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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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So also auch jezt. Beide, er und Frei-
tag, arbeiteten täglich vom frühen Morgen bis
zum späten Abend mit Lust und Eifer, und es
war daher erstaunlich, wie viel sie, ihrer arm-
seeligen Werkzeuge ungeachtet, an jedem Tage
vor sich brachten. Zum Glük wehete zwei Mo-
nate hinter einander ein solcher Wind, der es den
Wilden unmöglich machte, Robinsons Insel
zu besuchen. Es war also auch, während der
Arbeit, kein Ueberfal von ihnen zu besorgen.

Indeß nun Robinson so arbeitete, war er
nebenbei bemüht, seinen Gehülfen nach und nach
so viel von der deutschen Sprache zu lehren, daß
er ihn verstehen könte, wenn er mit ihm redete;
und dieser war so gelehrig, daß er in kurzer Zeit
schon recht viel davon begriffen hatte. Robin-
son
macht' es dabei eben so, wie wir es mit
euch zu machen pflegen, wenn wir euch latei-
nisch oder französisch lehren; er zeigte ihm im-
mer das Ding, wovon er redete und dan sprach
er den Nahmen desselben laut und deutlich aus.
Wenn er aber von Sachen redete, die er ihm
nicht zeigen konte, so machte er so vernehmliche

Mie-

So alſo auch jezt. Beide, er und Frei-
tag, arbeiteten taͤglich vom fruͤhen Morgen bis
zum ſpaͤten Abend mit Luſt und Eifer, und es
war daher erſtaunlich, wie viel ſie, ihrer arm-
ſeeligen Werkzeuge ungeachtet, an jedem Tage
vor ſich brachten. Zum Gluͤk wehete zwei Mo-
nate hinter einander ein ſolcher Wind, der es den
Wilden unmoͤglich machte, Robinſons Inſel
zu beſuchen. Es war alſo auch, waͤhrend der
Arbeit, kein Ueberfal von ihnen zu beſorgen.

Indeß nun Robinſon ſo arbeitete, war er
nebenbei bemuͤht, ſeinen Gehuͤlfen nach und nach
ſo viel von der deutſchen Sprache zu lehren, daß
er ihn verſtehen koͤnte, wenn er mit ihm redete;
und dieſer war ſo gelehrig, daß er in kurzer Zeit
ſchon recht viel davon begriffen hatte. Robin-
ſon
macht' es dabei eben ſo, wie wir es mit
euch zu machen pflegen, wenn wir euch latei-
niſch oder franzoͤſiſch lehren; er zeigte ihm im-
mer das Ding, wovon er redete und dan ſprach
er den Nahmen deſſelben laut und deutlich aus.
Wenn er aber von Sachen redete, die er ihm
nicht zeigen konte, ſo machte er ſo vernehmliche

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[125/0131] So alſo auch jezt. Beide, er und Frei- tag, arbeiteten taͤglich vom fruͤhen Morgen bis zum ſpaͤten Abend mit Luſt und Eifer, und es war daher erſtaunlich, wie viel ſie, ihrer arm- ſeeligen Werkzeuge ungeachtet, an jedem Tage vor ſich brachten. Zum Gluͤk wehete zwei Mo- nate hinter einander ein ſolcher Wind, der es den Wilden unmoͤglich machte, Robinſons Inſel zu beſuchen. Es war alſo auch, waͤhrend der Arbeit, kein Ueberfal von ihnen zu beſorgen. Indeß nun Robinſon ſo arbeitete, war er nebenbei bemuͤht, ſeinen Gehuͤlfen nach und nach ſo viel von der deutſchen Sprache zu lehren, daß er ihn verſtehen koͤnte, wenn er mit ihm redete; und dieſer war ſo gelehrig, daß er in kurzer Zeit ſchon recht viel davon begriffen hatte. Robin- ſon macht' es dabei eben ſo, wie wir es mit euch zu machen pflegen, wenn wir euch latei- niſch oder franzoͤſiſch lehren; er zeigte ihm im- mer das Ding, wovon er redete und dan ſprach er den Nahmen deſſelben laut und deutlich aus. Wenn er aber von Sachen redete, die er ihm nicht zeigen konte, ſo machte er ſo vernehmliche Mie-

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/131>, abgerufen am 26.11.2024.