Regimentern; und nachdem er sechs tausend Mann zur Bedeckung der Brücke bey Peterwaradin zurück gelassen hatte: so flüchtete er nach Belgrad.
164.
Weil der Herzog von Lothringen wußte, daß diese Plätze viel zuErhaltene Vor- theile der Kaiser- lichen in Slawo- nien. stark befestiget seyen, als daß man sie in Zeit von zweenen Monaten, die noch von dem Feldzuge übrig waren, einnehmen könnte: so ließ er ein Gerüchte aus- sprengen, daß er willens wäre, Temischwar zu belagern; darauf der Weßir, aus Sorgfalt für die Vertheidigung dieser Stadt, den größten Theil seines Heeres dahin sendete. Als der Weßir durch diese Kriegeslist betrogen, und das türki- sche Heer in Slawonien geschwächet war: so gab der Herzog von Lothringen Dünewald Befehl, mit einem Theile der Völker über die Drave zu gehen, und sich zu bemühen, die Feinde des christlichen Namens aus ganz Slawonien zu vertreiben; er selbst aber blieb mit dem Haupttheile des Heeres allda stehen, um auf die Bewegungen der Türken in Ungarn ein wachsames Auge zu haben. Dünewald ging also über die Drave, belagerte Burßin am zweyten des Mo- nats Ssülkäde*; und nachdem die Wälle eingeschossen waren: so schickte er sich zu einem Sturme an; die Besatzung aber ergab sich am sechsten Tage der Be- lagerung dem siegenden Theile auf Gnade und Ungnade. Nachdem diese Stadt bezwungen war: so beschoß er Walpo, welche Festung vorher mußte erobert werden, ehe man die Belagerung von Essek unternehmen konnte.
165.
Der Kriegsbefehlhaber der Stadt gab der Besatzung zu Essek durchEssek ergiebt sich denselben. ein Zeichen Nachricht, daß die Deutschen angekommen seyen, und verlangte ih- ren Beystand gegen dieselben. Allein, die Soldaten zu Essek wurden durch die unvermuthete Annäherung der Kaiserlichen in solche Bestürzung gesetzet, daß sie unter die Festungswerke des Schlosses Pulver legten, und sich anschickten, mit ihrem Reisezeuge die Flucht zu nehmen. So bald Dünewald hievon Kund- schaft erhielte: so schickte er Lodron mit zwey tausend Reitern ab, um genauere Nachricht einzuziehen, was zu Essek vorginge. Als die Besatzung diese erblicket: so bildet sie sich ein, das ganze Kriegesheer der Deutschen käme heran gezogen, und verlässet die Stadt mit solcher Eilfertigkeit, daß sie nicht allein den größten Theil ihres Reisezeuges dahinten lässet; sondern auch so gar vergisset, die Mi- nen anzuzünden, die sie unter dem Schlosse angeleget und bereits mit Pulver angefüllet hatte. Hierauf erachtete es der Kriegsbefehlhaber zu Walpo für klüger gethan zu seyn, dem widrigen Schicksale des osmanischen Reiches zu weichen, und durch seine Unterwerfung die Ueberwinder zu besänftigen; als durch eine vergebene Hartnäckigkeit dieselben noch mehr zu erbittern: und über-
gab
* am neun und zwanzigsten August.
3 Y 3
19. Muhaͤmmed der IIII
Regimentern; und nachdem er ſechs tauſend Mann zur Bedeckung der Bruͤcke bey Peterwaradin zuruͤck gelaſſen hatte: ſo fluͤchtete er nach Belgrad.
164.
Weil der Herzog von Lothringen wußte, daß dieſe Plaͤtze viel zuErhaltene Vor- theile der Kaiſer- lichen in Slawo- nien. ſtark befeſtiget ſeyen, als daß man ſie in Zeit von zweenen Monaten, die noch von dem Feldzuge uͤbrig waren, einnehmen koͤnnte: ſo ließ er ein Geruͤchte aus- ſprengen, daß er willens waͤre, Temiſchwar zu belagern; darauf der Weßir, aus Sorgfalt fuͤr die Vertheidigung dieſer Stadt, den groͤßten Theil ſeines Heeres dahin ſendete. Als der Weßir durch dieſe Kriegesliſt betrogen, und das tuͤrki- ſche Heer in Slawonien geſchwaͤchet war: ſo gab der Herzog von Lothringen Duͤnewald Befehl, mit einem Theile der Voͤlker uͤber die Drave zu gehen, und ſich zu bemuͤhen, die Feinde des chriſtlichen Namens aus ganz Slawonien zu vertreiben; er ſelbſt aber blieb mit dem Haupttheile des Heeres allda ſtehen, um auf die Bewegungen der Tuͤrken in Ungarn ein wachſames Auge zu haben. Duͤnewald ging alſo uͤber die Drave, belagerte Burßin am zweyten des Mo- nats Sſuͤlkaͤde*; und nachdem die Waͤlle eingeſchoſſen waren: ſo ſchickte er ſich zu einem Sturme an; die Beſatzung aber ergab ſich am ſechsten Tage der Be- lagerung dem ſiegenden Theile auf Gnade und Ungnade. Nachdem dieſe Stadt bezwungen war: ſo beſchoß er Walpo, welche Feſtung vorher mußte erobert werden, ehe man die Belagerung von Eſſek unternehmen konnte.
165.
Der Kriegsbefehlhaber der Stadt gab der Beſatzung zu Eſſek durchEſſek ergiebt ſich denſelben. ein Zeichen Nachricht, daß die Deutſchen angekommen ſeyen, und verlangte ih- ren Beyſtand gegen dieſelben. Allein, die Soldaten zu Eſſek wurden durch die unvermuthete Annaͤherung der Kaiſerlichen in ſolche Beſtuͤrzung geſetzet, daß ſie unter die Feſtungswerke des Schloſſes Pulver legten, und ſich anſchickten, mit ihrem Reiſezeuge die Flucht zu nehmen. So bald Duͤnewald hievon Kund- ſchaft erhielte: ſo ſchickte er Lodron mit zwey tauſend Reitern ab, um genauere Nachricht einzuziehen, was zu Eſſek vorginge. Als die Beſatzung dieſe erblicket: ſo bildet ſie ſich ein, das ganze Kriegesheer der Deutſchen kaͤme heran gezogen, und verlaͤſſet die Stadt mit ſolcher Eilfertigkeit, daß ſie nicht allein den groͤßten Theil ihres Reiſezeuges dahinten laͤſſet; ſondern auch ſo gar vergiſſet, die Mi- nen anzuzuͤnden, die ſie unter dem Schloſſe angeleget und bereits mit Pulver angefuͤllet hatte. Hierauf erachtete es der Kriegsbefehlhaber zu Walpo fuͤr kluͤger gethan zu ſeyn, dem widrigen Schickſale des osmaniſchen Reiches zu weichen, und durch ſeine Unterwerfung die Ueberwinder zu beſaͤnftigen; als durch eine vergebene Hartnaͤckigkeit dieſelben noch mehr zu erbittern: und uͤber-
gab
* am neun und zwanzigſten Auguſt.
3 Y 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0649"n="541"/><fwplace="top"type="header">19. Muhaͤmmed der <hirendition="#aq">IIII</hi></fw><lb/>
Regimentern; und nachdem er ſechs tauſend Mann zur Bedeckung der Bruͤcke<lb/>
bey Peterwaradin zuruͤck gelaſſen hatte: ſo fluͤchtete er nach Belgrad.</p></div><lb/><divn="3"><head>164.</head><p>Weil der Herzog von Lothringen wußte, daß dieſe Plaͤtze viel zu<noteplace="right">Erhaltene Vor-<lb/>
theile der Kaiſer-<lb/>
lichen in Slawo-<lb/>
nien.</note><lb/>ſtark befeſtiget ſeyen, als daß man ſie in Zeit von zweenen Monaten, die noch<lb/>
von dem Feldzuge uͤbrig waren, einnehmen koͤnnte: ſo ließ er ein Geruͤchte aus-<lb/>ſprengen, daß er willens waͤre, Temiſchwar zu belagern; darauf der Weßir, aus<lb/>
Sorgfalt fuͤr die Vertheidigung dieſer Stadt, den groͤßten Theil ſeines Heeres<lb/>
dahin ſendete. Als der Weßir durch dieſe Kriegesliſt betrogen, und das tuͤrki-<lb/>ſche Heer in Slawonien geſchwaͤchet war: ſo gab der Herzog von Lothringen<lb/>
Duͤnewald Befehl, mit einem Theile der Voͤlker uͤber die Drave zu gehen, und<lb/>ſich zu bemuͤhen, die Feinde des chriſtlichen Namens aus ganz Slawonien zu<lb/>
vertreiben; er ſelbſt aber blieb mit dem Haupttheile des Heeres allda ſtehen, um<lb/>
auf die Bewegungen der Tuͤrken in Ungarn ein wachſames Auge zu haben.<lb/>
Duͤnewald ging alſo uͤber die Drave, belagerte Burßin am zweyten des Mo-<lb/>
nats Sſuͤlkaͤde<noteplace="foot"n="*">am neun und zwanzigſten Auguſt.</note>; und nachdem die Waͤlle eingeſchoſſen waren: ſo ſchickte er ſich<lb/>
zu einem Sturme an; die Beſatzung aber ergab ſich am ſechsten Tage der Be-<lb/>
lagerung dem ſiegenden Theile auf Gnade und Ungnade. Nachdem dieſe Stadt<lb/>
bezwungen war: ſo beſchoß er Walpo, welche Feſtung vorher mußte erobert<lb/>
werden, ehe man die Belagerung von Eſſek unternehmen konnte.</p></div><lb/><divn="3"><head>165.</head><p>Der Kriegsbefehlhaber der Stadt gab der Beſatzung zu Eſſek durch<noteplace="right">Eſſek ergiebt ſich<lb/>
denſelben.</note><lb/>
ein Zeichen Nachricht, daß die Deutſchen angekommen ſeyen, und verlangte ih-<lb/>
ren Beyſtand gegen dieſelben. Allein, die Soldaten zu Eſſek wurden durch die<lb/>
unvermuthete Annaͤherung der Kaiſerlichen in ſolche Beſtuͤrzung geſetzet, daß<lb/>ſie unter die Feſtungswerke des Schloſſes Pulver legten, und ſich anſchickten,<lb/>
mit ihrem Reiſezeuge die Flucht zu nehmen. So bald Duͤnewald hievon Kund-<lb/>ſchaft erhielte: ſo ſchickte er Lodron mit zwey tauſend Reitern ab, um genauere<lb/>
Nachricht einzuziehen, was zu Eſſek vorginge. Als die Beſatzung dieſe erblicket:<lb/>ſo bildet ſie ſich ein, das ganze Kriegesheer der Deutſchen kaͤme heran gezogen,<lb/>
und verlaͤſſet die Stadt mit ſolcher Eilfertigkeit, daß ſie nicht allein den groͤßten<lb/>
Theil ihres Reiſezeuges dahinten laͤſſet; ſondern auch ſo gar vergiſſet, die Mi-<lb/>
nen anzuzuͤnden, die ſie unter dem Schloſſe angeleget und bereits mit Pulver<lb/>
angefuͤllet hatte. Hierauf erachtete es der Kriegsbefehlhaber zu Walpo<lb/>
fuͤr kluͤger gethan zu ſeyn, dem widrigen Schickſale des osmaniſchen Reiches zu<lb/>
weichen, und durch ſeine Unterwerfung die Ueberwinder zu beſaͤnftigen; als<lb/>
durch eine vergebene Hartnaͤckigkeit dieſelben noch mehr zu erbittern: und uͤber-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gab</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig">3 Y 3</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[541/0649]
19. Muhaͤmmed der IIII
Regimentern; und nachdem er ſechs tauſend Mann zur Bedeckung der Bruͤcke
bey Peterwaradin zuruͤck gelaſſen hatte: ſo fluͤchtete er nach Belgrad.
164. Weil der Herzog von Lothringen wußte, daß dieſe Plaͤtze viel zu
ſtark befeſtiget ſeyen, als daß man ſie in Zeit von zweenen Monaten, die noch
von dem Feldzuge uͤbrig waren, einnehmen koͤnnte: ſo ließ er ein Geruͤchte aus-
ſprengen, daß er willens waͤre, Temiſchwar zu belagern; darauf der Weßir, aus
Sorgfalt fuͤr die Vertheidigung dieſer Stadt, den groͤßten Theil ſeines Heeres
dahin ſendete. Als der Weßir durch dieſe Kriegesliſt betrogen, und das tuͤrki-
ſche Heer in Slawonien geſchwaͤchet war: ſo gab der Herzog von Lothringen
Duͤnewald Befehl, mit einem Theile der Voͤlker uͤber die Drave zu gehen, und
ſich zu bemuͤhen, die Feinde des chriſtlichen Namens aus ganz Slawonien zu
vertreiben; er ſelbſt aber blieb mit dem Haupttheile des Heeres allda ſtehen, um
auf die Bewegungen der Tuͤrken in Ungarn ein wachſames Auge zu haben.
Duͤnewald ging alſo uͤber die Drave, belagerte Burßin am zweyten des Mo-
nats Sſuͤlkaͤde *; und nachdem die Waͤlle eingeſchoſſen waren: ſo ſchickte er ſich
zu einem Sturme an; die Beſatzung aber ergab ſich am ſechsten Tage der Be-
lagerung dem ſiegenden Theile auf Gnade und Ungnade. Nachdem dieſe Stadt
bezwungen war: ſo beſchoß er Walpo, welche Feſtung vorher mußte erobert
werden, ehe man die Belagerung von Eſſek unternehmen konnte.
Erhaltene Vor-
theile der Kaiſer-
lichen in Slawo-
nien.
165. Der Kriegsbefehlhaber der Stadt gab der Beſatzung zu Eſſek durch
ein Zeichen Nachricht, daß die Deutſchen angekommen ſeyen, und verlangte ih-
ren Beyſtand gegen dieſelben. Allein, die Soldaten zu Eſſek wurden durch die
unvermuthete Annaͤherung der Kaiſerlichen in ſolche Beſtuͤrzung geſetzet, daß
ſie unter die Feſtungswerke des Schloſſes Pulver legten, und ſich anſchickten,
mit ihrem Reiſezeuge die Flucht zu nehmen. So bald Duͤnewald hievon Kund-
ſchaft erhielte: ſo ſchickte er Lodron mit zwey tauſend Reitern ab, um genauere
Nachricht einzuziehen, was zu Eſſek vorginge. Als die Beſatzung dieſe erblicket:
ſo bildet ſie ſich ein, das ganze Kriegesheer der Deutſchen kaͤme heran gezogen,
und verlaͤſſet die Stadt mit ſolcher Eilfertigkeit, daß ſie nicht allein den groͤßten
Theil ihres Reiſezeuges dahinten laͤſſet; ſondern auch ſo gar vergiſſet, die Mi-
nen anzuzuͤnden, die ſie unter dem Schloſſe angeleget und bereits mit Pulver
angefuͤllet hatte. Hierauf erachtete es der Kriegsbefehlhaber zu Walpo
fuͤr kluͤger gethan zu ſeyn, dem widrigen Schickſale des osmaniſchen Reiches zu
weichen, und durch ſeine Unterwerfung die Ueberwinder zu beſaͤnftigen; als
durch eine vergebene Hartnaͤckigkeit dieſelben noch mehr zu erbittern: und uͤber-
gab
Eſſek ergiebt ſich
denſelben.
* am neun und zwanzigſten Auguſt.
3 Y 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/649>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.