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[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.

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Daß die Lust und Pracht der Erden/
Und ich selbst zu nichts muß werden/
Hat mich der Toback gelehrt/
Wenn sein zarter Dampff sich zeiget/
Der hoch in die Lüffte steiget/
Und sich bald in nichts verkehrt;
Daß nun solch ein Kraut entsprossen/
Hat dem Satan sehr verdrossen.
Er kan ohne dem nicht leiden/
Wenn ein Mensch in stillen Freuden
In ihm selbst vergnüget ist.
Drum des Vaters eitler Grillen
Seinen Wunsch nicht zu erfüllen/
Schmauch ich als ein frommer Christ.
Er und alle Welt mag toben/
Ich wil den Toback doch loben.
Carolus Magnus.
DIß ist der Grosse Carl/ Pepins des Kleinen Sohn/
Der/ weil ihm ward sein Reich der Francken viel
zu enge/

Die Teutschen überwandt und ihrer Götzen Menge/
Auch in Italien fand einen neuen Thron/
Da ihm Pabst Leo gab die Käyserliche Cron.
Ludovicus Pius.
Weil Ludwigs Mildigkeit die Kirchen wohl verpflegt/
Wird billig ihm das Lob des Frommen beygelegt/
Dem Vater folgt er nach in allen seinen Reichen/
Muß aber eh' er stirbt/ noch seinen Kindern weichen.
Lotharius I.
Ein Strich im Teutschen Reich Austrasien genant/
Rom und Italien/ zusamt der Käysers-Würde/
Ward mir nach hartem Streit zum Erbtheil zu erkant.
Der Purpur ward zuletzt mir eine solche Bürde/
Daß ich den Münchs-Habit im Closter besser fand.
Ludo-
Daß die Luſt und Pracht der Erden/
Und ich ſelbſt zu nichts muß werden/
Hat mich der Toback gelehrt/
Wenn ſein zarter Dampff ſich zeiget/
Der hoch in die Luͤffte ſteiget/
Und ſich bald in nichts verkehrt;
Daß nun ſolch ein Kraut entſproſſen/
Hat dem Satan ſehr verdroſſen.
Er kan ohne dem nicht leiden/
Wenn ein Menſch in ſtillen Freuden
In ihm ſelbſt vergnuͤget iſt.
Drum des Vaters eitler Grillen
Seinen Wunſch nicht zu erfuͤllen/
Schmauch ich als ein frommer Chriſt.
Er und alle Welt mag toben/
Ich wil den Toback doch loben.
Carolus Magnus.
DIß iſt der Groſſe Carl/ Pepins des Kleinen Sohn/
Der/ weil ihm ward ſein Reich der Francken viel
zu enge/

Die Teutſchen uͤberwandt und ihrer Goͤtzen Menge/
Auch in Italien fand einen neuen Thron/
Da ihm Pabſt Leo gab die Kaͤyſerliche Cron.
Ludovicus Pius.
Weil Ludwigs Mildigkeit die Kirchen wohl verpflegt/
Wird billig ihm das Lob des Frommen beygelegt/
Dem Vater folgt er nach in allen ſeinen Reichen/
Muß aber eh’ er ſtirbt/ noch ſeinen Kindern weichen.
Lotharius I.
Ein Strich im Teutſchen Reich Auſtraſien genant/
Rom und Italien/ zuſamt der Kaͤyſers-Wuͤrde/
Ward mir nach hartem Streit zum Erbtheil zu erkant.
Der Purpur ward zuletzt mir eine ſolche Buͤrde/
Daß ich den Muͤnchs-Habit im Cloſter beſſer fand.
Ludo-
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[47/0060] Daß die Luſt und Pracht der Erden/ Und ich ſelbſt zu nichts muß werden/ Hat mich der Toback gelehrt/ Wenn ſein zarter Dampff ſich zeiget/ Der hoch in die Luͤffte ſteiget/ Und ſich bald in nichts verkehrt; Daß nun ſolch ein Kraut entſproſſen/ Hat dem Satan ſehr verdroſſen. Er kan ohne dem nicht leiden/ Wenn ein Menſch in ſtillen Freuden In ihm ſelbſt vergnuͤget iſt. Drum des Vaters eitler Grillen Seinen Wunſch nicht zu erfuͤllen/ Schmauch ich als ein frommer Chriſt. Er und alle Welt mag toben/ Ich wil den Toback doch loben. Carolus Magnus. DIß iſt der Groſſe Carl/ Pepins des Kleinen Sohn/ Der/ weil ihm ward ſein Reich der Francken viel zu enge/ Die Teutſchen uͤberwandt und ihrer Goͤtzen Menge/ Auch in Italien fand einen neuen Thron/ Da ihm Pabſt Leo gab die Kaͤyſerliche Cron. Ludovicus Pius. Weil Ludwigs Mildigkeit die Kirchen wohl verpflegt/ Wird billig ihm das Lob des Frommen beygelegt/ Dem Vater folgt er nach in allen ſeinen Reichen/ Muß aber eh’ er ſtirbt/ noch ſeinen Kindern weichen. Lotharius I. Ein Strich im Teutſchen Reich Auſtraſien genant/ Rom und Italien/ zuſamt der Kaͤyſers-Wuͤrde/ Ward mir nach hartem Streit zum Erbtheil zu erkant. Der Purpur ward zuletzt mir eine ſolche Buͤrde/ Daß ich den Muͤnchs-Habit im Cloſter beſſer fand. Ludo-

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Zitationshilfe: [Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700/60>, abgerufen am 07.05.2024.