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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

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nem Beispiele lernen mögtet, daß man viel
kan, wenn man viel wil,
und daß keine
böse Gewohnheit so stark sei, daß wir sie mit
Gottes Hülfe nicht solten überwinden können,
wenn es nur ein rechter Ernst damit ist. --

Nun, Kinder, zum Anfang werden diese
Uebungen in der Enthaltsamkeit und Selbstbe-
kämpfung, die wir jezt beschlossen haben, schon
hinreichend sein. Haben wir diese glüklich über-
standen, so wird uns jede folgende Uebung leich-
ter werden. Also -- es bleibt dabei, jeder
thut, wozu er sich freiwillig entschlossen hat;
und nun wieder zu unserm Robinson!

Der Zustand desselben, war jezt glüklicher,
als er, seit seiner Ankunft auf dieser Insel, je-
mahls gewesen war. Die einzige große Sorge,
die ihn jezt nur noch beunruhigte, war die,
daß die Wilden vielleicht bald zurük kommen
würden, um ihre zurükgebliebenen Gefährten
aufzusuchen, und daß es dan leicht zwischen ihm
und ihnen wieder zu blutigen Händeln kommen
dürfte. Er zitterte vor dem Gedanken, aber-
mahls in die Nothwendigkeit versezt zu werden,

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nem Beiſpiele lernen moͤgtet, daß man viel
kan, wenn man viel wil,
und daß keine
boͤſe Gewohnheit ſo ſtark ſei, daß wir ſie mit
Gottes Huͤlfe nicht ſolten uͤberwinden koͤnnen,
wenn es nur ein rechter Ernſt damit iſt. —

Nun, Kinder, zum Anfang werden dieſe
Uebungen in der Enthaltſamkeit und Selbſtbe-
kaͤmpfung, die wir jezt beſchloſſen haben, ſchon
hinreichend ſein. Haben wir dieſe gluͤklich uͤber-
ſtanden, ſo wird uns jede folgende Uebung leich-
ter werden. Alſo — es bleibt dabei, jeder
thut, wozu er ſich freiwillig entſchloſſen hat;
und nun wieder zu unſerm Robinſon!

Der Zuſtand deſſelben, war jezt gluͤklicher,
als er, ſeit ſeiner Ankunft auf dieſer Inſel, je-
mahls geweſen war. Die einzige große Sorge,
die ihn jezt nur noch beunruhigte, war die,
daß die Wilden vielleicht bald zuruͤk kommen
wuͤrden, um ihre zuruͤkgebliebenen Gefaͤhrten
aufzuſuchen, und daß es dan leicht zwiſchen ihm
und ihnen wieder zu blutigen Haͤndeln kommen
duͤrfte. Er zitterte vor dem Gedanken, aber-
mahls in die Nothwendigkeit verſezt zu werden,

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[121/0127] nem Beiſpiele lernen moͤgtet, daß man viel kan, wenn man viel wil, und daß keine boͤſe Gewohnheit ſo ſtark ſei, daß wir ſie mit Gottes Huͤlfe nicht ſolten uͤberwinden koͤnnen, wenn es nur ein rechter Ernſt damit iſt. — Nun, Kinder, zum Anfang werden dieſe Uebungen in der Enthaltſamkeit und Selbſtbe- kaͤmpfung, die wir jezt beſchloſſen haben, ſchon hinreichend ſein. Haben wir dieſe gluͤklich uͤber- ſtanden, ſo wird uns jede folgende Uebung leich- ter werden. Alſo — es bleibt dabei, jeder thut, wozu er ſich freiwillig entſchloſſen hat; und nun wieder zu unſerm Robinſon! Der Zuſtand deſſelben, war jezt gluͤklicher, als er, ſeit ſeiner Ankunft auf dieſer Inſel, je- mahls geweſen war. Die einzige große Sorge, die ihn jezt nur noch beunruhigte, war die, daß die Wilden vielleicht bald zuruͤk kommen wuͤrden, um ihre zuruͤkgebliebenen Gefaͤhrten aufzuſuchen, und daß es dan leicht zwiſchen ihm und ihnen wieder zu blutigen Haͤndeln kommen duͤrfte. Er zitterte vor dem Gedanken, aber- mahls in die Nothwendigkeit verſezt zu werden, Men- H 5

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Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/127>, abgerufen am 04.05.2024.