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Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783.

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liche Grade wirkt." So sagt Wieland, einer
der scharfsinnigsten Kenner des menschlichen Her-
zens, und mit ihm die Erfahrung.

Wilst du nun der Vortheile geniessen, die ein
ehrbarer Umgang mit gesitteten Frauenzimmern
gewähren kan, ohne dabei Gefahr zu laufen, an
Herz und Geist verdorben zu werden: so wisse,
daß du diese Absicht nicht anders, als durch eine
pünktliche Beobachtung folgender Regeln, er-
reichen werdest:

1. Bleibe stets in den Schranken einer
ehrerbietigen Achtung gegen sie, auch dan
noch, wan deine Bekantschaft mit ihnen
schon zu einer Art von Freundschaft gedien
wäre; und vermeide in deinen Reden und
Handlungen mit der größten Sorgfalt
alles, was zu einer unanständigen Ver-
traulichkeit Anlaß geben könte.


2. Hüte

liche Grade wirkt.„ So ſagt Wieland, einer
der ſcharfſinnigſten Kenner des menſchlichen Her-
zens, und mit ihm die Erfahrung.

Wilſt du nun der Vortheile genieſſen, die ein
ehrbarer Umgang mit geſitteten Frauenzimmern
gewaͤhren kan, ohne dabei Gefahr zu laufen, an
Herz und Geiſt verdorben zu werden: ſo wiſſe,
daß du dieſe Abſicht nicht anders, als durch eine
puͤnktliche Beobachtung folgender Regeln, er-
reichen werdeſt:

1. Bleibe ſtets in den Schranken einer
ehrerbietigen Achtung gegen ſie, auch dan
noch, wan deine Bekantſchaft mit ihnen
ſchon zu einer Art von Freundſchaft gedien
waͤre; und vermeide in deinen Reden und
Handlungen mit der groͤßten Sorgfalt
alles, was zu einer unanſtaͤndigen Ver-
traulichkeit Anlaß geben koͤnte.


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[264/0294] liche Grade wirkt.„ So ſagt Wieland, einer der ſcharfſinnigſten Kenner des menſchlichen Her- zens, und mit ihm die Erfahrung. Wilſt du nun der Vortheile genieſſen, die ein ehrbarer Umgang mit geſitteten Frauenzimmern gewaͤhren kan, ohne dabei Gefahr zu laufen, an Herz und Geiſt verdorben zu werden: ſo wiſſe, daß du dieſe Abſicht nicht anders, als durch eine puͤnktliche Beobachtung folgender Regeln, er- reichen werdeſt: 1. Bleibe ſtets in den Schranken einer ehrerbietigen Achtung gegen ſie, auch dan noch, wan deine Bekantſchaft mit ihnen ſchon zu einer Art von Freundſchaft gedien waͤre; und vermeide in deinen Reden und Handlungen mit der groͤßten Sorgfalt alles, was zu einer unanſtaͤndigen Ver- traulichkeit Anlaß geben koͤnte. 2. Huͤte

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Theophron oder der erfahrne Rathgeber für die unerfahrne Jugend. Bd. 1. Hamburg, 1783, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_theophron01_1783/294>, abgerufen am 11.06.2024.