war, eilte Robinson, an Bord des Schiffes zu steigen, um zu sehen, worin die Ladung des- selben bestehe, und ob diese auch noch unverdor- ben sei. Dem guten Freitag war der Schrek- ken von ehegestern noch so gegenwärtig, daß er sich kaum entschliessen konte, seinen Herrn auf das Verdek des Schiffes zu begleiten. Er that es jedoch, wiewohl nicht ohne Zittern, beson- ders da das gehörnte Ungeheuer das Erste war, was sich seinen Blikken wieder darbot.
Aber das gehörnte Ungeheuer war dasmahl nicht so muthig, als gestern. Es lag vielmehr so kraftlos da, als wenn es gar nicht mehr auf- zustehen vermögte, weil ihm nemlich seit ehe- gestern keiner das gewöhnliche Futter gereicht hatte. Robinson, der diese Ursache seiner Mat- tigkeit merkte, ließ seine erste Sorge sein, etwas aufzusuchen, was er dem ausgehungerten Thiere zu fressen geben könte. Weil er mit der innern Einrichtung eines Schiffes vollkommen bekant war; so fand er auch bald, was er suchte, und hatte das Vergnügen zu sehen, wie begierig die Ziege von dem vorgeworfenen Futter ihren Heißhunger
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war, eilte Robinſon, an Bord des Schiffes zu ſteigen, um zu ſehen, worin die Ladung deſ- ſelben beſtehe, und ob dieſe auch noch unverdor- ben ſei. Dem guten Freitag war der Schrek- ken von ehegeſtern noch ſo gegenwaͤrtig, daß er ſich kaum entſchlieſſen konte, ſeinen Herrn auf das Verdek des Schiffes zu begleiten. Er that es jedoch, wiewohl nicht ohne Zittern, beſon- ders da das gehoͤrnte Ungeheuer das Erſte war, was ſich ſeinen Blikken wieder darbot.
Aber das gehoͤrnte Ungeheuer war dasmahl nicht ſo muthig, als geſtern. Es lag vielmehr ſo kraftlos da, als wenn es gar nicht mehr auf- zuſtehen vermoͤgte, weil ihm nemlich ſeit ehe- geſtern keiner das gewoͤhnliche Futter gereicht hatte. Robinſon, der dieſe Urſache ſeiner Mat- tigkeit merkte, ließ ſeine erſte Sorge ſein, etwas aufzuſuchen, was er dem ausgehungerten Thiere zu freſſen geben koͤnte. Weil er mit der innern Einrichtung eines Schiffes vollkommen bekant war; ſo fand er auch bald, was er ſuchte, und hatte das Vergnuͤgen zu ſehen, wie begierig die Ziege von dem vorgeworfenen Futter ihren Heißhunger
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war, eilte Robinſon, an Bord des Schiffes
zu ſteigen, um zu ſehen, worin die Ladung deſ-
ſelben beſtehe, und ob dieſe auch noch unverdor-
ben ſei. Dem guten Freitag war der Schrek-
ken von ehegeſtern noch ſo gegenwaͤrtig, daß er
ſich kaum entſchlieſſen konte, ſeinen Herrn auf
das Verdek des Schiffes zu begleiten. Er that
es jedoch, wiewohl nicht ohne Zittern, beſon-
ders da das gehoͤrnte Ungeheuer das Erſte war,
was ſich ſeinen Blikken wieder darbot.
Aber das gehoͤrnte Ungeheuer war dasmahl
nicht ſo muthig, als geſtern. Es lag vielmehr
ſo kraftlos da, als wenn es gar nicht mehr auf-
zuſtehen vermoͤgte, weil ihm nemlich ſeit ehe-
geſtern keiner das gewoͤhnliche Futter gereicht
hatte. Robinſon, der dieſe Urſache ſeiner Mat-
tigkeit merkte, ließ ſeine erſte Sorge ſein, etwas
aufzuſuchen, was er dem ausgehungerten Thiere
zu freſſen geben koͤnte. Weil er mit der innern
Einrichtung eines Schiffes vollkommen bekant
war; ſo fand er auch bald, was er ſuchte, und hatte
das Vergnuͤgen zu ſehen, wie begierig die Ziege
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/217>, abgerufen am 23.11.2024.
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