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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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und wünschte oft lieber zu sterben, als so zu
leben.

Gotlieb. Das ist doch aber auch gar
nicht recht, daß man so mit Menschen um-
geht!

Vater. Freilich ist es unrecht; auch steht
zu hoffen, daß dieser abscheuliche Sklavenhan-
del mit der Zeit ganz werde abgeschaft wer-
den. --

Ferner fand Robinson eine Rechnung,
aus der er ungefähr so viel abnehmen konte, daß
auf dem Schiffe hundert solcher Sklaven gewe-
sen sein müsten, die man nach Barbados ha-
be bringen wollen. Er machte von allem diesem
seinem Freitag eine Beschreibung, und sezte
hinzu: wer weiß, ob nicht diese Unglüklichen
dem Sturme, der das Schif auf die Felsen
trieb, vielleicht ihre Erlösung zu verdanken ha-
ben? Ob sie nicht vielleicht durch Hülfe der Böte
sich gerettet und irgend eine Insel erreicht ha-
ben, auf der ihre Tirannen ihnen nun nicht mehr
befehlen dürfen, und wo sie, nach ihrer Art,
ein recht glükliches und zufriedenes Leben füh-
ren?

Frei-

und wuͤnſchte oft lieber zu ſterben, als ſo zu
leben.

Gotlieb. Das iſt doch aber auch gar
nicht recht, daß man ſo mit Menſchen um-
geht!

Vater. Freilich iſt es unrecht; auch ſteht
zu hoffen, daß dieſer abſcheuliche Sklavenhan-
del mit der Zeit ganz werde abgeſchaft wer-
den. —

Ferner fand Robinſon eine Rechnung,
aus der er ungefaͤhr ſo viel abnehmen konte, daß
auf dem Schiffe hundert ſolcher Sklaven gewe-
ſen ſein muͤſten, die man nach Barbados ha-
be bringen wollen. Er machte von allem dieſem
ſeinem Freitag eine Beſchreibung, und ſezte
hinzu: wer weiß, ob nicht dieſe Ungluͤklichen
dem Sturme, der das Schif auf die Felſen
trieb, vielleicht ihre Erloͤſung zu verdanken ha-
ben? Ob ſie nicht vielleicht durch Huͤlfe der Boͤte
ſich gerettet und irgend eine Inſel erreicht ha-
ben, auf der ihre Tirannen ihnen nun nicht mehr
befehlen duͤrfen, und wo ſie, nach ihrer Art,
ein recht gluͤkliches und zufriedenes Leben fuͤh-
ren?

Frei-
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[236/0242] und wuͤnſchte oft lieber zu ſterben, als ſo zu leben. Gotlieb. Das iſt doch aber auch gar nicht recht, daß man ſo mit Menſchen um- geht! Vater. Freilich iſt es unrecht; auch ſteht zu hoffen, daß dieſer abſcheuliche Sklavenhan- del mit der Zeit ganz werde abgeſchaft wer- den. — Ferner fand Robinſon eine Rechnung, aus der er ungefaͤhr ſo viel abnehmen konte, daß auf dem Schiffe hundert ſolcher Sklaven gewe- ſen ſein muͤſten, die man nach Barbados ha- be bringen wollen. Er machte von allem dieſem ſeinem Freitag eine Beſchreibung, und ſezte hinzu: wer weiß, ob nicht dieſe Ungluͤklichen dem Sturme, der das Schif auf die Felſen trieb, vielleicht ihre Erloͤſung zu verdanken ha- ben? Ob ſie nicht vielleicht durch Huͤlfe der Boͤte ſich gerettet und irgend eine Inſel erreicht ha- ben, auf der ihre Tirannen ihnen nun nicht mehr befehlen duͤrfen, und wo ſie, nach ihrer Art, ein recht gluͤkliches und zufriedenes Leben fuͤh- ren? Frei-

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/242>, abgerufen am 09.05.2024.