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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.

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mußte alle meine Erfahrungen auf eigene Kosten,
oft theuer genug, einkaufen. Aber nun ich sie
habe, sollen sie nicht mit mir ins Grab gelegt
werden; sie sollen mein Vermächtnis sein, wel-
ches ich dir, mein Einziger, hinterlassen wil. O
freue dich, du hast eine reiche Erbschaft gethan,
wenn du sie zu nüzen weißt!

Höre mir also mit Aufmerksamkeit zu, und
erinnere mich allenfals, wenn ich in den gewöhn-
lichen Fehler des Alters fallen, und in geschwäzige
Ausschweifungen gerathen solte. Denn es ist
mein ernstlicher Wunsch, diesen Abend nicht mehr
und nicht weniger zu reden, als was dir zur
glüklichen Führung deines künftigen geschäftigen
Lebens zu wissen nöthig ist.



Vor allen Dingen merke dir dieses, mein
Kleon! Wer mit glüklichem Erfolg, zu seiner
und zu anderer Zufriedenheit ausser sich wirken
wil, der muß zuvor auf sich selbst gewirkt haben.
O wie viele kenne ich, die diese Wahrheit zu
spät lernten, und die unwiederbringliche Zeit,

welche
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mußte alle meine Erfahrungen auf eigene Koſten,
oft theuer genug, einkaufen. Aber nun ich ſie
habe, ſollen ſie nicht mit mir ins Grab gelegt
werden; ſie ſollen mein Vermaͤchtnis ſein, wel-
ches ich dir, mein Einziger, hinterlaſſen wil. O
freue dich, du haſt eine reiche Erbſchaft gethan,
wenn du ſie zu nuͤzen weißt!

Hoͤre mir alſo mit Aufmerkſamkeit zu, und
erinnere mich allenfals, wenn ich in den gewoͤhn-
lichen Fehler des Alters fallen, und in geſchwaͤzige
Ausſchweifungen gerathen ſolte. Denn es iſt
mein ernſtlicher Wunſch, dieſen Abend nicht mehr
und nicht weniger zu reden, als was dir zur
gluͤklichen Fuͤhrung deines kuͤnftigen geſchaͤftigen
Lebens zu wiſſen noͤthig iſt.



Vor allen Dingen merke dir dieſes, mein
Kleon! Wer mit gluͤklichem Erfolg, zu ſeiner
und zu anderer Zufriedenheit auſſer ſich wirken
wil, der muß zuvor auf ſich ſelbſt gewirkt haben.
O wie viele kenne ich, die dieſe Wahrheit zu
ſpaͤt lernten, und die unwiederbringliche Zeit,

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A 4
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[7/0037] mußte alle meine Erfahrungen auf eigene Koſten, oft theuer genug, einkaufen. Aber nun ich ſie habe, ſollen ſie nicht mit mir ins Grab gelegt werden; ſie ſollen mein Vermaͤchtnis ſein, wel- ches ich dir, mein Einziger, hinterlaſſen wil. O freue dich, du haſt eine reiche Erbſchaft gethan, wenn du ſie zu nuͤzen weißt! Hoͤre mir alſo mit Aufmerkſamkeit zu, und erinnere mich allenfals, wenn ich in den gewoͤhn- lichen Fehler des Alters fallen, und in geſchwaͤzige Ausſchweifungen gerathen ſolte. Denn es iſt mein ernſtlicher Wunſch, dieſen Abend nicht mehr und nicht weniger zu reden, als was dir zur gluͤklichen Fuͤhrung deines kuͤnftigen geſchaͤftigen Lebens zu wiſſen noͤthig iſt. Vor allen Dingen merke dir dieſes, mein Kleon! Wer mit gluͤklichem Erfolg, zu ſeiner und zu anderer Zufriedenheit auſſer ſich wirken wil, der muß zuvor auf ſich ſelbſt gewirkt haben. O wie viele kenne ich, die dieſe Wahrheit zu ſpaͤt lernten, und die unwiederbringliche Zeit, welche A 4

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/37>, abgerufen am 21.11.2024.