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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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pfindung der Freude über den Anblik eines Eu-
ropäischen Schiffes erhohlt hatte, war dieser,
daß das Schif noch unbeschädigt sein, und wie-
der flot werden mögte. In diesem Falle war
er fest entschlossen, sich mit Freitag darauf zu
sezen, und, wo nicht nach Europa selbst, doch
nach irgend einem europäischen Pflanzorte in
Amerika zu segeln; so gefährlich es auch im-
mer sein mögte, sich mit einem großen unbe-
manten Schiffe, und ohne die nöthigen Kent-
nisse von der Schiffarth zu haben, auf das of-
fenbare Meer zu wagen. Er fuhr also auf dem
Flößholze rund um das Schif herum, um den
Grund des Meeres zu untersuchen; und da fand
er denn bald zu seiner wahren Betrübniß, daß
an kein Flotwerden desselben zu denken sei.

Der Sturm hatte nemlich das Schif grade
zwischen zwei Felsen geworfen, von denen es nun
so zusammengeklemt wurde, daß es weder rük-
noch vorwärts bewegt werden konte. Hier must'
es also so lange stekken bleiben, bis die anschla-
genden Wellen es nach und nach zertrümmern
würden. Nachdem diese Hofnung also vereitelt

war,

pfindung der Freude uͤber den Anblik eines Eu-
ropaͤiſchen Schiffes erhohlt hatte, war dieſer,
daß das Schif noch unbeſchaͤdigt ſein, und wie-
der flot werden moͤgte. In dieſem Falle war
er feſt entſchloſſen, ſich mit Freitag darauf zu
ſezen, und, wo nicht nach Europa ſelbſt, doch
nach irgend einem europaͤiſchen Pflanzorte in
Amerika zu ſegeln; ſo gefaͤhrlich es auch im-
mer ſein moͤgte, ſich mit einem großen unbe-
manten Schiffe, und ohne die noͤthigen Kent-
niſſe von der Schiffarth zu haben, auf das of-
fenbare Meer zu wagen. Er fuhr alſo auf dem
Floͤßholze rund um das Schif herum, um den
Grund des Meeres zu unterſuchen; und da fand
er denn bald zu ſeiner wahren Betruͤbniß, daß
an kein Flotwerden deſſelben zu denken ſei.

Der Sturm hatte nemlich das Schif grade
zwiſchen zwei Felſen geworfen, von denen es nun
ſo zuſammengeklemt wurde, daß es weder ruͤk-
noch vorwaͤrts bewegt werden konte. Hier muſt'
es alſo ſo lange ſtekken bleiben, bis die anſchla-
genden Wellen es nach und nach zertruͤmmern
wuͤrden. Nachdem dieſe Hofnung alſo vereitelt

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[210/0216] pfindung der Freude uͤber den Anblik eines Eu- ropaͤiſchen Schiffes erhohlt hatte, war dieſer, daß das Schif noch unbeſchaͤdigt ſein, und wie- der flot werden moͤgte. In dieſem Falle war er feſt entſchloſſen, ſich mit Freitag darauf zu ſezen, und, wo nicht nach Europa ſelbſt, doch nach irgend einem europaͤiſchen Pflanzorte in Amerika zu ſegeln; ſo gefaͤhrlich es auch im- mer ſein moͤgte, ſich mit einem großen unbe- manten Schiffe, und ohne die noͤthigen Kent- niſſe von der Schiffarth zu haben, auf das of- fenbare Meer zu wagen. Er fuhr alſo auf dem Floͤßholze rund um das Schif herum, um den Grund des Meeres zu unterſuchen; und da fand er denn bald zu ſeiner wahren Betruͤbniß, daß an kein Flotwerden deſſelben zu denken ſei. Der Sturm hatte nemlich das Schif grade zwiſchen zwei Felſen geworfen, von denen es nun ſo zuſammengeklemt wurde, daß es weder ruͤk- noch vorwaͤrts bewegt werden konte. Hier muſt' es alſo ſo lange ſtekken bleiben, bis die anſchla- genden Wellen es nach und nach zertruͤmmern wuͤrden. Nachdem dieſe Hofnung alſo vereitelt war,

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/216>, abgerufen am 23.11.2024.