Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

und der Teufelsbanner (so nennen sie den
Betrüger) macht dafür allerlei närrische Gauke-
leien. Wird das Vieh dan etwa zufälliger Wei-
se wieder gesund: so schwören sie darauf, daß
es wirklich behext gewesen, aber von dem klu-
gen Manne
(so pflegen sie den Betrüger auch
wohl zu nennen) wieder entzaubert worden sei.
Stirbt das Vieh aber doch; nun so hat der klu-
ge Man tausend Ausreden, wodurch er dem
Volke begreiflich zu machen weiß, warum seine
Bannung ohne seine Schuld fruchtlos geblieben
sei.

Je dummer die Menschen sind, desto mehr
sind sie diesem schädlichen Aberglauben ergeben.
Ihr könt also denken, daß er vornemlich unter
den Wilden im Schwange gehen muß. Alles,
was diese mit ihrem einfältigen Verstande nicht
begreifen können, das schreiben sie den Wirkun-
gen böser Geister zu; und dies war der Fal
worin sich unser Freitag jezt befand.

Nie hatt' er gehört oder erfahren, daß man
Wasser heiß machen könne; nie hatt' er auch
gefühlt, wie es thut, wenn man die Hand in

ko-

und der Teufelsbanner (ſo nennen ſie den
Betruͤger) macht dafuͤr allerlei naͤrriſche Gauke-
leien. Wird das Vieh dan etwa zufaͤlliger Wei-
ſe wieder geſund: ſo ſchwoͤren ſie darauf, daß
es wirklich behext geweſen, aber von dem klu-
gen Manne
(ſo pflegen ſie den Betruͤger auch
wohl zu nennen) wieder entzaubert worden ſei.
Stirbt das Vieh aber doch; nun ſo hat der klu-
ge Man tauſend Ausreden, wodurch er dem
Volke begreiflich zu machen weiß, warum ſeine
Bannung ohne ſeine Schuld fruchtlos geblieben
ſei.

Je dummer die Menſchen ſind, deſto mehr
ſind ſie dieſem ſchaͤdlichen Aberglauben ergeben.
Ihr koͤnt alſo denken, daß er vornemlich unter
den Wilden im Schwange gehen muß. Alles,
was dieſe mit ihrem einfaͤltigen Verſtande nicht
begreifen koͤnnen, das ſchreiben ſie den Wirkun-
gen boͤſer Geiſter zu; und dies war der Fal
worin ſich unſer Freitag jezt befand.

Nie hatt' er gehoͤrt oder erfahren, daß man
Waſſer heiß machen koͤnne; nie hatt' er auch
gefuͤhlt, wie es thut, wenn man die Hand in

ko-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0112" n="106"/>
und der <hi rendition="#fr">Teufelsbanner</hi> (&#x017F;o nennen &#x017F;ie den<lb/>
Betru&#x0364;ger) macht dafu&#x0364;r allerlei na&#x0364;rri&#x017F;che Gauke-<lb/>
leien. Wird das Vieh dan etwa zufa&#x0364;lliger Wei-<lb/>
&#x017F;e wieder ge&#x017F;und: &#x017F;o &#x017F;chwo&#x0364;ren &#x017F;ie darauf, daß<lb/>
es wirklich behext gewe&#x017F;en, aber von dem <hi rendition="#fr">klu-<lb/>
gen Manne</hi> (&#x017F;o pflegen &#x017F;ie den Betru&#x0364;ger auch<lb/>
wohl zu nennen) wieder entzaubert worden &#x017F;ei.<lb/>
Stirbt das Vieh aber doch; nun &#x017F;o hat der klu-<lb/>
ge Man tau&#x017F;end Ausreden, wodurch er dem<lb/>
Volke begreiflich zu machen weiß, warum &#x017F;eine<lb/>
Bannung ohne &#x017F;eine Schuld fruchtlos geblieben<lb/>
&#x017F;ei.</p><lb/>
          <p>Je dummer die Men&#x017F;chen &#x017F;ind, de&#x017F;to mehr<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;ie die&#x017F;em &#x017F;cha&#x0364;dlichen Aberglauben ergeben.<lb/>
Ihr ko&#x0364;nt al&#x017F;o denken, daß er vornemlich unter<lb/>
den Wilden im Schwange gehen muß. Alles,<lb/>
was die&#x017F;e mit ihrem einfa&#x0364;ltigen Ver&#x017F;tande nicht<lb/>
begreifen ko&#x0364;nnen, das &#x017F;chreiben &#x017F;ie den Wirkun-<lb/>
gen bo&#x0364;&#x017F;er Gei&#x017F;ter zu; und dies war der Fal<lb/>
worin &#x017F;ich un&#x017F;er <hi rendition="#fr">Freitag</hi> jezt befand.</p><lb/>
          <p>Nie hatt' er geho&#x0364;rt oder erfahren, daß man<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er heiß machen ko&#x0364;nne; nie hatt' er auch<lb/>
gefu&#x0364;hlt, wie es thut, wenn man die Hand in<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ko-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0112] und der Teufelsbanner (ſo nennen ſie den Betruͤger) macht dafuͤr allerlei naͤrriſche Gauke- leien. Wird das Vieh dan etwa zufaͤlliger Wei- ſe wieder geſund: ſo ſchwoͤren ſie darauf, daß es wirklich behext geweſen, aber von dem klu- gen Manne (ſo pflegen ſie den Betruͤger auch wohl zu nennen) wieder entzaubert worden ſei. Stirbt das Vieh aber doch; nun ſo hat der klu- ge Man tauſend Ausreden, wodurch er dem Volke begreiflich zu machen weiß, warum ſeine Bannung ohne ſeine Schuld fruchtlos geblieben ſei. Je dummer die Menſchen ſind, deſto mehr ſind ſie dieſem ſchaͤdlichen Aberglauben ergeben. Ihr koͤnt alſo denken, daß er vornemlich unter den Wilden im Schwange gehen muß. Alles, was dieſe mit ihrem einfaͤltigen Verſtande nicht begreifen koͤnnen, das ſchreiben ſie den Wirkun- gen boͤſer Geiſter zu; und dies war der Fal worin ſich unſer Freitag jezt befand. Nie hatt' er gehoͤrt oder erfahren, daß man Waſſer heiß machen koͤnne; nie hatt' er auch gefuͤhlt, wie es thut, wenn man die Hand in ko-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/112
Zitationshilfe: Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/112>, abgerufen am 04.05.2024.