am mänlichsten und würdigsten betrug. Bei seinem ersten Tritt' auf das Schif legte er sich aufs Gesicht nieder, und schien ganz leblos zu sein. Der Schifskapitain trat zu ihm, um ihn zu ermuntern, weil er glaubte, daß er in Ohnmacht gefallen sei. Aber er redete ganz ruhig, dankte ihm für sein Mitleid und sagte: "erlauben sie, daß ich erst meinen Schöp- fer für unsere Errettung danke; dan wil ich auch ihnen sagen, wie sehr ich ihre Wohlthat mit innigstem Dank erkenne." Der Schifs- kapitain trat ehrerbietig zurük.
Einige Minuten blieb er auf seinem Ge- sichte liegen; dan richtete er sich freudig auf, und gieng zum Kapitain, um auch ihm seinen Dank zu sagen. Hierauf wandte er sich zu seinen Gefährten, und ermahnte sie, ihr Ge- müth zu beruhigen, um ihre Gedanken desto besser zu dem Algütigen erheben zu können, dem sie die ungehofte Erhaltung ihres Lebens zu verdanken hätten. Sein Zureden that auch bei vielen gute Wirkung.
Und
am maͤnlichſten und wuͤrdigſten betrug. Bei ſeinem erſten Tritt' auf das Schif legte er ſich aufs Geſicht nieder, und ſchien ganz leblos zu ſein. Der Schifskapitain trat zu ihm, um ihn zu ermuntern, weil er glaubte, daß er in Ohnmacht gefallen ſei. Aber er redete ganz ruhig, dankte ihm fuͤr ſein Mitleid und ſagte: „erlauben ſie, daß ich erſt meinen Schoͤp- fer fuͤr unſere Errettung danke; dan wil ich auch ihnen ſagen, wie ſehr ich ihre Wohlthat mit innigſtem Dank erkenne.„ Der Schifs- kapitain trat ehrerbietig zuruͤk.
Einige Minuten blieb er auf ſeinem Ge- ſichte liegen; dan richtete er ſich freudig auf, und gieng zum Kapitain, um auch ihm ſeinen Dank zu ſagen. Hierauf wandte er ſich zu ſeinen Gefaͤhrten, und ermahnte ſie, ihr Ge- muͤth zu beruhigen, um ihre Gedanken deſto beſſer zu dem Alguͤtigen erheben zu koͤnnen, dem ſie die ungehofte Erhaltung ihres Lebens zu verdanken haͤtten. Sein Zureden that auch bei vielen gute Wirkung.
Und
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am maͤnlichſten und wuͤrdigſten betrug. Bei
ſeinem erſten Tritt' auf das Schif legte er ſich
aufs Geſicht nieder, und ſchien ganz leblos
zu ſein. Der Schifskapitain trat zu ihm,
um ihn zu ermuntern, weil er glaubte, daß
er in Ohnmacht gefallen ſei. Aber er redete
ganz ruhig, dankte ihm fuͤr ſein Mitleid und
ſagte: „erlauben ſie, daß ich erſt meinen Schoͤp-
fer fuͤr unſere Errettung danke; dan wil ich
auch ihnen ſagen, wie ſehr ich ihre Wohlthat
mit innigſtem Dank erkenne.„ Der Schifs-
kapitain trat ehrerbietig zuruͤk.
Einige Minuten blieb er auf ſeinem Ge-
ſichte liegen; dan richtete er ſich freudig auf,
und gieng zum Kapitain, um auch ihm ſeinen
Dank zu ſagen. Hierauf wandte er ſich zu
ſeinen Gefaͤhrten, und ermahnte ſie, ihr Ge-
muͤth zu beruhigen, um ihre Gedanken deſto
beſſer zu dem Alguͤtigen erheben zu koͤnnen,
dem ſie die ungehofte Erhaltung ihres Lebens
zu verdanken haͤtten. Sein Zureden that auch
bei vielen gute Wirkung.
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Campe, Joachim Heinrich: Robinson der Jüngere. Bd. 1. Hamburg, 1779, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/campe_robinson01_1779/74>, abgerufen am 22.11.2024.
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