ges mahl nahm er sich die Zeit, seinen Durst bei einer Quelle zu stillen.
Er hofte seine Burg zu erreichen; aber dies war ihm unmöglich. Da es schon ange- fangen hatte Nacht zu werden, befand er sich noch über eine halbe Stunde weit von seiner Wohnung an einem Orte, den er seinen Sommerpallast zu nennen pflegte. Dieser bestand aus einer Laube und aus einer ziem- lich weiten Umzäunung, worin er einen Theil seiner Heerde hielt, weil hier viel fetteres Gras, als in der Gegend seiner ordentlichen Wohnung wuchs. Er hatte hier in dem lezt- verflossenen Jahre verschiedene Sommernächte zugebracht, weil es daselbst weniger Musqui- tos gab; und darum hatte er dieser Laube den obbenanten Nahmen gegeben.
Seine Kräfte waren gänzlich erschöpft und es war ihm unmöglich weiter zu gehen, so gefährlich es ihm auch vorkam in einer un- verwahrten Laube zu schlafen. Er beschloß also da zu bleiben. Kaum aber hatte er sich, ganz ermattet, den Kopf vol schwerer Gedan-
ken
ges mahl nahm er ſich die Zeit, ſeinen Durſt bei einer Quelle zu ſtillen.
Er hofte ſeine Burg zu erreichen; aber dies war ihm unmoͤglich. Da es ſchon ange- fangen hatte Nacht zu werden, befand er ſich noch uͤber eine halbe Stunde weit von ſeiner Wohnung an einem Orte, den er ſeinen Sommerpallaſt zu nennen pflegte. Dieſer beſtand aus einer Laube und aus einer ziem- lich weiten Umzaͤunung, worin er einen Theil ſeiner Heerde hielt, weil hier viel fetteres Gras, als in der Gegend ſeiner ordentlichen Wohnung wuchs. Er hatte hier in dem lezt- verfloſſenen Jahre verſchiedene Sommernaͤchte zugebracht, weil es daſelbſt weniger Musqui- tos gab; und darum hatte er dieſer Laube den obbenanten Nahmen gegeben.
Seine Kraͤfte waren gaͤnzlich erſchoͤpft und es war ihm unmoͤglich weiter zu gehen, ſo gefaͤhrlich es ihm auch vorkam in einer un- verwahrten Laube zu ſchlafen. Er beſchloß alſo da zu bleiben. Kaum aber hatte er ſich, ganz ermattet, den Kopf vol ſchwerer Gedan-
ken
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0062"n="56"/>
ges mahl nahm er ſich die Zeit, ſeinen Durſt<lb/>
bei einer Quelle zu ſtillen.</p><lb/><p>Er hofte ſeine Burg zu erreichen; aber<lb/>
dies war ihm unmoͤglich. Da es ſchon ange-<lb/>
fangen hatte Nacht zu werden, befand er ſich<lb/>
noch uͤber eine halbe Stunde weit von ſeiner<lb/>
Wohnung an einem Orte, den er ſeinen<lb/><hirendition="#fr">Sommerpallaſt</hi> zu nennen pflegte. Dieſer<lb/>
beſtand aus einer Laube und aus einer ziem-<lb/>
lich weiten Umzaͤunung, worin er einen Theil<lb/>ſeiner Heerde hielt, weil hier viel fetteres<lb/>
Gras, als in der Gegend ſeiner ordentlichen<lb/>
Wohnung wuchs. Er hatte hier in dem lezt-<lb/>
verfloſſenen Jahre verſchiedene Sommernaͤchte<lb/>
zugebracht, weil es daſelbſt weniger <hirendition="#fr">Musqui-<lb/>
tos</hi> gab; und darum hatte er dieſer Laube<lb/>
den obbenanten Nahmen gegeben.</p><lb/><p>Seine Kraͤfte waren gaͤnzlich erſchoͤpft und<lb/>
es war ihm unmoͤglich weiter zu gehen, ſo<lb/>
gefaͤhrlich es ihm auch vorkam in einer un-<lb/>
verwahrten Laube zu ſchlafen. Er beſchloß<lb/>
alſo da zu bleiben. Kaum aber hatte er ſich,<lb/>
ganz ermattet, den Kopf vol ſchwerer Gedan-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ken</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[56/0062]
ges mahl nahm er ſich die Zeit, ſeinen Durſt
bei einer Quelle zu ſtillen.
Er hofte ſeine Burg zu erreichen; aber
dies war ihm unmoͤglich. Da es ſchon ange-
fangen hatte Nacht zu werden, befand er ſich
noch uͤber eine halbe Stunde weit von ſeiner
Wohnung an einem Orte, den er ſeinen
Sommerpallaſt zu nennen pflegte. Dieſer
beſtand aus einer Laube und aus einer ziem-
lich weiten Umzaͤunung, worin er einen Theil
ſeiner Heerde hielt, weil hier viel fetteres
Gras, als in der Gegend ſeiner ordentlichen
Wohnung wuchs. Er hatte hier in dem lezt-
verfloſſenen Jahre verſchiedene Sommernaͤchte
zugebracht, weil es daſelbſt weniger Musqui-
tos gab; und darum hatte er dieſer Laube
den obbenanten Nahmen gegeben.
Seine Kraͤfte waren gaͤnzlich erſchoͤpft und
es war ihm unmoͤglich weiter zu gehen, ſo
gefaͤhrlich es ihm auch vorkam in einer un-
verwahrten Laube zu ſchlafen. Er beſchloß
alſo da zu bleiben. Kaum aber hatte er ſich,
ganz ermattet, den Kopf vol ſchwerer Gedan-
ken
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/62>, abgerufen am 07.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.