Blaß und stum, wie ein Mensch, der kein gutes Gewissen hat, saß er in einem Winkel, rang die Hände, und getraute sich kaum zu beten, weil er dachte, Gott könne unmöglich ihn noch lieb haben.
Man ließ die Geretteten, die nun sehr ermattet waren, sich durch Speise und Trank erquikken. Dan kam der Vornehmste unter ihnen mit einem großen Beutel vol Geld zum Schifskapitain und sagte: "Dies wäre das Einzige, was sie von dem Schiffe hätten mit- nehmen können. Er überreiche es ihm, als einen kleinen Beweis der Dankbarkeit, die sie für die Erhaltung ihres Lebens ihm schuldig wären."
"Gott bewahre mich, antwortete der Schifskapitain, daß ich ihr Geschenk anneh- men solte! Ich habe weiter nichts gethan, als was die Menschlichkeit mir zu thun gebot und ich bin versichert, daß sie eben das an uns würden gethan haben, wenn sie in unserer Stelle, und wir in der Ihrigen gewesen wä- ren."
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Blaß und ſtum, wie ein Menſch, der kein gutes Gewiſſen hat, ſaß er in einem Winkel, rang die Haͤnde, und getraute ſich kaum zu beten, weil er dachte, Gott koͤnne unmoͤglich ihn noch lieb haben.
Man ließ die Geretteten, die nun ſehr ermattet waren, ſich durch Speiſe und Trank erquikken. Dan kam der Vornehmſte unter ihnen mit einem großen Beutel vol Geld zum Schifskapitain und ſagte: „Dies waͤre das Einzige, was ſie von dem Schiffe haͤtten mit- nehmen koͤnnen. Er uͤberreiche es ihm, als einen kleinen Beweis der Dankbarkeit, die ſie fuͤr die Erhaltung ihres Lebens ihm ſchuldig waͤren.„
„Gott bewahre mich, antwortete der Schifskapitain, daß ich ihr Geſchenk anneh- men ſolte! Ich habe weiter nichts gethan, als was die Menſchlichkeit mir zu thun gebot und ich bin verſichert, daß ſie eben das an uns wuͤrden gethan haben, wenn ſie in unſerer Stelle, und wir in der Ihrigen geweſen waͤ- ren.„
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Blaß und ſtum, wie ein Menſch, der kein
gutes Gewiſſen hat, ſaß er in einem Winkel,
rang die Haͤnde, und getraute ſich kaum zu
beten, weil er dachte, Gott koͤnne unmoͤglich
ihn noch lieb haben.
Man ließ die Geretteten, die nun ſehr
ermattet waren, ſich durch Speiſe und Trank
erquikken. Dan kam der Vornehmſte unter
ihnen mit einem großen Beutel vol Geld zum
Schifskapitain und ſagte: „Dies waͤre das
Einzige, was ſie von dem Schiffe haͤtten mit-
nehmen koͤnnen. Er uͤberreiche es ihm, als
einen kleinen Beweis der Dankbarkeit, die ſie
fuͤr die Erhaltung ihres Lebens ihm ſchuldig
waͤren.„
„Gott bewahre mich, antwortete der
Schifskapitain, daß ich ihr Geſchenk anneh-
men ſolte! Ich habe weiter nichts gethan,
als was die Menſchlichkeit mir zu thun gebot
und ich bin verſichert, daß ſie eben das an
uns wuͤrden gethan haben, wenn ſie in unſerer
Stelle, und wir in der Ihrigen geweſen waͤ-
ren.„
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/77>, abgerufen am 22.11.2024.
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