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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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Sein Gefährte, dessen Gottesfurcht noch
nicht so fest gegründet, und noch nicht durch so
viele und so lange Leiden gestärkt war, als die
Frömmigkeit seines Herrn, war wirklich der
Verzweiflung nahe. Unfähig, ferner zu arbei-
ten und völlig muthlos, legt' er das Ruder nie-
der, sahe seinen Herrn kläglich ins Gesicht und
fragte: ob sie nicht über Bord springen wolten,
um alle dem Jammer, der ihnen bevorstünde,
auf einmahl durch den Tod zu entgehen? Ro-
binson
redete ihm erst liebreich zu und suchte
ihm Muth einzusprechen; dan verwies er ihm
mit sanfter Stimme seinen schwachen Glauben
an die alles lenkende götliche Vorsehung, und
erinnerte ihn an das, was er ihn davon gelehrt
hatte. "Stehen wir, sezt' er hinzu, etwa
nur zu Lande in Gottes, des Almächtigen,
Hand? Ist er nicht auch Herr des Ozeans, und
kan er, wenn es ihm gefält, nicht auch diesen
wilden Fluthen gebieten, daß sie uns wieder an
einen sichern Ort führen müssen? Oder meinst
du, daß du dich seiner Herschaft entziehen kön-
nest, wenn du ins Meer springest? Wisse, un-

beson-
L

Sein Gefaͤhrte, deſſen Gottesfurcht noch
nicht ſo feſt gegruͤndet, und noch nicht durch ſo
viele und ſo lange Leiden geſtaͤrkt war, als die
Froͤmmigkeit ſeines Herrn, war wirklich der
Verzweiflung nahe. Unfaͤhig, ferner zu arbei-
ten und voͤllig muthlos, legt' er das Ruder nie-
der, ſahe ſeinen Herrn klaͤglich ins Geſicht und
fragte: ob ſie nicht uͤber Bord ſpringen wolten,
um alle dem Jammer, der ihnen bevorſtuͤnde,
auf einmahl durch den Tod zu entgehen? Ro-
binſon
redete ihm erſt liebreich zu und ſuchte
ihm Muth einzuſprechen; dan verwies er ihm
mit ſanfter Stimme ſeinen ſchwachen Glauben
an die alles lenkende goͤtliche Vorſehung, und
erinnerte ihn an das, was er ihn davon gelehrt
hatte. „Stehen wir, ſezt' er hinzu, etwa
nur zu Lande in Gottes, des Almaͤchtigen,
Hand? Iſt er nicht auch Herr des Ozeans, und
kan er, wenn es ihm gefaͤlt, nicht auch dieſen
wilden Fluthen gebieten, daß ſie uns wieder an
einen ſichern Ort fuͤhren muͤſſen? Oder meinſt
du, daß du dich ſeiner Herſchaft entziehen koͤn-
neſt, wenn du ins Meer ſpringeſt? Wiſſe, un-

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[161/0167] Sein Gefaͤhrte, deſſen Gottesfurcht noch nicht ſo feſt gegruͤndet, und noch nicht durch ſo viele und ſo lange Leiden geſtaͤrkt war, als die Froͤmmigkeit ſeines Herrn, war wirklich der Verzweiflung nahe. Unfaͤhig, ferner zu arbei- ten und voͤllig muthlos, legt' er das Ruder nie- der, ſahe ſeinen Herrn klaͤglich ins Geſicht und fragte: ob ſie nicht uͤber Bord ſpringen wolten, um alle dem Jammer, der ihnen bevorſtuͤnde, auf einmahl durch den Tod zu entgehen? Ro- binſon redete ihm erſt liebreich zu und ſuchte ihm Muth einzuſprechen; dan verwies er ihm mit ſanfter Stimme ſeinen ſchwachen Glauben an die alles lenkende goͤtliche Vorſehung, und erinnerte ihn an das, was er ihn davon gelehrt hatte. „Stehen wir, ſezt' er hinzu, etwa nur zu Lande in Gottes, des Almaͤchtigen, Hand? Iſt er nicht auch Herr des Ozeans, und kan er, wenn es ihm gefaͤlt, nicht auch dieſen wilden Fluthen gebieten, daß ſie uns wieder an einen ſichern Ort fuͤhren muͤſſen? Oder meinſt du, daß du dich ſeiner Herſchaft entziehen koͤn- neſt, wenn du ins Meer ſpringeſt? Wiſſe, un- beſon- L

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/167>, abgerufen am 24.11.2024.