gab daher die Stadt an die Kaiserlichen, ehe noch ein Sturm darauf gesche- hen war.
Sie bringen ganz Slawonien mit gleichem Glücke unter ih- re Gewalt. Er- la in Ungarnwird belagert.
166.
Mit eben so gutem Erfolge bemächtigte sich Dünewald kurz hierauf Poschega, der Hauptstadt in Slawonien; imgleichen Bellastin, Patrask, Schi- rask, Telicham, Walkowar, Erdedi, und noch anderer Schlösser in demselbigen Lande, die die Türken verlassen hatten: und brachte solchergestalt ganz Slawo- nien wieder unter christliche Botmäßigkeit. Der Kriegsbefehlhaber zu Leopold- stadt rückte auch vor Arejsaga, Ciokaku und Polota; die sich insgesammt an ihn ergaben. Zu gleicher Zeit wurde Egre* in Oberungarn von einem gerin- gen Haufen Kaiserlichen, die man aus den benachbarten Besatzungen zusammen gebracht hatte, berennet, und demselben alle Zufuhre abgeschnitten.
Der Herzog von Lothringen bemächtiget sich, ungeachtet Apa- fis Widersetzung, verschiedener Städte in Sie- benbürgen, und nimmt daselbst sein Winterla-ger.
167.
Dieser Feldzug wurde von dem Herzoge von Lothringen mit der Eroberung von Siebenbürgen beschlossen. Man hatte dem Fürsten dieses Lan- des, Michael Apafi, im Anfange des Sommers von Seiten des Kaisers in Deutschland angelegen, sein Bündniß mit den Türken fahren zu lassen, und die siegreichen Fahnen der Christen in sein Land einzunehmen. Er hatte sich auch bereitwillig bezeiget, dieses einzugehen, unter der Bedingung: daß man die Ge- fahr vor den Türken von den Grenzen Siebenbürgens weiter entfernen sollte. Als aber gegen das Ende dieses Jahres der Herzog von Lothringen Anstalt machte, nach dem eingegangenen Vergleiche sein Winterlager in diesem Lande zu nehmen: so wollte ihn Apafi nicht einlassen (weil er nämlich sich dieser Last nicht gerne unterziehen wollte; oder auch in der Absicht, den Türken weis zu machen: es geschehe aus Noth, und nicht mit seinem Willen, daß er sein Für- stenthum übergäbe); sondern ließ dem Herzoge zur Antwort sagen: sein Ver- sprechen, das Winterlager zu verstatten, sey nicht von dem ganzen Heere, son- dern nur von einigen Regimentern, zu verstehen. Allein, der Herzog überlegte, daß es nicht nöthig sey, viele Worte zu machen, da die Waffen den Ausschlag geben könnten; und rückte auch ohne des Fürsten Einwilligung in Siebenbür- gen ein, bemächtigte sich der vornehmsten Städte des Landes, Seben2* und Clau- senburg, und zwang ihn dadurch, sich dem Kaiser zu unterwerfen; darauf er seine Soldaten daselbst das Winterlager beziehen ließe.
[Spaltenumbruch]
83 Briefe von Sophia] Es sind viele, die [Spaltenumbruch] andere Gedanken hievon haben, und Gallitschin
168. Die
* Erla.
2* Hermanstadt.
Osmaniſche Geſchichte
gab daher die Stadt an die Kaiſerlichen, ehe noch ein Sturm darauf geſche- hen war.
Sie bringen ganz Slawonien mit gleichem Gluͤcke unter ih- re Gewalt. Er- la in Ungarnwird belagert.
166.
Mit eben ſo gutem Erfolge bemaͤchtigte ſich Duͤnewald kurz hierauf Poſchega, der Hauptſtadt in Slawonien; imgleichen Bellaſtin, Patraſk, Schi- raſk, Telicham, Walkowar, Erdedi, und noch anderer Schloͤſſer in demſelbigen Lande, die die Tuͤrken verlaſſen hatten: und brachte ſolchergeſtalt ganz Slawo- nien wieder unter chriſtliche Botmaͤßigkeit. Der Kriegsbefehlhaber zu Leopold- ſtadt ruͤckte auch vor Arejſaga, Ciokaku und Polota; die ſich insgeſammt an ihn ergaben. Zu gleicher Zeit wurde Egre* in Oberungarn von einem gerin- gen Haufen Kaiſerlichen, die man aus den benachbarten Beſatzungen zuſammen gebracht hatte, berennet, und demſelben alle Zufuhre abgeſchnitten.
Der Herzog von Lothringen bemaͤchtiget ſich, ungeachtet Apa- fis Widerſetzung, verſchiedener Staͤdte in Sie- benbuͤrgen, und nimmt daſelbſt ſein Winterla-ger.
167.
Dieſer Feldzug wurde von dem Herzoge von Lothringen mit der Eroberung von Siebenbuͤrgen beſchloſſen. Man hatte dem Fuͤrſten dieſes Lan- des, Michael Apafi, im Anfange des Sommers von Seiten des Kaiſers in Deutſchland angelegen, ſein Buͤndniß mit den Tuͤrken fahren zu laſſen, und die ſiegreichen Fahnen der Chriſten in ſein Land einzunehmen. Er hatte ſich auch bereitwillig bezeiget, dieſes einzugehen, unter der Bedingung: daß man die Ge- fahr vor den Tuͤrken von den Grenzen Siebenbuͤrgens weiter entfernen ſollte. Als aber gegen das Ende dieſes Jahres der Herzog von Lothringen Anſtalt machte, nach dem eingegangenen Vergleiche ſein Winterlager in dieſem Lande zu nehmen: ſo wollte ihn Apafi nicht einlaſſen (weil er naͤmlich ſich dieſer Laſt nicht gerne unterziehen wollte; oder auch in der Abſicht, den Tuͤrken weis zu machen: es geſchehe aus Noth, und nicht mit ſeinem Willen, daß er ſein Fuͤr- ſtenthum uͤbergaͤbe); ſondern ließ dem Herzoge zur Antwort ſagen: ſein Ver- ſprechen, das Winterlager zu verſtatten, ſey nicht von dem ganzen Heere, ſon- dern nur von einigen Regimentern, zu verſtehen. Allein, der Herzog uͤberlegte, daß es nicht noͤthig ſey, viele Worte zu machen, da die Waffen den Ausſchlag geben koͤnnten; und ruͤckte auch ohne des Fuͤrſten Einwilligung in Siebenbuͤr- gen ein, bemaͤchtigte ſich der vornehmſten Staͤdte des Landes, Seben2* und Clau- ſenburg, und zwang ihn dadurch, ſich dem Kaiſer zu unterwerfen; darauf er ſeine Soldaten daſelbſt das Winterlager beziehen ließe.
[Spaltenumbruch]
83 Briefe von Sophia] Es ſind viele, die [Spaltenumbruch] andere Gedanken hievon haben, und Gallitſchin
168. Die
* Erla.
2* Hermanſtadt.
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[542/0650]
Osmaniſche Geſchichte
gab daher die Stadt an die Kaiſerlichen, ehe noch ein Sturm darauf geſche-
hen war.
166. Mit eben ſo gutem Erfolge bemaͤchtigte ſich Duͤnewald kurz hierauf
Poſchega, der Hauptſtadt in Slawonien; imgleichen Bellaſtin, Patraſk, Schi-
raſk, Telicham, Walkowar, Erdedi, und noch anderer Schloͤſſer in demſelbigen
Lande, die die Tuͤrken verlaſſen hatten: und brachte ſolchergeſtalt ganz Slawo-
nien wieder unter chriſtliche Botmaͤßigkeit. Der Kriegsbefehlhaber zu Leopold-
ſtadt ruͤckte auch vor Arejſaga, Ciokaku und Polota; die ſich insgeſammt an
ihn ergaben. Zu gleicher Zeit wurde Egre * in Oberungarn von einem gerin-
gen Haufen Kaiſerlichen, die man aus den benachbarten Beſatzungen zuſammen
gebracht hatte, berennet, und demſelben alle Zufuhre abgeſchnitten.
167. Dieſer Feldzug wurde von dem Herzoge von Lothringen mit der
Eroberung von Siebenbuͤrgen beſchloſſen. Man hatte dem Fuͤrſten dieſes Lan-
des, Michael Apafi, im Anfange des Sommers von Seiten des Kaiſers in
Deutſchland angelegen, ſein Buͤndniß mit den Tuͤrken fahren zu laſſen, und die
ſiegreichen Fahnen der Chriſten in ſein Land einzunehmen. Er hatte ſich auch
bereitwillig bezeiget, dieſes einzugehen, unter der Bedingung: daß man die Ge-
fahr vor den Tuͤrken von den Grenzen Siebenbuͤrgens weiter entfernen ſollte.
Als aber gegen das Ende dieſes Jahres der Herzog von Lothringen Anſtalt
machte, nach dem eingegangenen Vergleiche ſein Winterlager in dieſem Lande
zu nehmen: ſo wollte ihn Apafi nicht einlaſſen (weil er naͤmlich ſich dieſer Laſt
nicht gerne unterziehen wollte; oder auch in der Abſicht, den Tuͤrken weis zu
machen: es geſchehe aus Noth, und nicht mit ſeinem Willen, daß er ſein Fuͤr-
ſtenthum uͤbergaͤbe); ſondern ließ dem Herzoge zur Antwort ſagen: ſein Ver-
ſprechen, das Winterlager zu verſtatten, ſey nicht von dem ganzen Heere, ſon-
dern nur von einigen Regimentern, zu verſtehen. Allein, der Herzog uͤberlegte,
daß es nicht noͤthig ſey, viele Worte zu machen, da die Waffen den Ausſchlag
geben koͤnnten; und ruͤckte auch ohne des Fuͤrſten Einwilligung in Siebenbuͤr-
gen ein, bemaͤchtigte ſich der vornehmſten Staͤdte des Landes, Seben 2* und Clau-
ſenburg, und zwang ihn dadurch, ſich dem Kaiſer zu unterwerfen; darauf er
ſeine Soldaten daſelbſt das Winterlager beziehen ließe.
168. Die
⁸³ Briefe von Sophia] Es ſind viele, die
andere Gedanken hievon haben, und Gallitſchin
allein
* Erla.
2* Hermanſtadt.
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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/650>, abgerufen am 22.11.2024.
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