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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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und in das weite Weltmeer fortgeschleudert. Es
war recht kläglich anzusehen, wie Freitag sich
gebehrdete, da er die schöne Hofnung, mit sei-
nem Vater vereinigt zu werden, so auf ein-
mahl zernichtet sahe! Er ward todtenblaß, stand
eine Zeitlang ganz sprachlos, die starren Blikke
zur Erde geheftet und schien mit seiner ganzen
Sele abwesend zu sein. Dan brach er in einen
Strom von Tränen aus, rang die Hände, zer-
schlug sich die Brust, und zerraufte sich das
Haar.

Robinson, der durch eigenes Unglük ge-
lernt hatte, einem Unglüklichen nach zu empfin-
den, hatte Mitleid mit seinem Jammer, und
suchte durch sanfte freundschaftliche Vorstellun-
gen ihn zur Vernunft wieder zurük zu bringen.
"Wer weiß, sagt' er unter andern zu ihm, wo-
zu es uns gut sein mag, den Kahn verloren zu
haben? Wer weiß, was der Sturm, der Schuld
daran ist, uns oder andern Menschen für große
Vortheile mag gestiftet haben?" -- "Schöne
Vortheile! antwortete Freitag in einem etwas
bittern Tone; den Kahn hat er uns genommen;

das

und in das weite Weltmeer fortgeſchleudert. Es
war recht klaͤglich anzuſehen, wie Freitag ſich
gebehrdete, da er die ſchoͤne Hofnung, mit ſei-
nem Vater vereinigt zu werden, ſo auf ein-
mahl zernichtet ſahe! Er ward todtenblaß, ſtand
eine Zeitlang ganz ſprachlos, die ſtarren Blikke
zur Erde geheftet und ſchien mit ſeiner ganzen
Sele abweſend zu ſein. Dan brach er in einen
Strom von Traͤnen aus, rang die Haͤnde, zer-
ſchlug ſich die Bruſt, und zerraufte ſich das
Haar.

Robinſon, der durch eigenes Ungluͤk ge-
lernt hatte, einem Ungluͤklichen nach zu empfin-
den, hatte Mitleid mit ſeinem Jammer, und
ſuchte durch ſanfte freundſchaftliche Vorſtellun-
gen ihn zur Vernunft wieder zuruͤk zu bringen.
„Wer weiß, ſagt' er unter andern zu ihm, wo-
zu es uns gut ſein mag, den Kahn verloren zu
haben? Wer weiß, was der Sturm, der Schuld
daran iſt, uns oder andern Menſchen fuͤr große
Vortheile mag geſtiftet haben?„ — „Schoͤne
Vortheile! antwortete Freitag in einem etwas
bittern Tone; den Kahn hat er uns genommen;

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[189/0195] und in das weite Weltmeer fortgeſchleudert. Es war recht klaͤglich anzuſehen, wie Freitag ſich gebehrdete, da er die ſchoͤne Hofnung, mit ſei- nem Vater vereinigt zu werden, ſo auf ein- mahl zernichtet ſahe! Er ward todtenblaß, ſtand eine Zeitlang ganz ſprachlos, die ſtarren Blikke zur Erde geheftet und ſchien mit ſeiner ganzen Sele abweſend zu ſein. Dan brach er in einen Strom von Traͤnen aus, rang die Haͤnde, zer- ſchlug ſich die Bruſt, und zerraufte ſich das Haar. Robinſon, der durch eigenes Ungluͤk ge- lernt hatte, einem Ungluͤklichen nach zu empfin- den, hatte Mitleid mit ſeinem Jammer, und ſuchte durch ſanfte freundſchaftliche Vorſtellun- gen ihn zur Vernunft wieder zuruͤk zu bringen. „Wer weiß, ſagt' er unter andern zu ihm, wo- zu es uns gut ſein mag, den Kahn verloren zu haben? Wer weiß, was der Sturm, der Schuld daran iſt, uns oder andern Menſchen fuͤr große Vortheile mag geſtiftet haben?„ — „Schoͤne Vortheile! antwortete Freitag in einem etwas bittern Tone; den Kahn hat er uns genommen; das

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/195>, abgerufen am 23.11.2024.