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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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Vater. Richtig! eben darum gab er nach-
her allen jungen Leuten den Rath, sich doch ja
von Kindheit an zu gewöhnen, immer geschäf-
tig zu sein. Denn, sagt' er, so wie man sich
gewöhnt in der Jugend, so bleibt man ge-
meiniglich all sein Lebelang, faul oder fleißig,
geschikt oder ungeschikt, ein guter oder ein
schlechter Mensch.

Nikolas. Das wollen wir uns merken!

Vater. Thut das, Kinder, und richtet
euch darnach: es wird euch nicht gereuen.
Unser armer Robinson dachte also lange
hin und her, was er doch nun wohl für eine
Arbeit wieder vornehmen könte, um nicht
müßig zu sein; und was meint ihr wohl, auf
was für eine er endlich verfallen sei?

Johannes. Ich wüste wohl, was ich
gemacht hätte!

Vater. Nun, laß doch hören!

Johannes. Ich hätte die Lamafelle ger-
ben wollen, damit ich nicht nöthig gehabt
hätte, sie so rauh am Leibe zu tragen. Das
mußte doch sehr unbequem sein in einem so
heissen Lande!

Va-

Vater. Richtig! eben darum gab er nach-
her allen jungen Leuten den Rath, ſich doch ja
von Kindheit an zu gewoͤhnen, immer geſchaͤf-
tig zu ſein. Denn, ſagt' er, ſo wie man ſich
gewoͤhnt in der Jugend, ſo bleibt man ge-
meiniglich all ſein Lebelang, faul oder fleißig,
geſchikt oder ungeſchikt, ein guter oder ein
ſchlechter Menſch.

Nikolas. Das wollen wir uns merken!

Vater. Thut das, Kinder, und richtet
euch darnach: es wird euch nicht gereuen.
Unſer armer Robinſon dachte alſo lange
hin und her, was er doch nun wohl fuͤr eine
Arbeit wieder vornehmen koͤnte, um nicht
muͤßig zu ſein; und was meint ihr wohl, auf
was fuͤr eine er endlich verfallen ſei?

Johannes. Ich wuͤſte wohl, was ich
gemacht haͤtte!

Vater. Nun, laß doch hoͤren!

Johannes. Ich haͤtte die Lamafelle ger-
ben wollen, damit ich nicht noͤthig gehabt
haͤtte, ſie ſo rauh am Leibe zu tragen. Das
mußte doch ſehr unbequem ſein in einem ſo
heiſſen Lande!

Va-
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[14/0020] Vater. Richtig! eben darum gab er nach- her allen jungen Leuten den Rath, ſich doch ja von Kindheit an zu gewoͤhnen, immer geſchaͤf- tig zu ſein. Denn, ſagt' er, ſo wie man ſich gewoͤhnt in der Jugend, ſo bleibt man ge- meiniglich all ſein Lebelang, faul oder fleißig, geſchikt oder ungeſchikt, ein guter oder ein ſchlechter Menſch. Nikolas. Das wollen wir uns merken! Vater. Thut das, Kinder, und richtet euch darnach: es wird euch nicht gereuen. Unſer armer Robinſon dachte alſo lange hin und her, was er doch nun wohl fuͤr eine Arbeit wieder vornehmen koͤnte, um nicht muͤßig zu ſein; und was meint ihr wohl, auf was fuͤr eine er endlich verfallen ſei? Johannes. Ich wuͤſte wohl, was ich gemacht haͤtte! Vater. Nun, laß doch hoͤren! Johannes. Ich haͤtte die Lamafelle ger- ben wollen, damit ich nicht noͤthig gehabt haͤtte, ſie ſo rauh am Leibe zu tragen. Das mußte doch ſehr unbequem ſein in einem ſo heiſſen Lande! Va-

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/20>, abgerufen am 24.11.2024.