Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

zeigt' es ihm; aber indem er es nun nachma-
chen und ein Stük Fleisch auf der Gabel zum Mun-
de reichen wolte, fuhr er damit zum Ohre hinauf
und brachte, seiner bisherigen Gewohnheit nach,
die Hand mit der Schale der Gabel zum Munde.
Von dem Weine, den ihm Robinson zu ko-
sten gab, wolt' er schlechterdings nicht trinken,
weil sein nur an Wasser gewöhnter Gaum den
Reiz eines starken Getränkes nicht ertragen kon-
te. Der Zwiebak hingegen behagte ihn ausneh-
mend wohl.

Jezt war die Fluthzeit da; beide stiegen
also hinab zur Flösse und stiessen in See, um
mit der anschwellenden Fluth dem Strande zu-
zufliessen. In kurzer Zeit waren sie da, und
eilten, die geborgenen Güter ans Land zu sezen.

Und nun war Freitag sehr begierig zu er-
fahren, was alle diese Dinge zu bedeuten hät-
ten, und was für Nuzen sie gewährten? Das
erste, was Robinson zur Befriedigung sei-
ner Neugierde vornahm, war, daß er hinter
einen Busch trat, sich daselbst ein Hemde und
ein ganzes Kleid, welches eine Offizieruniform

war,
O 5

zeigt' es ihm; aber indem er es nun nachma-
chen und ein Stuͤk Fleiſch auf der Gabel zum Mun-
de reichen wolte, fuhr er damit zum Ohre hinauf
und brachte, ſeiner bisherigen Gewohnheit nach,
die Hand mit der Schale der Gabel zum Munde.
Von dem Weine, den ihm Robinſon zu ko-
ſten gab, wolt' er ſchlechterdings nicht trinken,
weil ſein nur an Waſſer gewoͤhnter Gaum den
Reiz eines ſtarken Getraͤnkes nicht ertragen kon-
te. Der Zwiebak hingegen behagte ihn ausneh-
mend wohl.

Jezt war die Fluthzeit da; beide ſtiegen
alſo hinab zur Floͤſſe und ſtieſſen in See, um
mit der anſchwellenden Fluth dem Strande zu-
zuflieſſen. In kurzer Zeit waren ſie da, und
eilten, die geborgenen Guͤter ans Land zu ſezen.

Und nun war Freitag ſehr begierig zu er-
fahren, was alle dieſe Dinge zu bedeuten haͤt-
ten, und was fuͤr Nuzen ſie gewaͤhrten? Das
erſte, was Robinſon zur Befriedigung ſei-
ner Neugierde vornahm, war, daß er hinter
einen Buſch trat, ſich daſelbſt ein Hemde und
ein ganzes Kleid, welches eine Offizieruniform

war,
O 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0223" n="217"/>
zeigt' es ihm; aber indem er es nun nachma-<lb/>
chen und ein Stu&#x0364;k Flei&#x017F;ch auf der Gabel zum Mun-<lb/>
de reichen wolte, fuhr er damit zum Ohre hinauf<lb/>
und brachte, &#x017F;einer bisherigen Gewohnheit nach,<lb/>
die Hand mit der Schale der Gabel zum Munde.<lb/>
Von dem Weine, den ihm <hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> zu ko-<lb/>
&#x017F;ten gab, wolt' er &#x017F;chlechterdings nicht trinken,<lb/>
weil &#x017F;ein nur an Wa&#x017F;&#x017F;er gewo&#x0364;hnter Gaum den<lb/>
Reiz eines &#x017F;tarken Getra&#x0364;nkes nicht ertragen kon-<lb/>
te. Der Zwiebak hingegen behagte ihn ausneh-<lb/>
mend wohl.</p><lb/>
          <p>Jezt war die Fluthzeit da; beide &#x017F;tiegen<lb/>
al&#x017F;o hinab zur Flo&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und &#x017F;tie&#x017F;&#x017F;en in See, um<lb/>
mit der an&#x017F;chwellenden Fluth dem Strande zu-<lb/>
zuflie&#x017F;&#x017F;en. In kurzer Zeit waren &#x017F;ie da, und<lb/>
eilten, die geborgenen Gu&#x0364;ter ans Land zu &#x017F;ezen.</p><lb/>
          <p>Und nun war <hi rendition="#fr">Freitag</hi> &#x017F;ehr begierig zu er-<lb/>
fahren, was alle die&#x017F;e Dinge zu bedeuten ha&#x0364;t-<lb/>
ten, und was fu&#x0364;r Nuzen &#x017F;ie gewa&#x0364;hrten? Das<lb/>
er&#x017F;te, was <hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> zur Befriedigung &#x017F;ei-<lb/>
ner Neugierde vornahm, war, daß er hinter<lb/>
einen Bu&#x017F;ch trat, &#x017F;ich da&#x017F;elb&#x017F;t ein Hemde und<lb/>
ein ganzes Kleid, welches eine Offizieruniform<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 5</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">war,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0223] zeigt' es ihm; aber indem er es nun nachma- chen und ein Stuͤk Fleiſch auf der Gabel zum Mun- de reichen wolte, fuhr er damit zum Ohre hinauf und brachte, ſeiner bisherigen Gewohnheit nach, die Hand mit der Schale der Gabel zum Munde. Von dem Weine, den ihm Robinſon zu ko- ſten gab, wolt' er ſchlechterdings nicht trinken, weil ſein nur an Waſſer gewoͤhnter Gaum den Reiz eines ſtarken Getraͤnkes nicht ertragen kon- te. Der Zwiebak hingegen behagte ihn ausneh- mend wohl. Jezt war die Fluthzeit da; beide ſtiegen alſo hinab zur Floͤſſe und ſtieſſen in See, um mit der anſchwellenden Fluth dem Strande zu- zuflieſſen. In kurzer Zeit waren ſie da, und eilten, die geborgenen Guͤter ans Land zu ſezen. Und nun war Freitag ſehr begierig zu er- fahren, was alle dieſe Dinge zu bedeuten haͤt- ten, und was fuͤr Nuzen ſie gewaͤhrten? Das erſte, was Robinſon zur Befriedigung ſei- ner Neugierde vornahm, war, daß er hinter einen Buſch trat, ſich daſelbſt ein Hemde und ein ganzes Kleid, welches eine Offizieruniform war, O 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/223
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/223>, abgerufen am 24.11.2024.