Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

Regenzeit die Neze dazu verfertiget hatte. Sie
fingen jedesmahl weit mehr, als sie brauchen
konten, und warfen daher die Ueberflüßigen wie-
der ins Meer. Bei dieser Gelegenheit pflegten sie
sich dan gemeiniglich auch zu baden; und da muste
Robinson die erstaunliche Geschiklichkeit bewun-
dern, welche Freitag im Schwimmen und Unter-
tauchen bewies. Er suchte sich mit Fleiß ein fel-
sichtes Ufer aus, wo die Meereswellen sich auf eine
fürchterliche Weise brachen. In diese sprang er
scherzend von oben hinab, blieb einige Minuten
unterm Wasser, so daß dem armen Robinson
oft angst und bange dabei ward, kam dan wie-
der hervor auf die Oberfläche des Wassers, legte
sich auf den Rükken um sich von den Wellen
wiegen zu lassen und trieb allerlei Gaukeleien,
deren umständliche Beschreibung beinahe alle
Glaubwürdigkeit verlieren würde. Robinson
konte dabei nicht umhin, die erstaunlichen Anla-
gen der menschlichen Natur zu bewundern, die
zu allem fähig ist, was ihr von Jugend an zur
Uebung gemacht wird.

An

Regenzeit die Neze dazu verfertiget hatte. Sie
fingen jedesmahl weit mehr, als ſie brauchen
konten, und warfen daher die Ueberfluͤßigen wie-
der ins Meer. Bei dieſer Gelegenheit pflegten ſie
ſich dan gemeiniglich auch zu baden; und da muſte
Robinſon die erſtaunliche Geſchiklichkeit bewun-
dern, welche Freitag im Schwimmen und Unter-
tauchen bewies. Er ſuchte ſich mit Fleiß ein fel-
ſichtes Ufer aus, wo die Meereswellen ſich auf eine
fuͤrchterliche Weiſe brachen. In dieſe ſprang er
ſcherzend von oben hinab, blieb einige Minuten
unterm Waſſer, ſo daß dem armen Robinſon
oft angſt und bange dabei ward, kam dan wie-
der hervor auf die Oberflaͤche des Waſſers, legte
ſich auf den Ruͤkken um ſich von den Wellen
wiegen zu laſſen und trieb allerlei Gaukeleien,
deren umſtaͤndliche Beſchreibung beinahe alle
Glaubwuͤrdigkeit verlieren wuͤrde. Robinſon
konte dabei nicht umhin, die erſtaunlichen Anla-
gen der menſchlichen Natur zu bewundern, die
zu allem faͤhig iſt, was ihr von Jugend an zur
Uebung gemacht wird.

An
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0184" n="178"/>
Regenzeit die Neze dazu verfertiget hatte. Sie<lb/>
fingen jedesmahl weit mehr, als &#x017F;ie brauchen<lb/>
konten, und warfen daher die Ueberflu&#x0364;ßigen wie-<lb/>
der ins Meer. Bei die&#x017F;er Gelegenheit pflegten &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich dan gemeiniglich auch zu baden; und da mu&#x017F;te<lb/><hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi> die er&#x017F;taunliche Ge&#x017F;chiklichkeit bewun-<lb/>
dern, welche <hi rendition="#fr">Freitag</hi> im Schwimmen und Unter-<lb/>
tauchen bewies. Er &#x017F;uchte &#x017F;ich mit Fleiß ein fel-<lb/>
&#x017F;ichtes Ufer aus, wo die Meereswellen &#x017F;ich auf eine<lb/>
fu&#x0364;rchterliche Wei&#x017F;e brachen. In die&#x017F;e &#x017F;prang er<lb/>
&#x017F;cherzend von oben hinab, blieb einige Minuten<lb/>
unterm Wa&#x017F;&#x017F;er, &#x017F;o daß dem armen <hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi><lb/>
oft ang&#x017F;t und bange dabei ward, kam dan wie-<lb/>
der hervor auf die Oberfla&#x0364;che des Wa&#x017F;&#x017F;ers, legte<lb/>
&#x017F;ich auf den Ru&#x0364;kken um &#x017F;ich von den Wellen<lb/>
wiegen zu la&#x017F;&#x017F;en und trieb allerlei Gaukeleien,<lb/>
deren um&#x017F;ta&#x0364;ndliche Be&#x017F;chreibung beinahe alle<lb/>
Glaubwu&#x0364;rdigkeit verlieren wu&#x0364;rde. <hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on</hi><lb/>
konte dabei nicht umhin, die er&#x017F;taunlichen Anla-<lb/>
gen der men&#x017F;chlichen Natur zu bewundern, die<lb/>
zu allem fa&#x0364;hig i&#x017F;t, was ihr von Jugend an zur<lb/>
Uebung gemacht wird.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">An</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[178/0184] Regenzeit die Neze dazu verfertiget hatte. Sie fingen jedesmahl weit mehr, als ſie brauchen konten, und warfen daher die Ueberfluͤßigen wie- der ins Meer. Bei dieſer Gelegenheit pflegten ſie ſich dan gemeiniglich auch zu baden; und da muſte Robinſon die erſtaunliche Geſchiklichkeit bewun- dern, welche Freitag im Schwimmen und Unter- tauchen bewies. Er ſuchte ſich mit Fleiß ein fel- ſichtes Ufer aus, wo die Meereswellen ſich auf eine fuͤrchterliche Weiſe brachen. In dieſe ſprang er ſcherzend von oben hinab, blieb einige Minuten unterm Waſſer, ſo daß dem armen Robinſon oft angſt und bange dabei ward, kam dan wie- der hervor auf die Oberflaͤche des Waſſers, legte ſich auf den Ruͤkken um ſich von den Wellen wiegen zu laſſen und trieb allerlei Gaukeleien, deren umſtaͤndliche Beſchreibung beinahe alle Glaubwuͤrdigkeit verlieren wuͤrde. Robinſon konte dabei nicht umhin, die erſtaunlichen Anla- gen der menſchlichen Natur zu bewundern, die zu allem faͤhig iſt, was ihr von Jugend an zur Uebung gemacht wird. An

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/184
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/184>, abgerufen am 02.05.2024.