Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

Osmanische Geschichte
die Paschen tragen den Leichnam in das kaiserliche Gezelt und lassen ihn einsal-
ben 26. Hierauf halten die Großen wegen der Wahl eines neuen Kaisers eine
Versammlung, in welcher Jildirim Bajeßid, Murads ältester Sohn, durch
einhellige Stimmen zum Kaiser erkläret wird.

Jäkub Tschelebi
wird erdrosselt,
und Lazarus,
Fürst von Ser-vien, enthauptet.
10.

Der jüngere Bruder desselben, Jäkub Tschelebi 27, war mit diesem
Verfahren nicht zufrieden, und trachtete daher ingeheim einen Aufruhr gegen
Bajeßid zu erregen. Weil man aber den Anschlag noch in Zeiten entdeckte:
so wurde er, auf Befehl seines Bruders und mit Einstimmung der vornehmsten
[Spaltenumbruch]

26 einsalben] In dem muhämmedi-
schen Gesetze stehet ein ausdrückliches Verbot,
daß kein Mensch, ausgenommen der Kaiser,
einen todten Körper bis den andern Tag auf-
behalten, oder denselben weiter, als drey ita-
lienische Meilen*, wegführen solle. Wenn
daher der oberste Weßir in einer Schlacht
umkommt: so muß er an eben dem Orte be-
graben werden, da er gestorben ist; oder
aber in der nächsten Stadt, wenn eine in der
gedachten Weite da herum lieget. Allein
den Leichnam des Kaisers, und sollte er auch
an den äußersten Grenzen Indiens gestorben
seyn, muß dessen Nachfolger einsalben und
auf das eilfertigste zu seinem Dschami, der
von ihm selbst erbauet worden, in sein Grab
bringen lassen, oder, in Ermangelung dessen,
in eines von den Gräbern seiner Vorfahrer.
Dieses Gesetz muß unter ihnen unverbrüchlich
gehalten werden. Wenn eine gemeine Person
in einer Stadt stirbet: so wäschet man sie
erstlich mit warmem Wasser, hernach stopfet
man ihr die Augen, Ohren, Mund und After
mit Baumwolle zu; hierauf leget man sie
auf eine Bare, und einige Männer tragen sie
so geschwind als möglich ist zu dem nächsten
Dschami, in dessen Hofe dieselbe unverzüg-
lich beygesetzet wird: nachdem vorher in dem
Vorhofe des Tempels einige Gebeter sind ge-
[Spaltenumbruch]
sprochen worden. Fraget man die Türken,
was die Ursache dieser Eilfertigkeit sey: so
geben sie zur Antwort; so bald die Seele von
dem Leibe ausfahre: so werde sie von den
Engeln an den Ort gebracht, der dem Men-
schen zu seinem Begräbnisse bestimmet sey,
und daselbst vierzig Tage lang von ihnen auf-
behalten, um ihren Leib allda zu erwarten.
Damit nun die Seele nicht lange vergeblich
harren möge: so müsse der Leib mit aller
möglichen Geschwindigkeit dahin geschaffet
werden. Aus dieser Ursache ist auch ieder-
mann alles Weinen verboten, ausgenommen
einer Mutter: denn diese darf über den Ver-
lust ihres Sohnes dreymal Klage führen;
aber mehr zu thun, würde ihr für eine große
Sünde gerechnet werden.
27 Tschelebi] [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] von edler Her-
kunft. Dieses war ehemals der Beyname
der Söhne des Sultans, ehe sie zur Regierung
kamen, als Jäkub Tschelebi, Musa Tschelebi,
u. s. w. Weil aber dieser Titel nicht präch-
tig genug klang: so wurde er nach der Zeit
in Efendi verwandelt, von dem Griechischen
[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]. Diese Benennung bekommen
noch heutiges Tages die vornehmsten türki-
schen jungen Herren, entweder mit oder ohne
Hinzufügung ihres Namens; als Schahßade

Herren,
* 3/4 deutsche Meilen.

Osmaniſche Geſchichte
die Paſchen tragen den Leichnam in das kaiſerliche Gezelt und laſſen ihn einſal-
ben 26. Hierauf halten die Großen wegen der Wahl eines neuen Kaiſers eine
Verſammlung, in welcher Jildirim Bajeßid, Murads aͤlteſter Sohn, durch
einhellige Stimmen zum Kaiſer erklaͤret wird.

Jaͤkub Tſchelebi
wird erdroſſelt,
und Lazarus,
Fuͤrſt von Ser-vien, enthauptet.
10.

Der juͤngere Bruder deſſelben, Jaͤkub Tſchelebi 27, war mit dieſem
Verfahren nicht zufrieden, und trachtete daher ingeheim einen Aufruhr gegen
Bajeßid zu erregen. Weil man aber den Anſchlag noch in Zeiten entdeckte:
ſo wurde er, auf Befehl ſeines Bruders und mit Einſtimmung der vornehmſten
[Spaltenumbruch]

26 einſalben] In dem muhaͤmmedi-
ſchen Geſetze ſtehet ein ausdruͤckliches Verbot,
daß kein Menſch, ausgenommen der Kaiſer,
einen todten Koͤrper bis den andern Tag auf-
behalten, oder denſelben weiter, als drey ita-
lieniſche Meilen*, wegfuͤhren ſolle. Wenn
daher der oberſte Weßir in einer Schlacht
umkommt: ſo muß er an eben dem Orte be-
graben werden, da er geſtorben iſt; oder
aber in der naͤchſten Stadt, wenn eine in der
gedachten Weite da herum lieget. Allein
den Leichnam des Kaiſers, und ſollte er auch
an den aͤußerſten Grenzen Indiens geſtorben
ſeyn, muß deſſen Nachfolger einſalben und
auf das eilfertigſte zu ſeinem Dſchami, der
von ihm ſelbſt erbauet worden, in ſein Grab
bringen laſſen, oder, in Ermangelung deſſen,
in eines von den Graͤbern ſeiner Vorfahrer.
Dieſes Geſetz muß unter ihnen unverbruͤchlich
gehalten werden. Wenn eine gemeine Perſon
in einer Stadt ſtirbet: ſo waͤſchet man ſie
erſtlich mit warmem Waſſer, hernach ſtopfet
man ihr die Augen, Ohren, Mund und After
mit Baumwolle zu; hierauf leget man ſie
auf eine Bare, und einige Maͤnner tragen ſie
ſo geſchwind als moͤglich iſt zu dem naͤchſten
Dſchami, in deſſen Hofe dieſelbe unverzuͤg-
lich beygeſetzet wird: nachdem vorher in dem
Vorhofe des Tempels einige Gebeter ſind ge-
[Spaltenumbruch]
ſprochen worden. Fraget man die Tuͤrken,
was die Urſache dieſer Eilfertigkeit ſey: ſo
geben ſie zur Antwort; ſo bald die Seele von
dem Leibe ausfahre: ſo werde ſie von den
Engeln an den Ort gebracht, der dem Men-
ſchen zu ſeinem Begraͤbniſſe beſtimmet ſey,
und daſelbſt vierzig Tage lang von ihnen auf-
behalten, um ihren Leib allda zu erwarten.
Damit nun die Seele nicht lange vergeblich
harren moͤge: ſo muͤſſe der Leib mit aller
moͤglichen Geſchwindigkeit dahin geſchaffet
werden. Aus dieſer Urſache iſt auch ieder-
mann alles Weinen verboten, ausgenommen
einer Mutter: denn dieſe darf uͤber den Ver-
luſt ihres Sohnes dreymal Klage fuͤhren;
aber mehr zu thun, wuͤrde ihr fuͤr eine große
Suͤnde gerechnet werden.
27 Tſchelebi] [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] von edler Her-
kunft. Dieſes war ehemals der Beyname
der Soͤhne des Sultans, ehe ſie zur Regierung
kamen, als Jaͤkub Tſchelebi, Muſa Tſchelebi,
u. ſ. w. Weil aber dieſer Titel nicht praͤch-
tig genug klang: ſo wurde er nach der Zeit
in Efendi verwandelt, von dem Griechiſchen
[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]. Dieſe Benennung bekommen
noch heutiges Tages die vornehmſten tuͤrki-
ſchen jungen Herren, entweder mit oder ohne
Hinzufuͤgung ihres Namens; als Schahßade

Herren,
* ¾ deutſche Meilen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0138" n="62"/><fw place="top" type="header">Osmani&#x017F;che Ge&#x017F;chichte</fw><lb/>
die Pa&#x017F;chen tragen den Leichnam in das kai&#x017F;erliche Gezelt und la&#x017F;&#x017F;en ihn ein&#x017F;al-<lb/>
ben <note place="end" n="26"/>. Hierauf halten die Großen wegen der Wahl eines neuen Kai&#x017F;ers eine<lb/>
Ver&#x017F;ammlung, in welcher Jildirim Bajeßid, Murads a&#x0364;lte&#x017F;ter Sohn, durch<lb/>
einhellige Stimmen zum Kai&#x017F;er erkla&#x0364;ret wird.</p><lb/>
            <note place="left">Ja&#x0364;kub T&#x017F;chelebi<lb/>
wird erdro&#x017F;&#x017F;elt,<lb/>
und Lazarus,<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;t von Ser-vien, enthauptet.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>10.</head>
            <p>Der ju&#x0364;ngere Bruder de&#x017F;&#x017F;elben, Ja&#x0364;kub T&#x017F;chelebi <note place="end" n="27"/>, war mit die&#x017F;em<lb/>
Verfahren nicht zufrieden, und trachtete daher ingeheim einen Aufruhr gegen<lb/>
Bajeßid zu erregen. Weil man aber den An&#x017F;chlag noch in Zeiten entdeckte:<lb/>
&#x017F;o wurde er, auf Befehl &#x017F;eines Bruders und mit Ein&#x017F;timmung der vornehm&#x017F;ten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Herren,</fw><lb/><cb n="1"/><lb/><note place="end" n="26">ein&#x017F;alben] In dem muha&#x0364;mmedi-<lb/>
&#x017F;chen Ge&#x017F;etze &#x017F;tehet ein ausdru&#x0364;ckliches Verbot,<lb/>
daß kein Men&#x017F;ch, ausgenommen der Kai&#x017F;er,<lb/>
einen todten Ko&#x0364;rper bis den andern Tag auf-<lb/>
behalten, oder den&#x017F;elben weiter, als drey ita-<lb/>
lieni&#x017F;che Meilen<note place="foot" n="*">¾ deut&#x017F;che Meilen.</note>, wegfu&#x0364;hren &#x017F;olle. Wenn<lb/>
daher der ober&#x017F;te Weßir in einer Schlacht<lb/>
umkommt: &#x017F;o muß er an eben dem Orte be-<lb/>
graben werden, da er ge&#x017F;torben i&#x017F;t; oder<lb/>
aber in der na&#x0364;ch&#x017F;ten Stadt, wenn eine in der<lb/>
gedachten Weite da herum lieget. Allein<lb/>
den Leichnam des Kai&#x017F;ers, und &#x017F;ollte er auch<lb/>
an den a&#x0364;ußer&#x017F;ten Grenzen Indiens ge&#x017F;torben<lb/>
&#x017F;eyn, muß de&#x017F;&#x017F;en Nachfolger ein&#x017F;alben und<lb/>
auf das eilfertig&#x017F;te zu &#x017F;einem D&#x017F;chami, der<lb/>
von ihm &#x017F;elb&#x017F;t erbauet worden, in &#x017F;ein Grab<lb/>
bringen la&#x017F;&#x017F;en, oder, in Ermangelung de&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
in eines von den Gra&#x0364;bern &#x017F;einer Vorfahrer.<lb/>
Die&#x017F;es Ge&#x017F;etz muß unter ihnen unverbru&#x0364;chlich<lb/>
gehalten werden. Wenn eine gemeine Per&#x017F;on<lb/>
in einer Stadt &#x017F;tirbet: &#x017F;o wa&#x0364;&#x017F;chet man &#x017F;ie<lb/>
er&#x017F;tlich mit warmem Wa&#x017F;&#x017F;er, hernach &#x017F;topfet<lb/>
man ihr die Augen, Ohren, Mund und After<lb/>
mit Baumwolle zu; hierauf leget man &#x017F;ie<lb/>
auf eine Bare, und einige Ma&#x0364;nner tragen &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;o ge&#x017F;chwind als mo&#x0364;glich i&#x017F;t zu dem na&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
D&#x017F;chami, in de&#x017F;&#x017F;en Hofe die&#x017F;elbe unverzu&#x0364;g-<lb/>
lich beyge&#x017F;etzet wird: nachdem vorher in dem<lb/>
Vorhofe des Tempels einige Gebeter &#x017F;ind ge-<lb/><cb n="2"/><lb/>
&#x017F;prochen worden. Fraget man die Tu&#x0364;rken,<lb/>
was die Ur&#x017F;ache die&#x017F;er Eilfertigkeit &#x017F;ey: &#x017F;o<lb/>
geben &#x017F;ie zur Antwort; &#x017F;o bald die Seele von<lb/>
dem Leibe ausfahre: &#x017F;o werde &#x017F;ie von den<lb/>
Engeln an den Ort gebracht, der dem Men-<lb/>
&#x017F;chen zu &#x017F;einem Begra&#x0364;bni&#x017F;&#x017F;e be&#x017F;timmet &#x017F;ey,<lb/>
und da&#x017F;elb&#x017F;t vierzig Tage lang von ihnen auf-<lb/>
behalten, um ihren Leib allda zu erwarten.<lb/>
Damit nun die Seele nicht lange vergeblich<lb/>
harren mo&#x0364;ge: &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der Leib mit aller<lb/>
mo&#x0364;glichen Ge&#x017F;chwindigkeit dahin ge&#x017F;chaffet<lb/>
werden. Aus die&#x017F;er Ur&#x017F;ache i&#x017F;t auch ieder-<lb/>
mann alles Weinen verboten, ausgenommen<lb/>
einer Mutter: denn die&#x017F;e darf u&#x0364;ber den Ver-<lb/>
lu&#x017F;t ihres Sohnes dreymal Klage fu&#x0364;hren;<lb/>
aber mehr zu thun, wu&#x0364;rde ihr fu&#x0364;r eine große<lb/>
Su&#x0364;nde gerechnet werden.</note><lb/><note xml:id="R138" next="#R139" place="end" n="27">T&#x017F;chelebi] <gap reason="fm" unit="chars"/> von edler Her-<lb/>
kunft. Die&#x017F;es war ehemals der Beyname<lb/>
der So&#x0364;hne des Sultans, ehe &#x017F;ie zur Regierung<lb/>
kamen, als Ja&#x0364;kub T&#x017F;chelebi, Mu&#x017F;a T&#x017F;chelebi,<lb/>
u. &#x017F;. w. Weil aber die&#x017F;er Titel nicht pra&#x0364;ch-<lb/>
tig genug klang: &#x017F;o wurde er nach der Zeit<lb/>
in Efendi verwandelt, von dem Griechi&#x017F;chen<lb/><gap reason="fm" unit="chars"/>. Die&#x017F;e Benennung bekommen<lb/>
noch heutiges Tages die vornehm&#x017F;ten tu&#x0364;rki-<lb/>
&#x017F;chen jungen Herren, entweder mit oder ohne<lb/>
Hinzufu&#x0364;gung ihres Namens; als Schahßade<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Efendi</fw></note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0138] Osmaniſche Geſchichte die Paſchen tragen den Leichnam in das kaiſerliche Gezelt und laſſen ihn einſal- ben ²⁶ . Hierauf halten die Großen wegen der Wahl eines neuen Kaiſers eine Verſammlung, in welcher Jildirim Bajeßid, Murads aͤlteſter Sohn, durch einhellige Stimmen zum Kaiſer erklaͤret wird. 10. Der juͤngere Bruder deſſelben, Jaͤkub Tſchelebi ²⁷ , war mit dieſem Verfahren nicht zufrieden, und trachtete daher ingeheim einen Aufruhr gegen Bajeßid zu erregen. Weil man aber den Anſchlag noch in Zeiten entdeckte: ſo wurde er, auf Befehl ſeines Bruders und mit Einſtimmung der vornehmſten Herren, ²⁶ einſalben] In dem muhaͤmmedi- ſchen Geſetze ſtehet ein ausdruͤckliches Verbot, daß kein Menſch, ausgenommen der Kaiſer, einen todten Koͤrper bis den andern Tag auf- behalten, oder denſelben weiter, als drey ita- lieniſche Meilen *, wegfuͤhren ſolle. Wenn daher der oberſte Weßir in einer Schlacht umkommt: ſo muß er an eben dem Orte be- graben werden, da er geſtorben iſt; oder aber in der naͤchſten Stadt, wenn eine in der gedachten Weite da herum lieget. Allein den Leichnam des Kaiſers, und ſollte er auch an den aͤußerſten Grenzen Indiens geſtorben ſeyn, muß deſſen Nachfolger einſalben und auf das eilfertigſte zu ſeinem Dſchami, der von ihm ſelbſt erbauet worden, in ſein Grab bringen laſſen, oder, in Ermangelung deſſen, in eines von den Graͤbern ſeiner Vorfahrer. Dieſes Geſetz muß unter ihnen unverbruͤchlich gehalten werden. Wenn eine gemeine Perſon in einer Stadt ſtirbet: ſo waͤſchet man ſie erſtlich mit warmem Waſſer, hernach ſtopfet man ihr die Augen, Ohren, Mund und After mit Baumwolle zu; hierauf leget man ſie auf eine Bare, und einige Maͤnner tragen ſie ſo geſchwind als moͤglich iſt zu dem naͤchſten Dſchami, in deſſen Hofe dieſelbe unverzuͤg- lich beygeſetzet wird: nachdem vorher in dem Vorhofe des Tempels einige Gebeter ſind ge- ſprochen worden. Fraget man die Tuͤrken, was die Urſache dieſer Eilfertigkeit ſey: ſo geben ſie zur Antwort; ſo bald die Seele von dem Leibe ausfahre: ſo werde ſie von den Engeln an den Ort gebracht, der dem Men- ſchen zu ſeinem Begraͤbniſſe beſtimmet ſey, und daſelbſt vierzig Tage lang von ihnen auf- behalten, um ihren Leib allda zu erwarten. Damit nun die Seele nicht lange vergeblich harren moͤge: ſo muͤſſe der Leib mit aller moͤglichen Geſchwindigkeit dahin geſchaffet werden. Aus dieſer Urſache iſt auch ieder- mann alles Weinen verboten, ausgenommen einer Mutter: denn dieſe darf uͤber den Ver- luſt ihres Sohnes dreymal Klage fuͤhren; aber mehr zu thun, wuͤrde ihr fuͤr eine große Suͤnde gerechnet werden. ²⁷ Tſchelebi] _ von edler Her- kunft. Dieſes war ehemals der Beyname der Soͤhne des Sultans, ehe ſie zur Regierung kamen, als Jaͤkub Tſchelebi, Muſa Tſchelebi, u. ſ. w. Weil aber dieſer Titel nicht praͤch- tig genug klang: ſo wurde er nach der Zeit in Efendi verwandelt, von dem Griechiſchen _ . Dieſe Benennung bekommen noch heutiges Tages die vornehmſten tuͤrki- ſchen jungen Herren, entweder mit oder ohne Hinzufuͤgung ihres Namens; als Schahßade Efendi * ¾ deutſche Meilen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/138
Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/138>, abgerufen am 13.05.2024.