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[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.

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Lob des Tobacks.
SOnn und Licht hat sich verkrochen/
Und die Nacht ist angebrochen/
Soll ich nun des Tages-Last/
Meine Sorgen und mein Grämen/
Auff das Lager mit mir nehmen?
Nein/ ich wil um meine Rast
Zu befordern/ erst die Pfeiffen
Mit Toback gestopfft ergreiffen.
Unter allen seltnen Wahren/
Die man uns in vielen Jahren
Hat aus Indien gebracht/
Wird bey Jungen und bey Alten
Dieses Kraut den Preiß behalten/
Weil es frohe Geister macht;
Ja biß sich die Welt wird trennen/
Wird sein stetes Opffer brennen.
Andrer Tand der Specereyen
Kan dem Leibe nicht gedeyen/
Und was ist für Angst und Noht/
Was für Kriegen und für Morden
Nach der Zeit verspüret worden/
Da des Goldes theurer Koth
Selbst in ihren eignen Haafen/
Macht die Könige zu Sclaven?
Des Tobacks-Kraut güldne Blätter
Sind bey manchem Unglücks-Wetter
Ein beliebter Gegen-Gifft/
Wider Pest und Leibes-Wunden/
Sind sie schon bewerth gefunden/
Und wenn uns ein Kummer trifft/
Können wir durch sanfftes Hauchen/
Sie zu unserm Labsal brauchen.
Daß
Lob des Tobacks.
SOnn und Licht hat ſich verkrochen/
Und die Nacht iſt angebrochen/
Soll ich nun des Tages-Laſt/
Meine Sorgen und mein Graͤmen/
Auff das Lager mit mir nehmen?
Nein/ ich wil um meine Raſt
Zu befordern/ erſt die Pfeiffen
Mit Toback geſtopfft ergreiffen.
Unter allen ſeltnen Wahren/
Die man uns in vielen Jahren
Hat aus Indien gebracht/
Wird bey Jungen und bey Alten
Dieſes Kraut den Preiß behalten/
Weil es frohe Geiſter macht;
Ja biß ſich die Welt wird trennen/
Wird ſein ſtetes Opffer brennen.
Andrer Tand der Specereyen
Kan dem Leibe nicht gedeyen/
Und was iſt fuͤr Angſt und Noht/
Was fuͤr Kriegen und fuͤr Morden
Nach der Zeit verſpuͤret worden/
Da des Goldes theurer Koth
Selbſt in ihren eignen Haafen/
Macht die Koͤnige zu Sclaven?
Des Tobacks-Kraut guͤldne Blaͤtter
Sind bey manchem Ungluͤcks-Wetter
Ein beliebter Gegen-Gifft/
Wider Peſt und Leibes-Wunden/
Sind ſie ſchon bewerth gefunden/
Und wenn uns ein Kummer trifft/
Koͤnnen wir durch ſanfftes Hauchen/
Sie zu unſerm Labſal brauchen.
Daß
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[46/0059] Lob des Tobacks. SOnn und Licht hat ſich verkrochen/ Und die Nacht iſt angebrochen/ Soll ich nun des Tages-Laſt/ Meine Sorgen und mein Graͤmen/ Auff das Lager mit mir nehmen? Nein/ ich wil um meine Raſt Zu befordern/ erſt die Pfeiffen Mit Toback geſtopfft ergreiffen. Unter allen ſeltnen Wahren/ Die man uns in vielen Jahren Hat aus Indien gebracht/ Wird bey Jungen und bey Alten Dieſes Kraut den Preiß behalten/ Weil es frohe Geiſter macht; Ja biß ſich die Welt wird trennen/ Wird ſein ſtetes Opffer brennen. Andrer Tand der Specereyen Kan dem Leibe nicht gedeyen/ Und was iſt fuͤr Angſt und Noht/ Was fuͤr Kriegen und fuͤr Morden Nach der Zeit verſpuͤret worden/ Da des Goldes theurer Koth Selbſt in ihren eignen Haafen/ Macht die Koͤnige zu Sclaven? Des Tobacks-Kraut guͤldne Blaͤtter Sind bey manchem Ungluͤcks-Wetter Ein beliebter Gegen-Gifft/ Wider Peſt und Leibes-Wunden/ Sind ſie ſchon bewerth gefunden/ Und wenn uns ein Kummer trifft/ Koͤnnen wir durch ſanfftes Hauchen/ Sie zu unſerm Labſal brauchen. Daß

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Zitationshilfe: [Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700/59>, abgerufen am 07.05.2024.