Unglüklichen zu beten; und das that er mit der größten Innigkeit.
Gotlieb. Fürchtet er sich denn jezt nicht mehr so vor dem Gewitter, wie er sonst that?
Vater. Du siehst, daß diese thörichte Furcht ihn jezt auch verlassen haben muß; und woher wohl das?
Johannes. Weil er jezt kein böses Ge- wissen mehr hat.
Vater. Richtig! und dan auch wohl des- wegen, weil er jezt volkommen überzeugt ist, daß Gott ein Gott der Liebe sei, und daß also denen, die from sind und recht thun, nichts be- gegnen kan, das nicht am Ende zu ihrem wah- ren Besten gereichte. --
Erst mit Anbruch des Tages legte sich das Ungewitter; und Robinson rante, von Frei- tag begleitet, zwischen Furcht und Hofnung nach dem Strande, um zu sehen, ob er recht gehört habe, oder nicht? Aber das Erste, was sich ih- nen daselbst zeigte, war für beide äusserst trau- rig, besonders für den armen Freitag. Der Sturm hatte nemlich ihren Kahn losgerissen,
und
Ungluͤklichen zu beten; und das that er mit der groͤßten Innigkeit.
Gotlieb. Fuͤrchtet er ſich denn jezt nicht mehr ſo vor dem Gewitter, wie er ſonſt that?
Vater. Du ſiehſt, daß dieſe thoͤrichte Furcht ihn jezt auch verlaſſen haben muß; und woher wohl das?
Johannes. Weil er jezt kein boͤſes Ge- wiſſen mehr hat.
Vater. Richtig! und dan auch wohl des- wegen, weil er jezt volkommen uͤberzeugt iſt, daß Gott ein Gott der Liebe ſei, und daß alſo denen, die from ſind und recht thun, nichts be- gegnen kan, das nicht am Ende zu ihrem wah- ren Beſten gereichte. —
Erſt mit Anbruch des Tages legte ſich das Ungewitter; und Robinſon rante, von Frei- tag begleitet, zwiſchen Furcht und Hofnung nach dem Strande, um zu ſehen, ob er recht gehoͤrt habe, oder nicht? Aber das Erſte, was ſich ih- nen daſelbſt zeigte, war fuͤr beide aͤuſſerſt trau- rig, beſonders fuͤr den armen Freitag. Der Sturm hatte nemlich ihren Kahn losgeriſſen,
und
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Ungluͤklichen zu beten; und das that er mit der
groͤßten Innigkeit.
Gotlieb. Fuͤrchtet er ſich denn jezt nicht
mehr ſo vor dem Gewitter, wie er ſonſt that?
Vater. Du ſiehſt, daß dieſe thoͤrichte
Furcht ihn jezt auch verlaſſen haben muß; und
woher wohl das?
Johannes. Weil er jezt kein boͤſes Ge-
wiſſen mehr hat.
Vater. Richtig! und dan auch wohl des-
wegen, weil er jezt volkommen uͤberzeugt iſt,
daß Gott ein Gott der Liebe ſei, und daß alſo
denen, die from ſind und recht thun, nichts be-
gegnen kan, das nicht am Ende zu ihrem wah-
ren Beſten gereichte. —
Erſt mit Anbruch des Tages legte ſich das
Ungewitter; und Robinſon rante, von Frei-
tag begleitet, zwiſchen Furcht und Hofnung nach
dem Strande, um zu ſehen, ob er recht gehoͤrt
habe, oder nicht? Aber das Erſte, was ſich ih-
nen daſelbſt zeigte, war fuͤr beide aͤuſſerſt trau-
rig, beſonders fuͤr den armen Freitag. Der
Sturm hatte nemlich ihren Kahn losgeriſſen,
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/194>, abgerufen am 23.11.2024.
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