurch nur die &#x017F;inai&#x017F;chen Mo&#x0364;nche allein, und nicht alle Mo&#x0364;nche u&#x0364;ber-<lb/>
haupt, vom Tribute freyge&#x017F;prochen. Damit auch außerdem die Unterthanen<lb/>
durch eine ungleiche Erhebung nicht be&#x017F;chweret werden mo&#x0364;chten: &#x017F;o unter&#x017F;chiede<lb/>
er das Cha&#x0364;rad&#x017F;ch in drey Abtheilungen, und legte den Reichern auf, ja&#x0364;hrlich<lb/>
zehen Lo&#x0364;wenthaler zu bezahlen, denen von der mittlern Gattung &#x017F;echs, und den<lb/>
Armen nur drey Thaler. Alles Geld, das die Vorfahrer aus abergla&#x0364;ubi&#x017F;cher<lb/>
Andacht der Nachkommen&#x017F;chaft hinterla&#x017F;&#x017F;en und dem Schatze der ver&#x017F;chiedenen<lb/>
D&#x017F;chami vermacht hatten, brachte der&#x017F;elbe in die o&#x0364;ffentliche Schatzkammer, und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gab</fw><lb/><cb n="1"/><lb/><note xml:id="T706" prev="#T705" place="end" next="#T707">die&#x017F;elbe auf drey gewi&#x017F;&#x017F;e Ordnungen fe&#x017F;t&#x017F;etzte,<lb/>
na&#x0364;mlich Aela, Ew&#x017F;at und Edna<note place="foot" n="*">das i&#x017F;t, die ober&#x017F;te, mittlere und niedrig&#x017F;te Ordnung.</note>: mit dem<lb/>
Befehle, daß die Reichen zehen Lo&#x0364;wenthaler,<lb/>
die von mittlerem Vermo&#x0364;gen &#x017F;echs, und die<lb/>
Aermeren drey dergleichen Thaler<note place="foot" n="2*">10 Lo&#x0364;wenthaler machen zu Con-<lb/>
&#x017F;tantinopel 9 Reichsthaler, 5 Gr. 6<formula notation="TeX">\frac{6}{13}</formula> Pf. 6 Lo&#x0364;wenthaler &#x017F;ind 5 Reichsthaler, 12 Gr. 11<formula notation="TeX">\frac{7}{13}</formula> Pf.<lb/>
und 3 Lo&#x0364;wenthaler 2 Reichsthaler, 18 Gr. 5<formula notation="TeX">\frac{7}{13}</formula> Pf. nach &#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chem Gelde.</note> bezahlen<lb/>
&#x017F;ollten; bey welcher Einrichtung es auch bis<lb/>
auf den heutigen Tag geblieben i&#x017F;t. Damit<lb/>
aber die Kai&#x017F;er bey ihrem abergla&#x0364;ubi&#x017F;chen<lb/>
Volke nicht das An&#x017F;ehen haben mo&#x0364;gen, als<lb/>
wenn &#x017F;ie in die&#x017F;en grau&#x017F;amen Erpre&#x017F;&#x017F;ungen<lb/>
dem vorhingedachten Ge&#x017F;etze des Kurons zu-<lb/>
wider handelten: &#x017F;o bedienen &#x017F;ich die ver-<lb/>
&#x017F;chmitzten Mu&#x0364;&#x017F;u&#x0364;lmanen eines zweyfachen Vor-<lb/>
wandes, die Befehle des Hofes mit den Ge-<lb/>
boten ihres Propheten zu vereinigen. Er&#x017F;tlich<lb/>
haben &#x017F;ie das Volk u&#x0364;berredet: der Preis aller<lb/>
Lebensnothwendigkeiten &#x017F;ey damals weit ge-<lb/>
ringer, und der Werth des Goldes und Sil-<lb/>
bers viel ho&#x0364;her gewe&#x017F;en, als heutiges Tages;<lb/>
daher mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e das Ge&#x017F;etz ihres Propheten, da<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe zum Nutzen des osmani&#x017F;chen Reiches<lb/>
gegeben worden, al&#x017F;o ausgeleget werden, daß<lb/>
iede Per&#x017F;on, die &#x017F;ich nicht zu der muha&#x0364;mme-<lb/>
di&#x017F;chen Religion bekennet, ja&#x0364;hrlich &#x017F;o viel Geld<lb/><cb n="2"/><lb/>
bezahlen &#x017F;olle, als zureiche, dasjenige dafu&#x0364;r<lb/>
zu kaufen, was man zur &#x017F;elbigen Zeit um<lb/>
dreyzehen Drachmen lauteres Silber bekom-<lb/>
men ko&#x0364;nnen. Ferner, damit &#x017F;ie den Leuten<lb/>
alle Gelegenheit ab&#x017F;chneiden mo&#x0364;chten, &#x017F;ich da-<lb/>
gegen zu &#x017F;perren, haben die&#x017F;elben erfunden,<lb/>
einen Unter&#x017F;chied zu machen zwi&#x017F;chen Scher-<lb/>
ran und Uerfen<note place="foot" n="3*">Scherran<lb/>
heißet eigentlich das Bo&#x0364;&#x017F;e; Uerfen aber das Billige, Rath&#x017F;ame.</note>: das i&#x017F;t, zwi&#x017F;chen denen<lb/>
Sachen, die der Kuron nach dem go&#x0364;ttlichen<lb/>
Willen, daß &#x017F;ie ge&#x017F;chehen &#x017F;ollten, geboten und<lb/>
den Richtern als eine Regel vorge&#x017F;chrieben<lb/>
habe; und &#x017F;olchen Sachen, welche der ho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
Gewalt zur Anordnung u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en worden,<lb/>
darinnen zu be&#x017F;chließen und zu befehlen, was<lb/>
das Be&#x017F;te des Stats erfordere: mit beyge-<lb/>
fu&#x0364;gter Lehre, daß man beyden gleichen Ge-<lb/>
hor&#x017F;am &#x017F;chuldig &#x017F;ey, und beyderley Geboten<lb/>
mit gleicher Bereitwilligkeit nachleben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.<lb/>
Wenn daher ein Chri&#x017F;t oder Jud den Mu&#x0364;fti<lb/>
durch ein Fetwa fraget; wie viel Tribut er<lb/>
ja&#x0364;hrlich zu bezahlen &#x017F;chuldig &#x017F;ey: &#x017F;o wird er<lb/>
zur Antwort bekommen; nach dem Ge&#x017F;etze<lb/>
des Kurons du&#x0364;rfe er nicht mehr, als dreyze-<lb/>
hen Drachmen lauteres Silber, bezahlen.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw></note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[596/0706] Osmaniſche Geſchichte Prophet Muhaͤmmed den ſinaiſchen Moͤnchen gegeben hatte *), und ſagte: dieſe Befreyung von Muhaͤmmed ſey untergeſchoben; oder, wenn ſie auch echt ſey: ſo wuͤrden dadurch nur die ſinaiſchen Moͤnche allein, und nicht alle Moͤnche uͤber- haupt, vom Tribute freygeſprochen. Damit auch außerdem die Unterthanen durch eine ungleiche Erhebung nicht beſchweret werden moͤchten: ſo unterſchiede er das Chaͤradſch in drey Abtheilungen, und legte den Reichern auf, jaͤhrlich zehen Loͤwenthaler zu bezahlen, denen von der mittlern Gattung ſechs, und den Armen nur drey Thaler. Alles Geld, das die Vorfahrer aus aberglaͤubiſcher Andacht der Nachkommenſchaft hinterlaſſen und dem Schatze der verſchiedenen Dſchami vermacht hatten, brachte derſelbe in die oͤffentliche Schatzkammer, und gab dieſelbe auf drey gewiſſe Ordnungen feſtſetzte, naͤmlich Aela, Ewſat und Edna *: mit dem Befehle, daß die Reichen zehen Loͤwenthaler, die von mittlerem Vermoͤgen ſechs, und die Aermeren drey dergleichen Thaler 2* bezahlen ſollten; bey welcher Einrichtung es auch bis auf den heutigen Tag geblieben iſt. Damit aber die Kaiſer bey ihrem aberglaͤubiſchen Volke nicht das Anſehen haben moͤgen, als wenn ſie in dieſen grauſamen Erpreſſungen dem vorhingedachten Geſetze des Kurons zu- wider handelten: ſo bedienen ſich die ver- ſchmitzten Muͤſuͤlmanen eines zweyfachen Vor- wandes, die Befehle des Hofes mit den Ge- boten ihres Propheten zu vereinigen. Erſtlich haben ſie das Volk uͤberredet: der Preis aller Lebensnothwendigkeiten ſey damals weit ge- ringer, und der Werth des Goldes und Sil- bers viel hoͤher geweſen, als heutiges Tages; daher muͤſſe das Geſetz ihres Propheten, da daſſelbe zum Nutzen des osmaniſchen Reiches gegeben worden, alſo ausgeleget werden, daß iede Perſon, die ſich nicht zu der muhaͤmme- diſchen Religion bekennet, jaͤhrlich ſo viel Geld bezahlen ſolle, als zureiche, dasjenige dafuͤr zu kaufen, was man zur ſelbigen Zeit um dreyzehen Drachmen lauteres Silber bekom- men koͤnnen. Ferner, damit ſie den Leuten alle Gelegenheit abſchneiden moͤchten, ſich da- gegen zu ſperren, haben dieſelben erfunden, einen Unterſchied zu machen zwiſchen Scher- ran und Uerfen 3*: das iſt, zwiſchen denen Sachen, die der Kuron nach dem goͤttlichen Willen, daß ſie geſchehen ſollten, geboten und den Richtern als eine Regel vorgeſchrieben habe; und ſolchen Sachen, welche der hoͤchſten Gewalt zur Anordnung uͤberlaſſen worden, darinnen zu beſchließen und zu befehlen, was das Beſte des Stats erfordere: mit beyge- fuͤgter Lehre, daß man beyden gleichen Ge- horſam ſchuldig ſey, und beyderley Geboten mit gleicher Bereitwilligkeit nachleben muͤſſe. Wenn daher ein Chriſt oder Jud den Muͤfti durch ein Fetwa fraget; wie viel Tribut er jaͤhrlich zu bezahlen ſchuldig ſey: ſo wird er zur Antwort bekommen; nach dem Geſetze des Kurons duͤrfe er nicht mehr, als dreyze- hen Drachmen lauteres Silber, bezahlen. Wenn * Man ſehe oben, 250 S. 50 Anm. * das iſt, die oberſte, mittlere und niedrigſte Ordnung. 2* 10 Loͤwenthaler machen zu Con- ſtantinopel 9 Reichsthaler, 5 Gr. 6[FORMEL] Pf. 6 Loͤwenthaler ſind 5 Reichsthaler, 12 Gr. 11[FORMEL] Pf. und 3 Loͤwenthaler 2 Reichsthaler, 18 Gr. 5[FORMEL] Pf. nach ſaͤchſiſchem Gelde. 3* Scherran heißet eigentlich das Boͤſe; Uerfen aber das Billige, Rathſame.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/706
Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 596. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/706>, abgerufen am 22.11.2024.