Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

eisernes Werkzeug, keine Hakke, keinen Spa-
ten, keine Schaufel zu haben! Denkt einmahl
nach, was das sagen wolle! Der Pallisaden be-
durfte man beinahe 400 Stük; und diese blos
mit einem einzigen steinernen Beile behauen und
zuspizen zu wollen: in der That kein leichtes
Unternehmen! Und dan, so muste auch noch
von der Quelle bis zu diesem Graben ein beina-
he eben so tiefer Kanal gegraben werden, um
das Wasser herzuleiten; und zwischen diesem
Quel und der Wohnung war noch oben drein
eine Anhöhe, welche durchgestochen werden
muste!

Aber alle diese Schwierigkeiten schrekten un-
sern entschlossenen Freund nicht ab. Durch ein
mässiges und immer arbeitsames Leben war auch
sein Muth zu jeder wichtigen Unternehmung viel
grösser geworden, als er bei weichlichen, im Müs-
siggang und Wohlleben aufgewachsenen Menschen
zu sein pflegt. Mit Gott und gutem Muth!
war der Wahlspruch, mit welchem er jedes wich-
tige Geschäft anfing; und wir wissen schon, daß
er dan auch nicht eher nachließ, als bis das Werk
geendiget war.

So

eiſernes Werkzeug, keine Hakke, keinen Spa-
ten, keine Schaufel zu haben! Denkt einmahl
nach, was das ſagen wolle! Der Palliſaden be-
durfte man beinahe 400 Stuͤk; und dieſe blos
mit einem einzigen ſteinernen Beile behauen und
zuſpizen zu wollen: in der That kein leichtes
Unternehmen! Und dan, ſo muſte auch noch
von der Quelle bis zu dieſem Graben ein beina-
he eben ſo tiefer Kanal gegraben werden, um
das Waſſer herzuleiten; und zwiſchen dieſem
Quel und der Wohnung war noch oben drein
eine Anhoͤhe, welche durchgeſtochen werden
muſte!

Aber alle dieſe Schwierigkeiten ſchrekten un-
ſern entſchloſſenen Freund nicht ab. Durch ein
maͤſſiges und immer arbeitſames Leben war auch
ſein Muth zu jeder wichtigen Unternehmung viel
groͤſſer geworden, als er bei weichlichen, im Muͤſ-
ſiggang und Wohlleben aufgewachſenen Menſchen
zu ſein pflegt. Mit Gott und gutem Muth!
war der Wahlſpruch, mit welchem er jedes wich-
tige Geſchaͤft anfing; und wir wiſſen ſchon, daß
er dan auch nicht eher nachließ, als bis das Werk
geendiget war.

So
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0130" n="124"/>
ei&#x017F;ernes Werkzeug, keine Hakke, keinen Spa-<lb/>
ten, keine Schaufel zu haben! Denkt einmahl<lb/>
nach, was das &#x017F;agen wolle! Der Palli&#x017F;aden be-<lb/>
durfte man beinahe 400 Stu&#x0364;k; und die&#x017F;e blos<lb/>
mit einem einzigen &#x017F;teinernen Beile behauen und<lb/>
zu&#x017F;pizen zu wollen: in der That kein leichtes<lb/>
Unternehmen! Und dan, &#x017F;o mu&#x017F;te auch noch<lb/>
von der Quelle bis zu die&#x017F;em Graben ein beina-<lb/>
he eben &#x017F;o tiefer Kanal gegraben werden, um<lb/>
das Wa&#x017F;&#x017F;er herzuleiten; und zwi&#x017F;chen die&#x017F;em<lb/>
Quel und der Wohnung war noch oben drein<lb/>
eine Anho&#x0364;he, welche durchge&#x017F;tochen werden<lb/>
mu&#x017F;te!</p><lb/>
          <p>Aber alle die&#x017F;e Schwierigkeiten &#x017F;chrekten un-<lb/>
&#x017F;ern ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Freund nicht ab. Durch ein<lb/>
ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;iges und immer arbeit&#x017F;ames Leben war auch<lb/>
&#x017F;ein Muth zu jeder wichtigen Unternehmung viel<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er geworden, als er bei weichlichen, im Mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;iggang und Wohlleben aufgewach&#x017F;enen Men&#x017F;chen<lb/>
zu &#x017F;ein pflegt. <hi rendition="#fr">Mit Gott und gutem Muth!</hi><lb/>
war der Wahl&#x017F;pruch, mit welchem er jedes wich-<lb/>
tige Ge&#x017F;cha&#x0364;ft anfing; und wir wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chon, daß<lb/>
er dan auch nicht eher nachließ, als bis das Werk<lb/>
geendiget war.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0130] eiſernes Werkzeug, keine Hakke, keinen Spa- ten, keine Schaufel zu haben! Denkt einmahl nach, was das ſagen wolle! Der Palliſaden be- durfte man beinahe 400 Stuͤk; und dieſe blos mit einem einzigen ſteinernen Beile behauen und zuſpizen zu wollen: in der That kein leichtes Unternehmen! Und dan, ſo muſte auch noch von der Quelle bis zu dieſem Graben ein beina- he eben ſo tiefer Kanal gegraben werden, um das Waſſer herzuleiten; und zwiſchen dieſem Quel und der Wohnung war noch oben drein eine Anhoͤhe, welche durchgeſtochen werden muſte! Aber alle dieſe Schwierigkeiten ſchrekten un- ſern entſchloſſenen Freund nicht ab. Durch ein maͤſſiges und immer arbeitſames Leben war auch ſein Muth zu jeder wichtigen Unternehmung viel groͤſſer geworden, als er bei weichlichen, im Muͤſ- ſiggang und Wohlleben aufgewachſenen Menſchen zu ſein pflegt. Mit Gott und gutem Muth! war der Wahlſpruch, mit welchem er jedes wich- tige Geſchaͤft anfing; und wir wiſſen ſchon, daß er dan auch nicht eher nachließ, als bis das Werk geendiget war. So

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/130
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/130>, abgerufen am 26.11.2024.