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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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sie jeden Anfal der Wilden ziemlich ruhig erwar-
ten. Denn ehe einer derselben über den Gra-
ben kommen und die Pallisaden ersteigen konte:
war es ihnen leicht, ihn entweder mit Pfeilen
zu erschiessen, oder mit den langen Spiessen zu
erstechen. Für ihre Sicherheit war also nun
wohl hinlänglich gesorgt.

Eines Tages, da Robinson und Freitag
eine nahe am Strande liegende Anhöhe erstie-
gen hatten, von der sie weit ins Meer hinaus
sehen konten: gukte Freitag sehr scharf nach der
Gegend hin, wo man, wie wohl nur ganz dun-
kel, einige ferne Inseln liegen sahe. Auf ein-
mahl fieng er an vor Freuden zu hüpfen und zu
springen und allerlei seltsame Gebehrden zu ma-
chen. Auf Robinsons Frage: was ihn an-
komme? rief er freudig aus, indem er fortfuhr
zu tanzen: lustig! lustig! dort ist meine
Heimath! Dort wohnt meine Nazion!

Aus dem glühenden Gesicht und den funkelnden
Augen, womit er dies ausrief, leuchtete eine
recht große Liebe zu seinem Vaterlande und der
Wunsch hervor, wieder dahin zu kommen.

Diese

ſie jeden Anfal der Wilden ziemlich ruhig erwar-
ten. Denn ehe einer derſelben uͤber den Gra-
ben kommen und die Palliſaden erſteigen konte:
war es ihnen leicht, ihn entweder mit Pfeilen
zu erſchieſſen, oder mit den langen Spieſſen zu
erſtechen. Fuͤr ihre Sicherheit war alſo nun
wohl hinlaͤnglich geſorgt.

Eines Tages, da Robinſon und Freitag
eine nahe am Strande liegende Anhoͤhe erſtie-
gen hatten, von der ſie weit ins Meer hinaus
ſehen konten: gukte Freitag ſehr ſcharf nach der
Gegend hin, wo man, wie wohl nur ganz dun-
kel, einige ferne Inſeln liegen ſahe. Auf ein-
mahl fieng er an vor Freuden zu huͤpfen und zu
ſpringen und allerlei ſeltſame Gebehrden zu ma-
chen. Auf Robinſons Frage: was ihn an-
komme? rief er freudig aus, indem er fortfuhr
zu tanzen: luſtig! luſtig! dort iſt meine
Heimath! Dort wohnt meine Nazion!

Aus dem gluͤhenden Geſicht und den funkelnden
Augen, womit er dies ausrief, leuchtete eine
recht große Liebe zu ſeinem Vaterlande und der
Wunſch hervor, wieder dahin zu kommen.

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[127/0133] ſie jeden Anfal der Wilden ziemlich ruhig erwar- ten. Denn ehe einer derſelben uͤber den Gra- ben kommen und die Palliſaden erſteigen konte: war es ihnen leicht, ihn entweder mit Pfeilen zu erſchieſſen, oder mit den langen Spieſſen zu erſtechen. Fuͤr ihre Sicherheit war alſo nun wohl hinlaͤnglich geſorgt. Eines Tages, da Robinſon und Freitag eine nahe am Strande liegende Anhoͤhe erſtie- gen hatten, von der ſie weit ins Meer hinaus ſehen konten: gukte Freitag ſehr ſcharf nach der Gegend hin, wo man, wie wohl nur ganz dun- kel, einige ferne Inſeln liegen ſahe. Auf ein- mahl fieng er an vor Freuden zu huͤpfen und zu ſpringen und allerlei ſeltſame Gebehrden zu ma- chen. Auf Robinſons Frage: was ihn an- komme? rief er freudig aus, indem er fortfuhr zu tanzen: luſtig! luſtig! dort iſt meine Heimath! Dort wohnt meine Nazion! Aus dem gluͤhenden Geſicht und den funkelnden Augen, womit er dies ausrief, leuchtete eine recht große Liebe zu ſeinem Vaterlande und der Wunſch hervor, wieder dahin zu kommen. Dieſe

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/133>, abgerufen am 04.05.2024.