emporheben können, wirst immer so unbekant und unbedeutend bleiben, als sie selbst sind.
Eitelkeit ist gleichfals eine große Versuchung, sich zu solchen Geselschaften zu halten; denn der Man von Stande ist sicher, daß er die erste Person in der Geselschaft ist, und daß er bewun- dert und geschmeichelt wird, obgleich er vielleicht der größte Narr darin ist. Glaube aber nicht, ich meine, wenn ich von gemeinen Leuten rede, Leute von niedriger Geburt; denn Geburt achte ich für gar nichts, und ich hoffe, du denkst hierin, wie ich: sondern ich meine mit diesem Ausdruk unbekante, unbedeutende Leute, ungekant und un- gesehn von dem feinern Theile der Welt, Leute, die durch kein Verdienst oder Talent sich auszeichnen, als durch das, den ganzen Abend hindurch beim Kruge zu sizen; denn Trinken ist gemeiniglich die ganze thörigte und unanständige Beschäftigung solcher Leute.
Noch gibt es eine andere Art von Geselschaf- ten, die ich dir überhaupt zu vermeiden rathe, ob es gleich unschädlich sein mag, sie dan und wan einmahl zu sehen; ich meine die Geselschaft der
Possen-
emporheben koͤnnen, wirſt immer ſo unbekant und unbedeutend bleiben, als ſie ſelbſt ſind.
Eitelkeit iſt gleichfals eine große Verſuchung, ſich zu ſolchen Geſelſchaften zu halten; denn der Man von Stande iſt ſicher, daß er die erſte Perſon in der Geſelſchaft iſt, und daß er bewun- dert und geſchmeichelt wird, obgleich er vielleicht der groͤßte Narr darin iſt. Glaube aber nicht, ich meine, wenn ich von gemeinen Leuten rede, Leute von niedriger Geburt; denn Geburt achte ich fuͤr gar nichts, und ich hoffe, du denkſt hierin, wie ich: ſondern ich meine mit dieſem Ausdruk unbekante, unbedeutende Leute, ungekant und un- geſehn von dem feinern Theile der Welt, Leute, die durch kein Verdienſt oder Talent ſich auszeichnen, als durch das, den ganzen Abend hindurch beim Kruge zu ſizen; denn Trinken iſt gemeiniglich die ganze thoͤrigte und unanſtaͤndige Beſchaͤftigung ſolcher Leute.
Noch gibt es eine andere Art von Geſelſchaf- ten, die ich dir uͤberhaupt zu vermeiden rathe, ob es gleich unſchaͤdlich ſein mag, ſie dan und wan einmahl zu ſehen; ich meine die Geſelſchaft der
Poſſen-
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emporheben koͤnnen, wirſt immer ſo unbekant
und unbedeutend bleiben, als ſie ſelbſt ſind.
Eitelkeit iſt gleichfals eine große Verſuchung,
ſich zu ſolchen Geſelſchaften zu halten; denn der
Man von Stande iſt ſicher, daß er die erſte
Perſon in der Geſelſchaft iſt, und daß er bewun-
dert und geſchmeichelt wird, obgleich er vielleicht
der groͤßte Narr darin iſt. Glaube aber nicht,
ich meine, wenn ich von gemeinen Leuten rede,
Leute von niedriger Geburt; denn Geburt achte
ich fuͤr gar nichts, und ich hoffe, du denkſt hierin,
wie ich: ſondern ich meine mit dieſem Ausdruk
unbekante, unbedeutende Leute, ungekant und un-
geſehn von dem feinern Theile der Welt, Leute, die
durch kein Verdienſt oder Talent ſich auszeichnen,
als durch das, den ganzen Abend hindurch beim
Kruge zu ſizen; denn Trinken iſt gemeiniglich die
ganze thoͤrigte und unanſtaͤndige Beſchaͤftigung
ſolcher Leute.
Noch gibt es eine andere Art von Geſelſchaf-
ten, die ich dir uͤberhaupt zu vermeiden rathe, ob
es gleich unſchaͤdlich ſein mag, ſie dan und wan
einmahl zu ſehen; ich meine die Geſelſchaft der
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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 2. Hamburg, 1783, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron02_1783/44>, abgerufen am 27.07.2024.
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