Fr. R. Da hat mir unser Freund Robin- son einmahl wieder gar nicht gefallen!
Johannes. Warum nicht?
Fr. R. Darum nicht, daß er, ohne hin- längliche Anzeigen von Freitags Untreue zu haben, so gleich einen so schwarzen Argwohn gegen ihn faßte. Fi! wer wolte wohl so mis- trauisch sein!
Johannes. Ja, es hätte aber doch wohl sein können, daß es wahr gewesen wäre, was er besorgte; und da must' er sich doch vor ihn in Acht nehmen!
Fr. R. Versteh' mich recht, lieber Johan- nes! daß der Gedanke an Freitags mögliche Untreue ihm einfiel, verdenk' ich ihm nicht; auch das nicht, daß er ihm nachlief, um ihn zu hindern, fals er etwas wider ihn im Schilde führen solte: denn diese Vorsichtigkeit gegen ei- nen noch unbekanten Menschen war allerdings nöthig und gut. Aber das verdenk ich ihm, daß er diesen Argwohn nun gleich für gegründet
hielt,
G 2
Bewegung gerieth das entzuͤndete Heu in Flam- men.
Fr. R. Da hat mir unſer Freund Robin- ſon einmahl wieder gar nicht gefallen!
Johannes. Warum nicht?
Fr. R. Darum nicht, daß er, ohne hin- laͤngliche Anzeigen von Freitags Untreue zu haben, ſo gleich einen ſo ſchwarzen Argwohn gegen ihn faßte. Fi! wer wolte wohl ſo mis- trauiſch ſein!
Johannes. Ja, es haͤtte aber doch wohl ſein koͤnnen, daß es wahr geweſen waͤre, was er beſorgte; und da muſt' er ſich doch vor ihn in Acht nehmen!
Fr. R. Verſteh' mich recht, lieber Johan- nes! daß der Gedanke an Freitags moͤgliche Untreue ihm einfiel, verdenk' ich ihm nicht; auch das nicht, daß er ihm nachlief, um ihn zu hindern, fals er etwas wider ihn im Schilde fuͤhren ſolte: denn dieſe Vorſichtigkeit gegen ei- nen noch unbekanten Menſchen war allerdings noͤthig und gut. Aber das verdenk ich ihm, daß er dieſen Argwohn nun gleich fuͤr gegruͤndet
hielt,
G 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0105"n="99"/>
Bewegung gerieth das entzuͤndete Heu in Flam-<lb/>
men.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Fr. R.</hi> Da hat mir unſer Freund <hirendition="#fr">Robin-<lb/>ſon</hi> einmahl wieder gar nicht gefallen!</p><lb/><p><hirendition="#fr">Johannes.</hi> Warum nicht?</p><lb/><p><hirendition="#fr">Fr. R.</hi> Darum nicht, daß er, ohne hin-<lb/>
laͤngliche Anzeigen von <hirendition="#fr">Freitags</hi> Untreue zu<lb/>
haben, ſo gleich einen ſo ſchwarzen Argwohn<lb/>
gegen ihn faßte. Fi! wer wolte wohl ſo mis-<lb/>
trauiſch ſein!</p><lb/><p><hirendition="#fr">Johannes.</hi> Ja, es haͤtte aber doch wohl<lb/>ſein koͤnnen, daß es wahr geweſen waͤre, was<lb/>
er beſorgte; und da muſt' er ſich doch vor ihn in<lb/>
Acht nehmen!</p><lb/><p><hirendition="#fr">Fr. R.</hi> Verſteh' mich recht, lieber Johan-<lb/>
nes! daß der Gedanke an Freitags <hirendition="#fr">moͤgliche</hi><lb/>
Untreue ihm einfiel, verdenk' ich ihm nicht;<lb/>
auch das nicht, daß er ihm nachlief, um ihn zu<lb/>
hindern, <hirendition="#fr">fals</hi> er etwas wider ihn im Schilde<lb/>
fuͤhren ſolte: denn dieſe Vorſichtigkeit gegen ei-<lb/>
nen noch unbekanten Menſchen war allerdings<lb/>
noͤthig und gut. Aber das verdenk ich ihm,<lb/>
daß er dieſen Argwohn nun gleich fuͤr gegruͤndet<lb/><fwplace="bottom"type="sig">G 2</fw><lb/><fwplace="bottom"type="catch">hielt,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[99/0105]
Bewegung gerieth das entzuͤndete Heu in Flam-
men.
Fr. R. Da hat mir unſer Freund Robin-
ſon einmahl wieder gar nicht gefallen!
Johannes. Warum nicht?
Fr. R. Darum nicht, daß er, ohne hin-
laͤngliche Anzeigen von Freitags Untreue zu
haben, ſo gleich einen ſo ſchwarzen Argwohn
gegen ihn faßte. Fi! wer wolte wohl ſo mis-
trauiſch ſein!
Johannes. Ja, es haͤtte aber doch wohl
ſein koͤnnen, daß es wahr geweſen waͤre, was
er beſorgte; und da muſt' er ſich doch vor ihn in
Acht nehmen!
Fr. R. Verſteh' mich recht, lieber Johan-
nes! daß der Gedanke an Freitags moͤgliche
Untreue ihm einfiel, verdenk' ich ihm nicht;
auch das nicht, daß er ihm nachlief, um ihn zu
hindern, fals er etwas wider ihn im Schilde
fuͤhren ſolte: denn dieſe Vorſichtigkeit gegen ei-
nen noch unbekanten Menſchen war allerdings
noͤthig und gut. Aber das verdenk ich ihm,
daß er dieſen Argwohn nun gleich fuͤr gegruͤndet
hielt,
G 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 2. Hamburg, 1780, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson02_1780/105>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.